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Willkommen zum letzten Teil unserer Orlando-Tour! Zum guten Schluss gehen wir auf eine amerikanische Kirmes, die Florida State Fair...
Die gesamte Magical & Wizarding Journey:
19.1. Hinflug
20.1. Fun Spot Kissimmee und Orlando
21.1. SeaWorld Orlando
22.1. Universal Islands of Adventure
23.1. Disney’s Magic Kingdom
24.1. Kennedy Space Center (und Daytona Beach)
25.1. Blue Man Group
26.1. Universal Studios
27.1. Busch Gardens Tampa (und Celebration Station)
28.1. Disney’s EPCOT
29.1. Disney’s Animal Kingdom
30.1. Legoland Florida
31.1. Cirque du Soleil – La Nouba (mit Minigolf, Florida und Boardwalk)
03.2. Disney’s Hollywood Studios
05.2. Florida State Fair (mit Fantasia Gardens Minigolf)
06.2. Rückflug?
Kapitel 1: In dem unsere Helden einen saftigen Hamburger und eine Warnung erhalten
Die Florida State Fair findet einmal im Jahr, im Februar, in Tampa statt. Neben einer „Leistungsschau“ in einer Messehalle und einem Auftritt der lokalen Landwirte, findet sich dort auch einer der größten Jahrmärkte in den USA.
Anders als in Europa werden Jahrmärkte in den USA nicht von Schaustellern bereist, die dort ihre einzelnen Fahrgeschäfte feil bieten, sondern im Land des gigantischen Unternehmertums kommt der gesamte Jahrmarkt aus einer einzigen Hand. Im Falle der Florida State Fair wurden komplett alle Fahrgeschäfte und Buden von Wade Shows Inc. gestellt.
Doch das Abenteuer beginnt schon vor dem Besuch der Fairgrounds. Unsere Helden entdecken gegenüber der Kirmes nämlich einen ‚Five Guys’ und können der fleischlichen Verlockung nicht widerstehen. Lohnenswert ist ein Besuch in dieser Frikadellen-Kette schon, nicht nur für Fans von Erdnüssen. Wenn man es geschafft hat, seinen Hamburger zu bestellen (bei dem man frei zwischen allen möglichen Toppings wählen kann), dann erhält man ein außerordentlich frisches und saftiges Exemplar eines Hamburgers. Nur der Cow Fish bei Universal und die Hamburger die wir dieses Jahr in einem ‚Red Robin’ genießen konnten waren da noch besser.
Doch mit dem Hamburger gab es auch eine Warnung: „You want to visit the fair?“. „Oh, yes!“. „They are horrible!“.
Ouch.
Kapitel 2: In dem unsere Helden das beste Fahrgeschäft der Fair fahren ohne es zu ahnen
Natürlich lassen sich die Helden nicht von verrückten Kirmes-Hasserinnen einer Hamburger-Kette vom weiteren Besuch der Fair abhalten. Die hat bestimmt keine Ahnung!
Also flugs auf den Parkplatz gefahren und rein da.
Als erstes fällt einem auf, dass die Kirmes ziemlich groß ist. Wir zählen auch mindestens fünf Riesenräder. Ich denke mir: „Wer braucht schon fünf Riesenräder?“.
Nun, Wade Shows Inc. hat hier fast ihr gesamtes Sortiment am Start. Das verspricht nicht nur ein Haufen Riesenräder sondern auch satte sechs Counts!
Wir steigen zu Beginn in den Sky Ride um einen Überblick über die State Fair zu erhalten.
Hätten wir damals schon gewusst, dass dies die beste Attraktion vor Ort ist, wären unsere Erwartungen wohl etwas gedämpfter gewesen. Beim „Überfliegen“ der Kirmes entdecken wir auch erste Counts. Und ich zähle alleine in diesem Bereich vier Fun Houses, z.B. dieses hier:
Wie sich am Ende herausstellte hatte die Fair mindestens sechs dieser Fun Houses, die innen drin dann auch noch alle beinahe identisch waren. Ich denke mir: „Wer braucht sechs identische Fun Houses?“.
Kapitel 3: In dem die Helden von einer kurvenreichen Italienerin verprügelt werden
Direkt an der Endstation des ‚Sky Ride’ steht auch schon unser erster Count des Tages. Eine Pinfari-Achterbahn mit dem wohlklingenden Namen RC-48 Coaster.
Sieht eigentlich gar nicht schlecht aus. Ist es aber.
Dieses Schmuckstück heißt nicht nur RC-48, es ist auch ein RC-48. Gott sei Dank ohne Looping. Pinfari wurde ja erfolgreich mit den Zyklon-Modellen und mit den RC (=Roller Coaster) ging man schließlich 2007 bankrott und alle Designs wurden an Interpark verkauft.
