Zeitreise in der Jahrhunderthalle Bochum - 1. Historischer Steampunk Jahrmarkt

[Lumineux]

Wir haben den Endspurt der Offseason genutzt und uns auf eine Zeitreise der etwas anderen Art begeben.

Ermöglicht durch die Zusammenarbeit der „Historische Gesellschaft Deutscher Schausteller e.V.“ und der Veranstaltungs-GmbH der Jahrhunderthalle Bochum fand am 28.2.2015 der 1. Steampunk-Jahrmarkt im IndustrieDenkmal Jahrhunderthalle Bochum statt

Hinter uns liegt ein toller Abend mit interessanten und lieben Menschen - und Allerlei zum Gucken.
Bei dem Anblick der alten Fahrgeschäfte hatte ich - zugegeben - ein bisschen Pipi in den Augen. Toll, dass sie nicht in Vergessenheit geraten sind

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Inhaber und an die Verbände historischer Fahrgeschäfte, dass ihr die alten Schätze der Geschichte am Leben erhaltet.

Nach einem recht fließendem Einlass und unkompliziertem Kauf der Karten (es gab keinen Vorverkauf) stopften wir uns pünktlich um 19:30 mit den teils genial gewandeten Massen in die Halle.
Der Eingang lag mittig, sodass sich anfangs alle erträglich verteilten.

Mir wurde erst bei Betreten des Events klar, dass hier mehr Geschichte auf mich warten könnte, als im Vorfeld vermutet.

Beginnen wir mit der Raupenbahn. Ein tolles Stück Historie, gebaut 1926 mit noch intaktem Verdeck (die Verliebten haben es gedankt ).

Da ich die Knipse nirgends ablegen konnte, sind meine 3 Begleiter auf Reise gegangen. Die Bahn fährt ohne Bügel, hat allerdings auch nicht den Speed, den man heute auf Kirmes kennt.

Wir haben hier ein Fahrgeschäft der Familie Steiger Buchholz, im Vorbesitz die Familie Tusch.
Hersteller: Bothmann aus Gotha

Direkt gegenüber fand sich ein bis heute unglaublich beliebter Ride - ein Autoscooter.
Hier der liebevoll restaurierte Holzpfostenscooter Der Selbstfahrer aus der Hand Richard Müller, gebaut um 1950. Die Chaisen kommen von der Fa. Ihle in Bruchsaal aus den Jahren 1962-1978. Der Flair kommt nicht zu kurz: Wer knarzende Schallplatten liebt, ist hier richtig.

Ein Klassiker: Looping the Loop.
Wir durften gestern mit einem Original der Familie Marquis&Sohn liebäugeln. Seit 1960 in deren Besitz, wird sie bis heute auf unseren Kirmessen betrieben.
Gebaut 1934 und nach einer Pause während der Kriegszeit (Danke an die Beschützer) wieder reaktiviert. Hersteller: Achtendunk

Wild wüst gewürfelte Impressionen:

Die Berg- und Talbahn Evas Fahrt ins Paradies hat sich leider in einer Ecke der Halle versteckt - mit vielen Menschen davor.

Hersteller ist Fa. Heyn, gebaut im Jahr 1939. Liebevoll gepflegt durch den Schausteller Schleifer drehten die 16 Gondeln gestern einige rasante Runden.
Wissenswertes: Die Bahn wurde 1955 eingelagert und feierte 2010 ihre Wiederauferstehung

Am Waffelstand vorbei standen wir just vor einem Flohcircus.
Man möge mir verzeihen, dass ich neugierig war und die Vorstellung angesehen habe. Waren doch einige interessante Facts dabei.

Der Circus wird geführt von Robert Birk, übernommen aus der Familie Mathes. Der ein oder andere wird diesen Auftritt vom Münchner Oktoberfest kennen.

Kurzweyl:

Vorbei an einem Kettenkarussell und einem alten Kinderkarussell (von denen ich aus unerfindlichen Gründen KEINE Fotos habe ) standen wir vor einer Geisterbahn aus dem Jahr 1949. Da sich darin Live-Erschrecker austobten, habe ich von einer Fahrt abgesehen. Wenn man die Warteschlange betrachtet, weiß man, warum auch meine Begleitung nicht gefahren ist.
Hergestellt in Eigenbau durch die Brüder Steiger. Damals an den Enkel Michael Schneider weitergereicht befindet sich die Bahn noch heute im Familienbesitz.

