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The Magical & Wizarding Journey #5: Kennedy Space Center (und ein Count)

Fiorell

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Willkommen zum fünften Teil unserer Orlando-Tour! Dieses Mal gibt es ein wenig Kultur. Ist ja manchmal auch nicht fehl am Platz...

Die gesamte Magical & Wizarding Journey:

19.1. Hinflug
20.1. Fun Spot Kissimmee und Orlando
21.1. SeaWorld Orlando
22.1. Universal Islands of Adventure
23.1. Disney’s Magic Kingdom
24.1. Kennedy Space Center (und Daytona Beach)
25.1. Blue Man Group
26.1. Universal Studios
27.1. Busch Gardens Tampa (und Celebration Station)
28.1. Disney’s EPCOT
29.1. Disney’s Animal Kingdom
30.1. Legoland Florida
31.1. Cirque du Soleil – La Nouba (mit Minigolf, Florida und Boardwalk)
03.2. Disney’s Hollywood Studios
05.2. Florida State Fair (mit Fantasia Gardens Minigolf)
06.2. Rückflug?


Der Mann im Mond, die Hündin in der Kapsel und die Ente auf dem Dach

Kennt Ihr Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski? Nein? Vielleicht Hermann Oberth oder Robert Goddard?

Auch nicht. Naja, ist nicht weiter schlimm. Aber soviel sei gesagt: Diese Herren waren allesamt Visionäre und haben unabhängig voneinander die Raketengleichung gefunden. Ziolkowski war dabei der Erste, deshalb wurde ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt und er durfte die Rückseite der 1-Rubel-Münze zieren. Ein Wodka wurde jedoch nicht nach ihm benannt.

Die Raketengleichung beschreibt das Grundprinzip eines Raketenantriebs und ist darum immens wichtig für die Raumfahrt. Der gute Eduardowitsch kam 1903 auf diese Gleichung und trat damit etwas in Bewegung, dass zu jener Zeit noch als pure Science Fiction galt.

Noch etwas früher, eröffnete George Méliès 1896 in Paris eines der ersten Filmstudios der Welt und veröffentlichte 1902 sein wohl bekanntestes Werk ‚Die Reise zum Mond’ (La Voayage dans la Lune). Und 27 Jahre später kam Fritz Langs’ ‚Frau im Mond’ als einer der letzten Stummfilme in die Kinos und von da an war die Bühne bereitet für etwas Außergewöhnliches und Spektakuläres...

Doch zuerst gab es Krieg in Europa und schließlich auch auf der ganzen Welt. Und nach dem Krieg folgte der ‚Kalte Krieg’ zwischen den neugeborenen Supermächten USA und der Sowjetunion. Und dieser ‚Kalte Krieg’ war der Motor für ein paar beachtliche technische Entwicklungen.

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Ein Maulwurf und eine Ente sind auf dem Parkplatz des Kennedy Space Centers gelandet.

Spionage und Massenpsychologie

Die USA hatten ab 1955 einen großen Vorteil im Bereich der Spionageflugzeuge gegenüber der UdSSR: Die Lockheed U-2 war in der Lage in 20.000 Meter Höhe durch russischen Luftraum zu fliegen und war unerreichbar für Jagdflugzeuge und Luftabwehrraketen. Kein Wunder dass die CIA gleich Dutzende dieser Flugzeuge im Betrieb hatte und fleißig Aufklärung über russischem Staatsgebiet betrieb. Das wollte die Sowjetunion jedoch nicht auf sich sitzen lassen.

Im Jahre 1957 gelang es der UdSSR als erste Nation einen Satelliten (‚Sputnik’, auf deutsch ‚Weggefährte’) ins Weltall zu schicken. Dieses Ereignis wurde später als ‚Sputnikschock’ bezeichnet, da die US Amerikaner bis dahin davon ausgingen, Bewohner der technologisch fortschrittlichsten Nation zu sein. Die Amerikaner hatten tatsächlich 1955 den Start eines Erdsatelliten als erste angekündigt und vier Tage später reagierte die UdSSR, indem sie ebenfalls einen Satellitenstart in naher Zukunft verkündete. Allgemein wurde dies als Propaganda abgetan.

