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Flickering Lights Tour 5: Tivoli Gardens Kopenhagen

Fiorell

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Am Freitag den 13. (ein schlechtes Omen? wir werden sehen...) September besuchten wir die Tivoli Gardens in Kopenhagen. Da sich unser Ferienhaus auf Jütland befand hatten wir da eine Anfahrt von knapp drei Stunden vor uns, die jedoch dadurch aufgelockert wurde dass die erste Etappe aus einer Fährverbindung bestand.

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Die Mols Linie verkehrt zwischen Ebeltoft und Sjaellands Odde. Die Abfahrtshafen war nur wenige Minuten von unserem Ferienhaus entfernt.

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Einen Gummipunkt für denjenigen, der das Motiv des T-Shirts errät!


Anschließend gab es noch ca zwei Stunden Fahrt durch Sjaelland bevor wir die Fahrradfahrer-Stadt Kopenhagen erreichten.

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So eine Großstadt ist ein regelrechter Schock wenn man gerade aus der Geborgenheit des ländlichen Jütlands kommt. Während der Jütländer für einfaches Abbiegen auf einer Landstraße ca. 10 Sekunden benötigt, geht in Kopenhagen die Post ab.

Es ist kein Spaß mit einem Auto durch Kopenhagen zu fahren, vor allem wenn man einen Parkplatz sucht. In Kopenhagen sind heutezutage vermutlich mehr Fahrradfahrer unterwegs als in Peking. Ist ja an sich eine sehr löbliche Sache, nur wenn man als Nicht-Ortsansässiger dort durch die Gegend kurvt und einem alle paar Sekunden irgendwelche Radler um die Ohren pfeifen (die haben übrigens immer Vorfahrt) dann heisst es Nerven behalten. Ich empfehle jedem einfach in den sauren Apfel zu beissen und eines der nahe liegenden Parkhäuser beim Tivoli zu verwenden - auch wenn das nicht gerade günstig ist.

Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt und um verrückt gewordene Horden von Fahrradfahrern herum, standen wir dann vor dem Ziel unseres kleinen Ausflugs…

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Die Tivoli Gardens Kopenhagen haben schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. 1843 öffneten sich zum ersten mal die Tore des Parks. Ein gewisser Georg Carstensen gründete das Tivoli - er war weit gereist, holt sich Inspiration beim Pariser 'Jardin de Tivoli' oder bei den Londoner 'Vauxhall Gardens'. Damals musste er sich noch die Erlaubnis bei König Christian VII. holen. Er gab an, dass sein Tivoli ein Ort sein sollte an dem es "Musik, Darbietung, Unterhaltung, Restaurants und Vergnügungen" geben sollte. Besonders Wert gelegt wurde auch auf eine nächtliche Beleuchtung und ein Feuerwerk - beides Dinge die auch heute noch zum Charme des Parks beitragen.

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Das Tivoli wurde zwar beinahe von den Nazis im Jahre 1943 niedergebrannt, aber auch diese Epoche überstand der Park unbeirrt, der sich heute als eine Mischung von Alt und Neu präsentiert. Betritt man den Park, der mitten in Kopenhagen liegt, dann tritt man auch in eine eigene, magische Welt, die alles drum herum vergessen macht, ein. Fast schon Zauberei.
Man erzählt sich, dass dies auch Walt Disney bei einem Besuch derart stark beeindruckt haben soll, dass er darauf hin den Plan fasste einen eigenen Vergnügungspark zu bauen.

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Gleich nach dem Haupteingang schlendert man durch eine parkähnliche Anlage. Zur Linken begrüsst einen der chinesische Pavillon. Wer einfach nur durch den Park flanieren möchte und vielleicht eines der 37 (!), teils hervorragenden, Restaurants besuchen möchte, der hat die Möglichkeit nur den Eintritt zum Park zu bezahlen. Wer, wie wir, auch möglichst viele Attraktionen fahren möchte, der kauft sich dazu gleich das Armband, welches freien Eintritt in alle Fahrgeschäfte ermöglicht.