Zu guter Letzt möchte ich euch noch ein bisschen Atmosphäre und Ideenreichtum mitgeben:

Der Zeitreisende

Dieser Polyp wurde 1983 durch die Fa. Schwarzkopf hergestellt und war gestern als Leihgabe der Fa. Markmann zugegen.

Was wäre der Markt ohne seine Stände

Miniaturkirmes:

Und allerlei Buntes

Katzenspielzeug (mit Fernbedienung)

Hier habe ich verpasst Schilder zu gucken

Wer die urigen Akteure weiter verfolgen möchte Timecruiser | Abacus Theatergruppe

Ein bisschen erinnert es mich an eine Freakshow

Es gab noch soviel mehr zu sehen. Neben Hau den Lukas, diversen ausgestellten Chaisen und Figuren sowie kleinen Schießbuden war es auch eine schöne Gelegenheit zum Schwelgen, Staunen und Schauen. Wir haben viele neue Ideen für Gewandungen gesammelt und uns den ein oder anderen Rat abgeholt.

Wir haben soviel Kritik gelesen. Deshalb:
Alles in allem ein toller 1. Steampunk Jahrmarkt auf den hoffentlich noch weitere folgen werden. Luft nach oben gibt es immer (und dass die erste Chance eine Superlative wird, war nicht die Erwartung).

Danke an alle, die sich in tw. mühevoll selbst hergestellten Gewandungen gezeigt haben; an den FKF Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks für die Präsenz - dito die Verbände historischer Fahrgeschäfte; an das freundliche und geduldige Personal sowie den Gastgeber&Veranstalter für einen Markt der UNmöglichkeiten.

und wer vielleicht selbst mal kommen möchte

Steampunk Jahrmarkt

 

[Mario M.]

Die Bild sind wie immer sehr toll Da hast du dir mal wieder sehr viel Mühe gegeben...

Heroin gab es da also auch?

 

[Eulalia2002]

Danke für den tollen Bericht und die auch toll auf Alt gemachten Fotos, die alle super aussehen. Ja, der Historische Jahrmarkt ist ein Juwel unter den Kirmessen, und meine Kindheitserinnerungen dort sind alle überwältigend, denn die Meisten der dortigen Fahrgeschäfte bin ich als kleines Mädchen schon gefahren. Leider passt keine Achterbahn in die Halle, denn die "Berg und Tal" z. .B. gab es in den 50ern auch schon, jedenfalls diese Type. Und das war dann auch schon was richtig Großes und stand auch nur auf großen Plätzen damals. Wir kannten keinen Looping ind keine Bügel, und jetzt versteht ihr auch, warum ich das allzu Rasante nicht mehr mag, auch auf der Kirmes nicht. Auf einer heutigen KIrmes mach ich meine Besuche nur noch zum Gucken und Essen und vielleicht das eine oder andere Foto machen, denn die Fahrten kann ich ausser dem Riesenrad, dem Kettenflieger und den Achterbahnen nicht mehr ab.

 

[Lumineux]

@Mario was du so siehst

@Eulalia es hatte etwas gemütliches und heimeliges an sich - ich hatte den Eindruck, es ging damals nicht um rasante Fahrten und um "höher schneller weiter", sondern um Unterhaltung und Gemeinschaft.

 

[Eulalia2002]

Ganz genau. Die Kirmes war kein Ort, um seinen Adrenalinspiegel in die Höhe zu treiben, sondern ein Ort, um sich zu treffen hauptsächlich und ein bisschen Fahrtwind zu schnuppern, denn auch langsamere Fahrgeschäfte erzeugen durchaus ein Glücksgefühl. Man machte sich auch "fein", wenn es auf die Kirmes ging, das heißt: Papa mit Schlips und Kragen, Mama mit Hut und Handschuhen und meine Wenigkeit im geblümten Kleidchen, Haarschleife, weißen Söckchen und Lackschuhen. Die Kirmes war immer was Besonderes im Jahreslauf, und auf "normalen" Kirmessen vermisse ich dieses gemütliche Flair sehr. Das ist auch der Grund, der mich in die Parks zieht, denn dort hat man dieses "Gemütliche" zum Teil ja immer noch. Ich bin auch der Meinung, dass Thrill nicht Alles sein muss und das Gesamtpaket auch die Hormone beflügeln kann, wenn es eben gut ist.

 

[Mini-Manu]

........das ist ein sehr schöner Bericht und mit Bildern, die einem zum Teil in die Vergangenheit versetzen......sie strahlen eine Art von Gemütlichkeit aus - und diese Gemütlichkeit kommt in unserer Gesellschaft immer mehr zu kurz...