Zu jener Zeit herrschte nicht nur der Kalte Krieg, sondern hintergründig auch der Kampf der Systeme. Der Kapitalismus beanspruchte für sich gegenüber dem Kommunismus, das letztendlich leistungsfähigere System zu sein. Da blieb den Amerikanern dann 1957 die Spucke weg, als tatsächlich der russische Satellit als erster die Erde umkreiste. Tatsächlich ging auch in der US-Bevölkerung die Angst um, denn eine Sowjetunion, die einem technologisch überlegen ist, wäre ein Alptraum für jeden Amerikaner gewesen.

Schon einen Monat später legte die Sowjetunion noch einen drauf und brachte das erste Lebewesen, die Hündin ‚Laika’ in den Weltraum (das arme Tier starb übrigens überraschend früh, bereits einige Stunden nach dem Start – vermutlich durch Stress und Überhitzung).

Den Amerikanern ging nach diesen beiden Weltraumabenteuern der Russen allerdings die Düse.

Anstrengungen und Dinge, über die man nicht gern redet

1954 führte die USA die ‚Operation Paperclip’ durch. Bei dieser vorerst geheimen Operation wurden 127 deutsche Wissenschaftler in die USA überführt und als US-Staatsbürger integriert. Unter anderem befanden sich auch SS-Mitglied Wernher von Braun, Konrad Dannenberg (später Leiter des NASA Saturn V–Programms), Heinz Haber (der arbeitete später beratend für Walt Disney), Alexander Lippisch (der Delta-Flügel-Pionier) und später auch Hermann Oberth (Raketengleichungs-Typ) darunter. Über diese Nacht&Nebel-Aktion erfährt man allerdings im Kennedy Space Center nichts.

Wernher von Braun und seine Gruppe von Wissenschaftler waren hauptverantwortlich für die Entwicklung der amerikanischen Raketentechnik und ohne sie hätten die Mercury- und Saturn-Programme wohl noch ein paar Jahrzehnte länger auf sich warten lassen. Auch die Sowjetunion hat sich im übrigen ungeniert bei den Nazis bedient: Die V2 und V3 Raketen wurden in Russland zu Ende entwickelt. Die UdSSR hat ebenfalls ca. 150 deutsche Wissenschaftler kurzfristig immigriert. Und auch die Sowjetunion redet nicht gerne über diese Tatsache.

Der junge charismatische US-Präsident John F. Kennedy nutzte die Gunst der Stunde und hielt am 25. Mai 1961 eine Kongress-Rede, in der er ankündigte, innerhalb eines Jahrzehnts Menschen auf dem Mond zu landen. Zu jenem Zeitpunkt war das Mercury-Programm in seinen letzten Zügen und das amerikanische Weltraumprogramm hatte erstmals einen Erfolg vorzuweisen: Alan Shephard führte einen 15 Minuten langen (nur suborbitalen) Flug durch, und war damit der erste Amerikaner im Weltall.

Die Sowjetunion war jedoch zu diesem Zeitpunkt schon weiter: Juri Gagarin hatte kurz zuvor als erster Mensch in Wostok 1 die Erde umkreist und dabei sogar eine Umlaufbahn der Erde erreicht. Auch was die Reise zum Mond betraf, hatte die UdSSR einen großen Vorspung: Schon 1959 schlug der erste von Menschen gebaute Flugkörper, namens Lunik 2, auf der Mondoberfläche auf. 1966 landete mit Luna 9 auch die erste sowjetische Raumsonde sanft auf dem Mond. Allerdings war in diesen Zeiten der Lunik/Luna bzw. Pioneer/Ranger Missionen, die Ausfallrate durch explodierende Raketen bzw. Fehlfunktionen derart hoch, dass nur ein knappes Drittel der Missionen überhaupt erfolgreich abgeschlossen werden konnten.