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Bereits hier im Eingangsbereich bemerkt man die wundervolle Atmosphäre die durch die gesamte Anlage entsteht. Es ist erstaunlich wie viele Dinge und Details auf so kleinen Raum gepackt werden können.

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Schmale Gassen wechseln sich ab mit einem See (ein Überbleibsel des ehemaligen Wassergrabens an der alten Stadtmauer), Kirmesbuden und etlichen thematisierten Ecken. Es dauerte nicht lang, da standen wir vor unserem ersten Count:

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Odin Expressen ist ein Powered Coaster von Mack. Nicht gerade der Über-Thrill, aber der Zug schlängelt sich ganz nett durch den Park. Viel mehr muss man dazu wohl nicht sagen.

Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
:)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
:)

Wenn man etwas weitergeht kommt man an den neuesten Bereich des Parks, der hier zu Ehren des Astronomen Tycho Brahe im "Jules Verne"-Stil angelegt wurde.

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Die brandneue Kotzschleuder namens Aquila haben wir dort mal links liegen gelassen. Tycho Brahe starb übrigens auf eine bizarre Weise: Er nahm 1601 an einem Festbankett von Kaiser Rudolf II. teil. Da die Hofetikette es den Gästen untersagte, sich vor dem Kaiser von der Tafel zu erheben, erlitt er einen tödlichen Blasenriss. Nun, aus dieser Geschichte kann man möglicherweise etwas lernen...

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Auf unserem Rundgang kamen wir an einem weiteren, recht bekannten Dänen vorbei: Die fliegenden Koffer im gleichnamigen Dark Ride 'Den flyvenden Kuffert' sind Hans Christian Andersen gewidmet, dessen Märchenerzählungen man hier noch einmal erleben darf. Der Stil der Holzfiguren ist hier ein ganz eigener, eben typisch Tivoli Gardens.

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Diesen Dark Ride, den ich mal als eine ruhigere und gelassenere Variante von 'Carneval Festival' in Efteling beschreiben möchte, druchquert man übrigens in einem eben dieser Koffer.

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Der arme H.C. Andersen steckt jedoch immer noch im Dark Ride fest.

Danach wurde es ernst, um nicht zu sagen streng! Meine strenge Nr. 100 stand an und ausgesucht hatte ich mir einen Klassiker.

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Die Rutschebanen feiert 2014 ihr 100-jähriges Bestehen. Was um alles in der Welt will man von einer Holzachterbahn erwarten die schon 99 Jahre auf dem Buckel hat? Quietscht da nicht bereits schon alles, lösen sich da nicht schon alle altersschwachen Teile und rappelt es nicht wie die Sau?

Weit gefehlt. Ich sag's gleich mal vorneweg, die Bahn hat mich umgehauen, und das im positiven Sinne!

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Zuerst einmal war das die erste Bahn, die wir mit einem Bremser (bzw. in unserem Fall eine Bremserin) an Bord gefahren sind. Der Bremser sorgt dafür dass die Bahn in den Kurven nicht aus den Schienen springt. Irgendwie verursacht schon alleine diese Vorstellung einen gewissen Nervenkitzel.

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Als zweites fährt sich die Rutscheban wie ein großes, rotes, gemütliches Plüschsofa. Ich habe selten eine so angenehm gefederte Fahrt erlebt wie diese. Der (zugegebenermaßen recht flache) Lifthill überrascht dann zudem noch mit einer geradezu rasanten Bergfahrt, die ich so nicht erwartet hätte. Danach kommen nostalgische Kurven und herrlich spaßige Airtime-Hügel. Das ist wirklich ein Erlebnis und war für mich auch die beste Achterbahn vor Ort (und das obwohl noch ein Schmankerl in einer anderen Ecke des Parks auf uns wartet).

Ich hatte hier einen zweiten 'Bandit' erwartet und bekam diese grandiose Fahrt. Echt Klasse.

Wertung: 8 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
:)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
:)

Gleich nebenan befindet sich mit Minen ein interaktiver Dark Ride, der hier ausnahmsweise einmal auf einem Wasserkanal stattfindet.