Die Bahn ist eine echte Prügelmaschine. Der beste Part ist die Schlussbremse, in der man mit Überraschung registriert, dass man die Fahrt überlebt hat. Die gehört zu meiner Low10 der Stahlachterbahnen.
Wertung: 2 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Kapitel 4: In dem der Wurm drin ist. Gleich zwei Mal.
Jetzt war also die Counterei eröffnet und es gab kein Halten mehr. Wir waren uns für keine Erniedrigung zu schade!
Weiter ging es mit Dragon Wagon (wie sich das reimt):
Das Layout überrascht mit einer gewissen Geradlinigkeit.
In diesem Powered Coaster von Wisdom Rides wird der Drache an der Leine geführt. Immer wieder im Kreis. Naja, Schwamm drüber.
Wertung: 2 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Dann hat da Wade Shows noch satte zwei Wacky Würmer im Programm und beide waren natürlich auch vor Ort. Ich denke mir: „Wer braucht zwei identische Wacky Worms?“.
Da hätten wir erst einmal den blauen Wurm:
Da hat sich die PR-Abteilung etwas Schönes ausgedacht und die Achterbahn einfach Wacky Worm Coaster genannt. Das ist geradezu entwaffnend offen und ehrlich.
Der zweite ist in der Originalfarbe Grün.
Und wie heißt der? Richtig, Wacky Worm Coaster 2. Nicht ‚3’, nicht ‚4’, sondern ‚2’. Die ‚5’ scheidet völlig aus!
Bewertung für beide:
Wertung: 2 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Kapitel 5: In dem die Helden auf Sancho Panza und seinen Kumpel, Baron Münchhausen, treffen
Die größte Achterbahn vor Ort sollte der Comet II sein.
Doch dort bewegte sich erst einmal nichts. Als wir näher kamen, sahen wir zwei Mexikaner, die in der Station in den Chaisen saßen und einen kleinen Schwatz abhielten. Wir konnten uns nicht zurückhalten und fragten nach: „Will it open?“. Tatsächlich taten wir das vier Mal (im Stunden-Takt) an diesem Abend und hier sind die jeweiligen Antworten in chronologischer Reihenfolge:
„Will it open?“ - „Yes, later“.
„Will it open?“ – „In a few minutes!“.
„Will it open?“ – „Sure“.
„Will it open?“ – „Fuck up and shut your mouth you counter bitches!“.
Ok, die letzte „Unterhaltung“ ist erfunden, aber drei Mal haben wir durchaus nachgefragt. Nachdem sich auch nach drei Stunden nichts an dieser Achterbahn tat, packten wir unsere Sachen und vermerkten zähneknirschend einen ‚Lost Count’. Das ist besonders schade, denn laut der Webseite von Wade Shows Inc. ist der Hersteller der Achterbahn ein gewisser Herr „Swartzkoph“.
Auch an „Crazy Cat“ und am „Mighty Mouse Coaster“ bewegte sich nichts. Konsterniert sahen wir eine Weile der Evakuierung von Fahrgästen auf dem Freefall-Tower „Mega Drop“ zu. Das dauerte ganz schön lange – aber da wir eh nichts anderes als Abwarten zu tun hatten, war das erst einmal nicht weiter schlimm.
Schließlich, 30 Minuten später, bewegte sich etwas an der mächtigen Maus und die Bahn Mighty Mouse Coaster wurde eröffnet.
Whoa, mächtig!
Das ist ein kleineres Spinning-Mouse-Modell von Zamperla, das diese ‚Twister Coaster’ nennen. Und wir nehmen uns mal kurz die Zeit um etwas über dieses äußerst erfolgreiche Achterbahnmodell zu plaudern:
Erfunden wurde es 1997 von Reverchon Industries und die nannten das Modell damals ‚Spinning Coaster’. 2003 ging Reverchon eine Kooperation mit Zamperla ein, die auch einschloss, dass Zamperla die Spinning Mouse-Coaster in Eigenregie bauen durfte. Die Kooperation wurde bereits 2005 wieder gekündigt, aber Zamperla durfte weiterhin diese Modelle bauen.
Und während es Zamperla immer besser ging (u.a. bauten dieses auch 7 der initialen 12 Attraktionen von Euro Disney) musste Reverchon 2008 bankrott anmelden. Warum heute auch die Fabbri Group ein ziemlich identisches Modell produzieren darf, weiß ich nicht.
Wie dem auch sei, der ‚Mighty Mouse Coaster’ fährt sich wie so ziemlich jede andere Spinning Mouse: Spaßig und ein wenig ruppig.