Die Sowjetunion konnte noch Erfolge wie das erste Weltraumrendezvous (Wostok 3 und 4, 1962), die erste Frau im Weltraum (Walentina Tereschkowa in Wostok 6, 1963) oder den ersten Weltraumspaziergang (Alexei Leonow, 1965) erringen, doch danach holte die USA massiv auf. Für einen bemannten Flug zum Mond (und wieder zurück) benötigte man erheblich stärkere Raketen, und die russischen Versuche mit den Zond-Missionen auf Basis der Proton-Raketen scheiterten hier ein ums andere Mal.

Der Gott des Lichts

Aufbauend auf den Gemini- und Mercury-Programmen leitete die NASA 1961 das Apollo-Programm in die Wege. Ziel dieses Programms war es, Menschen auf den Mond und wieder sicher zurück zur Erde zu bringen.

Tatsächlich gelang bis zum heutigen Tag nur den Amerikanern eine bemannte Mondumkreisung (Apollo 8, 1968) und auch eine Mondlandung (Apollo 11, 1969). Zu jenem Zeitpunkt hatte das sowjetische Mondlandungsprogramm noch Schwierigkeiten überhaupt mit einer Sonde eine Mondumkreisung hinzubekommen und stampfte daraufhin das Zond-Programm ein.

Welche Anstrengungen und Aufwände nötig waren, um das Apollo-Programm zu einem Erfolg zu machen, dass sieht man ziemlich eindrucksvoll im Kennedy Space Center.

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Der Eingangsbereich.

Schon alleine die Ausmaße des Areals um Cape Canaveral und dem Kennedy Space Center sind beeindruckend. Zusammen dürfte das Gebiet ca. 800 Quadratkilometer groß sein und enthält ca. 50 Startrampen für verschiedenste (historische) Raketen/Shuttles sowie einen Landeplatz für Space Shuttles.

Im Space Center gibt es mehrere Ausstellungen, aber auf keinen Fall auslassen sollte man die Bustour vorbei an einer Startrampe zur Saturn V-Austellung.

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Ein nur notdürftig hinter eine Verkleidung versteckter Borg-Cube, der, wie wir alle wissen, 1947 in New Mexico in der Nähe von Rosswell abstürzte.

Auf der Busfahrt wird man prächtig unterhalten von einem NASA-Rentner, der sich hier als Busfahrer noch ein paar Dollars hinzuverdient. Manchmal vergaß unser Tourguide jedoch, was er eben vor 5 Sekunden bereits erzählt hatte, wodurch man den Eindruck bekam, einer etwas lustigen aber auch leicht verrückten Langspielplatte mit erheblichen Hüpfern und Sprüngen zuzuhören. Der begleitende Ton konnte jedoch nicht genügend von der recht eindrucksvollen Fahrt über das Gelände ablenken.

Diese führt unter anderem vorbei an einem Kubus-förmigen, imposanten ‚Vehicle Assembly Building’, in dem die Saturn-Raketen (und zuletzt auch die Space Shuttles) vor dem Start zusammengebaut wurden.

Die Raumfahrzeuge wurden dann anschließend über eine spezielle Schotterpiste etliche Kilometer zu der Startrampe transportiert.

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Ein verlassener Jawa Sandcrawler. Wer genau hinsieht erkennt die Rampe für die Astromech-Droiden.

Diese Crawler-Transporter nahmen die Raumfahrzeuge einfach huckepack aus den ‚Assembly Buildings’ und „düsten“ mit 1,6 km/h über die ‚Crawlerways’. Wer sich solch ein Gefährt in die Garage stellen möchte, der muss schon 14 Millionen Dollar locker machen – aber was macht man nicht alles für ein bisschen Exklusivität. Die Karre wiegt 2721 Tonnen und ist knapp 40 Meter lang – eine große Garage, am besten ordentlich verdichtet, wie ein Kranplatz, kommt also auch noch auf die Rechnung.