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Das Geballere ist wirklich sehr schön gestaltet, obwohl man bei der allgemeinen Hektik natürlich nur sehr wenig von den Animatronics mitbekommt. Aber: Hier ist es uns schon wieder aufgefallen (besonders krass war mein ähnliches Erlebnis in 'Maus au Chocolat'): Es gibt anscheinend keinen interaktiven Dark Ride der 100%ig funktioniert. Immer gibt es eine Pistole an Bord die nicht ballert oder irgendwie 90 Grad um die Ecke zielt. Dieses mal hat es zwar nicht mich erwischt, aber ärgerlich und ziemlich dem Wettbewerbsgedanken (der diesen Rides zu Grunde liegt) abträglich ist das schon.

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Herrliche Details im Park.

Andere Kollegen wollten auch noch ihre 'strenge 100' absolvieren und dazu bietet sich eine weitere Bahn im Park an…

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Daemonen ist der kleinste B&M Floorless-Coaster der Welt. Tatsächlich sind wir noch keinen B&M Floorless-Coaster gefahren, da es in Europa nur noch ein anderes Modell dieses Typs gibt (Superman in Madrid).

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Die ganze Anlage wurde hier wunderschön mit einem asiatischen Theming in eine Parkecke gequetscht. Nur die Tatsache dass man in der Warteschlange im Abzugsbereich des Burger-Restaurants ein paar stinkige Fett-Wolken abbekam war nicht so dolle.

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Die Fahrt in den komfortablen Zügen ist dann auch erwartungsgemäß nicht besonders lange, lässt aber andere Looping-Coaster der älteren Bauart (ich denke hier an die Schleudern von Vekoma und Schwarzkopf) ziemlich weit hinter sich.

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Der 'Floorless'-Effekt ist ganz nett, schließlich baumelt man mit freien Füßen in der Luft, aber aufmerksame Leser meiner Berichte wissen bereits dass ich eher auf Airtime-Momente stehe als auf Überschläge. In diesem Bereich bietet die Bahn aufgrund ihrer kompakten Maße nicht all zu viel, auch der First Drop reisst einen nicht unbedingt vom Hocker (zumal die Schienen nach dem Lifthill erst einmal eine langsame Kurve fahren, da der Coaster sonst nicht in den Park gepasst hätte. Schöne Aussicht, aber für Thrill-Fans natürlich verschenkte Schienenmeter).

Der typische B&M-Komfort ist aber gegeben, so dass man diese Bahn immer wieder gerne fährt.

Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
:)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
:)

In der hintersten Ecke des Parks wechselt die Thematisierung noch einmal - jetzt sind wir im Fernen Orient.

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Eines der bekanntesten Fahrgeschäfte dort ist Vertigo, ein 'Flying Fury' von Technical Park.

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Da wir noch 4 Stunden Rückfahrt vor uns hatten wollte da jedoch keiner von uns Schlappies einsteigen. Das sah nach einer ziemlich heftigen Fahrt aus.

Quer gegenüber sind wir aber mitgefahren: Da steht Det Gyldne Tarn (der goldene Turm).

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Ein wirklich wunderschöner Freefall (von S&S Power) der einen auch noch, nachdem man unten angekommen ist, einmal hüpfen lässt. Das liebe ich, genauso wie diese wunderbare Aussicht über den Park und Kopenhagen von oben.

In dieser Ecke des Park findet man dann auch den letzten Count im Park: Karavanen, ein Junior-Coaster von Zierer.

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Hier darf man wie gewohnt mehrere Runden drehen. Eher ungewohnt ist, dass der kleine Coaster für so ein Kiddie-Teil ziemlich ruppig zur Sache geht. Es gibt eine Stelle, da versucht einen Karavanen geradezu aus dem Sitz zu schleudern. Immerhin weiss man in der zweiten Runde ja schon was kommt und man kann sich und seinen Rücken auf die Stelle vorbereiten.

Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
:(
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
:(

Vollendet man den Rundgang durch den Park, dann stösst man auf den See im Park - und das Tivoli zeigt sich einmal mehr von seiner romantischen Seite.