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Nebenan wurde dann, nach der Evakuierung auch wieder der Mega Drop in Betrieb genommen.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Freefall Tower zweimal direkt hintereinander evakuiert werden muss, ist verschwindend gering“, famous last words.
Dadurch dass dieses Gerät gerade einen Ausfall hinter sich hatte, wurde der Nervenkitzel um so größer. Da uns ein wenig langweilig war, durch die Warterei auf das Öffnen der Coaster, stiegen wir hier tatsächlich zu.
Nerven kostete auch der Crazy Cat-Coaster, denn der lief noch eine weitere Stunde nicht, obwohl schon mit Testfahrten begonnen wurde.
Total durchgeknallte, meschugge, verrückte Katze! Interessant ist auch, dass der Online-Duden als erste Alternative für 'verrückt' das Wort 'befotzt' anbietet. Das wollte ich der Katze aber nicht antun.
Bei Wade Shows heißt der Pinfari-Zyklon heute ‚Super Cyclone Coaster’, aber damals war er noch grün und eröffnete wie durch ein Wunder kurz nach 21 Uhr auf der State Fair.
Und im Vergleich zum neueren Pinfari-Modell RC48 gefiel uns der Zyklon-Oldie erheblich besser. Fuhr sich ganz gut und war ganz knapp die beste Achterbahn auf der Fair.
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Kapitel 6: In dem die Helden auf Rednecks und ihre Massagesessel treffen
Ansonsten war die State Fair ein Ausflug in die Abgründe menschlicher Vergnügungsaktivitäten. Durch die Warterei auf die Öffnungen der Achterbahnen musste wir ziemlich viel durch die Gassen der Fair schlendern und oft genug kam einem dies wie ein Spießrutenlauf vor. Es gibt dort eine Unmenge an Los- und Spielbuden – man nehme die Buden auf einem Freizeitpark und multipliziere diese mit mindestens fünf – und die Aggressivität der Verkäufer an diesen Buden suchte ihresgleichen. Ausgestattet mit Mikrofon und fetten Soundanlagen wurde man ständig angerufen, angebettelt, ja sogar verhöhnt.
Ein Überbleibsel vergangener Tage, in denen das Wort Menschenwürde nicht so groß geschrieben wurde, sind auch Buden, bei denen man einen Mitarbeiter mit Wurfbällen in ein Wasserbecken schießen kann. Um das Verlangen nach dieser Art von Freizeitbeschäftigung zu steigern, macht der Mitarbeiter immer lautstark vorbeiziehende Besucher an.
Andere Buden sind ganz dicht am Nepp: Fotos auf der größten Couch der Welt? Seltene Tiere (arme Viecher, die hier zur Schau gestellt werden) hinterm Zelt bestaunen? Nur herein marschiert, kostet nicht viel.
„Fritieren bis einer weint!“
In der Messehalle findet dann noch die Leistungsschau der Industrie von Florida statt. Die Hälfte der Anbieter produziert Massagesessel – kein Wunder angesichts der demographischen Altersverteilung in diesem Staat.
Im Hintergrund eine Ente. Hinter der Ente die Messehalle.
Und Volker? Der hat gedacht, dass es jetzt, am letzten Tag in Florida, unbedingt sein muss und hat den ersten ‚Turkey Leg’ seines Lebens erstanden. Den hat er dann auch gleich zweimal gegessen (zum ersten und zum letzten Mal). Ich hoffe inständig, dass Turkey Legs in anderen Parks besser schmecken als dieses... Ding.
Kapitel 7: In dem die Helden „Auf Wiedersehen Florida!“ sagen
Hört sich jetzt alles so negativ an. Aber so ist das mit Freizeitparks oder auch Kirmessen: Man kann auch mit Trash seinen Spaß haben. Ob man die Florida State Fair unbedingt besuchen muss, sei allerdings dennoch einmal dahingestellt.
Was aber auf jeden Fall mal besucht werden muss, ist die Gegend um Orlando. Ich kenne auch Leute, die diese falsche Fassadenstadt hassen – aber auch die geben zu, dass man diesen Zirkus einmal gesehen haben muss.
Für Fans von Dark Rides und thematisierten Welten, die einem aus dem Alltag entführen und dieses schöne beschwingte Freizeitpark-Gefühl aufleben lassen, für die gibt es vermutlich keinen besseren Ort auf der Welt. Und gute Achterbahnen gibt es dort auch. Mittlerweile sogar einen Hypercoaster.
Damit ist unsere ‚Magical & Wizarding’-Reise auch beendet und wir sagen ‚Tschüß!’ Bis zur nächsten Berichte-Reihe.
„Das sind mir so Helden.“
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