Normalerweise wird der Crawler von 30 Personen (einem eingespielten Ballett aus Ingenieuren, Technikern und Fahrern) zugleich bedient. Wozu so viele Chauffeure? Das liegt vielleicht an den 28 verschiedenen Generatoren und Motoren, die man eingebaut hat. Diese verbrauchen 296 Liter Diesel pro Kilometer, ein eher ernüchternder Verbrauchswert. Ich fürchte, da muss man bei der Kfz-Steuer ganz schön draufzahlen und es wird wohl eher schwierig mit der grünen Umweltplakette.

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Der Ort zukünftiger Geschichtsschreibung?

Schließlich erreicht man die Startrampe, welche die NASA für die zukünftigen bemannten Mars-Flüge verwenden möchte. Beim Umrunden derselben hört man leicht chaotisch erzählte Geschichten von kletternden Alligatoren, welche regelmäßig auch 2 Meter hohe Zäune überwanden, und die nun, im Zuge der nie enden wollenden Umweltanstrengungen der NASA, durch neue, nach außen gebogene und höhere Zäune, von ihren artistischen Kunststückchen abgehalten werden. Eigentlich Schade, denn es wäre schon kurios wenn kurz nach dem Start ein Alligator im Modul der Astronauten auftauchen würde. Das wäre dann nach Hunden und Affen endlich auch mal das erste Krokodil im Weltraum.

Beim Start der Rakete sollte der Alligator aber besser nicht im Bereich um die Startrampe herum seine Kapriolen schlagen – im Umkreis von 100 Metern tötet ein Raketenstart alleine durch den Schall, den er verursacht. Da hilft auch kein Ohropax.

Der große Höhepunkt der Tour kommt dann jedoch erst noch: Schließlich landet man bei der Saturn V-Ausstellung.

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Der Darkride-Part.

Man bekommt zuerst eine recht nette Einführung, mit einer anschließenden Simulation des Kontrollzentrums bei einem Raketenstart zu sehen. Dann geht die Tür auf und man betritt den Raum mit der Saturn V-Rakete...

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Holla die Waldfee, das Ding ist groß...

Dieses Ungetüm ist über 110 Meter lang und man geht eine ganze Weile von den Schubdüsen, vorbei an fetten Treibstofftanks bis man schließlich zu der geradezu winzigen Sektion kommt, in der sich die Astronauten während des gesamten Fluges aufhalten.

Erst beim Anglotzen bekommt man ein Gefühl dafür, was für ein unglaublicher „Ritt auf dem Feuer“ ein solcher Raketenflug überhaupt sein muss.

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Stage 3 ist immer noch Antrieb, mit dem die Saturn V schließlich die Erde verlässt.

Die erste Stufe verbrennt in 168 Sekunden mehr als 2100 Tonnen Treibstoff und wird nach diesem Kraftakt schließlich auf 67 km Höhe abgestoßen. Zu diesem Zeitpunkt fliegt die Rakete mit 2300 m/s durch die Atmosphäre.

Die zweite Stufe bringt die Saturn V schließlich durch die obere Atmosphäre und mit der dritten Stufe verlässt die Rakete schließlich die Erdumlaufbahn.

So ein Raketenstart ist also wie Rodeo auf wild gewordenen Explosionen.

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Da sind die Astronauten drin während des Flugs.