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Das Schiff beherbergt übrigens eines der Restaurants im Park. Am gegenüber liegenden Ufer wurde einer dänischen Comic-Ikone ein kleines Denkmal gesetzt:

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Petzi (hier mit seiner Crew) kenne ich noch aus meiner Kindheit. In diesem Bereich dürfen sich Kinder austoben.

Ein weiteres Highlight im Park wartet jedoch noch auf uns: Himmelskibet, ein Star Flyer von Funtime.

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Das besondere an diesem Ride ist die Gestaltung im Jugensdstil bzw. nach 'Jules Verne'. Das verstärkt noch den Genuss der Aussicht, die man ganz oben erleben darf. Absurd ist allerdings dass man vor dem Besteigen alles aus den Taschen entfernen muss - auch Taschenücher, Tampons und zwei Jahre alte, total vergrumpelte Kinokarten! Bei Missachtung sieht man schon die Schlagzeile vor sich: "Mann im Tivoli von Wattebausch erschlagen!".

Oha, die Dämmerung bricht herein…

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…und das ist der Zeitpunkt an dem der Park wirklich seine Magie entfaltet.

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Auf gar keinen Fall den Park vor Einbruch der Dunkelheit verlassen! Wenn tausende von Lämpchen die einzelnen Bereiche des Parks illuminieren, dann wird einem richtig warm ums Herz. Ja, auch gestandene Männer im besten Alter bekommen plötzlich dieses herrliche Gefühl wieder Kind zu sein, fangen an mit offenem Mund zu staunen und laufen mit einem ziemlich bescheuerten Dauergrinsen durch den nächtlichen Park.

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Der Drache bei Daemonen, imposant beleuchtet.

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Kirmes-Style, könnte auch aus einem Fellini-Film entsprungen sein.

Das Tivoli ist auch bekannt dafür, dass Abends immer Konzerte stattfinden.

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Das konnte wir leider zeitlich nicht mehr mitnehmen, aber da hatten sich schon etliche Jugendliche angesammelt.

Das Fazit zu Tivoli Gardens? So ein Stadtpark, der auch noch so schön gepflegt ist, ist definitiv mal etwas anderes. Wunderschön und nostalgisch. Dazu kommen noch einige Attraktionen die wirklich selten oder einmalig sind. Wer hier etwas essen möchte findet garantiert etwas: Von der Fritten-Bude bis zum Sterne-Restaurant ist alles vorhanden. Daumen hoch von der Psycho-Ente und dem Molewurfn!

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Auf der Rückfahrt nach Jütland konnten wir übrigens die Fähre nicht mehr nehmen - dafür war es zu spät. Dafür geht es dann über den Großen Belt mit der längsten Hängebrücke in Europa, der Storebaeltsbroen. Auch ein Erlebnis, dass jedoch mit umgerechnet 25 Euro Mautgebühr zu buche schlägt. Insgesamt hat diese Rückfahrt 4 Stunden gedauert - der Ausflug nach Kopenhagen hat sich aber dennoch gelohnt.

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"Da war ein Eichhörnchen!"
 
Zuletzt bearbeitet:

tobsk@coaster

Fastpass Besitzer
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747
Vielen Dank für den Bericht!
Ich bereue es immer noch, dass ich nur davor gestanden bin...
 

Conny

CF Guru
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1.377
Vielen lieben Dank für den Bericht!
Rutschebanen ist bestimmt toll, ich freu mich ja schon richtig darauf, den mal zu fahren :).
Die Nachtbilder sind toll, der Park hat wohl was wenn es dunkel wird... .
 

Malina

Airtime König
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Bin gerade am Durchforsten "alter" Berichte weil ich es liebe Parks zu vergleichen, die ich mittlerweile auch kenne. Und noch dazu sind deine Berichte klasse, deswegen werden diese beiden einleitenden Sätze dort nun immer zu finden sein :).

"Rutschebanen" fand ich auch klasse, der Rest des Parks konnte mich irgendwie nicht so richtig begeistern, ich kann gar nicht genau sagen... irgendwie entfaltete sich die Stimmung bei mir nicht. "Dämonen" fand ich eine gnadenlose Enttäuschung.
 
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