Ich muss schon sagen, viel eindrucksvoller kann man das eigentlich gar nicht präsentieren. Die Besucher können unter der Rakete durchgehen oder einen Happen essen (das Restaurant dort ist zwar auch nur Fast Food, aber war ganz gut) und wenn ihnen danach ist, ein Stück Gestein vom Mond berühren. Dieses Gestein sah im übrigen aus (und fühlte sich so an) wie eines dieser rätselhaften, schwarzen, offensichtlich irgendwo abgebrochenen Plastik-Stücke die man immer findet, wenn man hinter eine Waschmaschine schaut.

In einem Nebenraum werden dann weitere, kleinere Ausstellungsstücke gezeigt.

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Wie aus „20.000 Meilen unter dem Meer“: Verschiedene Designs der Raumanzüge.

Die dort ausgestellten Utensilien erzählen eine Geschichte über eine Reise in das Unbekannte. Der Mensch spaziert über den Mond und schwebt durch den leeren Raum – was muss man tun, damit er dies überlebt?

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Die Landungskapsel zur Wasserung auf der Erde ist vor allem eines: ziemlich eng.

Menschen auf den Mond zu bringen ist bis heute wohl das aufwändigste Unternehmen überhaupt gewesen. Die Sowjetunion ist daran gescheitert.

Ein bisschen erinnert es an die Portugiesen und Spanier, die im 15. Jahrhundert auszogen, die Ozeane zu überqueren. Ebenfalls eine Fahrt ins Unbekannte. Und es ist ganz lustig, dass die Nation, die aus einer dieser Entdeckungsfahrten entstand, schließlich auch den Flug zum Mond vollführte.

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Im Gegensatz zu den Entdeckerreisen der Seefahrer bleibt bei der bemannten Raumfahrt bis heute jedoch die große ‚Amortisation’ aus. Die Erschließung Amerikas, der Welthandel (oder auch die Ausbeutung), modernes Reisen usw. waren die Folge von Vespucci, Kolumbus und Co. Und was haben die Raumfahrer auf dem Mond bis heute gebracht?

Eigentlich, gar nichts.

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Wenn’s in BILD steht, muss es ja wahr sein.

Der große Schritt für die Menschheit ist, bis auf das Prestige, eigentlich bis dato eher unbedeutend. Große Erfolge erzielten und Bedeutung erlangten dagegen die Sattelitentechnik oder später die Weltraumlabors, aber der Spaziergang auf dem Mond hinterließ bis heute recht wenig Verwertbares.

Daran wollte man dann in den 80ern etwas ändern. Ein Raumtransporter musste her...

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Diese Space Shuttle-Tanks am Eingang des Besucherkomplexes sind fake – aber dennoch eindrucksvoll.

Mit dem Space Shuttle-Programm wollte die NASA die Raumfahrt ein weiteres Mal revolutionieren. Schließlich kostete so eine Saturn V Rakete über 41 Milliarden Dollar (heutiger Wert) und jeder Start verschlang weitere 500 Millionen Dollar. Die Idee war also, ein wiederverwertbares Raumschiff zu bauen. Und das Ziel war es, die Kosten für einen Start auf etwa 10 Millionen Dollar zu drücken.

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Blick ins Spacelab.

Die Aufwände die für das Space Shuttle-Programm betrieben wurden, standen denen für das Saturn/Apollo-Programm in nichts nach. Die Shuttles wurden hauptsächlich für wissenschaftliche Untersuchungen (dazu transportierte das Shuttle das europäische Spacelab ganze 22 Mal in den Weltraum), die Reparatur von Satelliten und später dann zu Transporten zur Internationalen Raumstation (ISS) eingesetzt.

Eigentlich wollten die USA selbst eine Raumstation im Erdorbit bauen, aber daraus wurde nach dem Challenger-Unglück 1986 nichts.

Ein Unglück kommt selten allein

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Diesen fernsteuerbaren Roboter-Arm hätte ich gerne am Balkon.

Im Kennedy Space Center will man ja nicht darüber sprechen, aber letztendlich war das Space Shuttle-Programm ein Misserfolg. Statt der erhofften (und als großes Ziel vorgegebenen) 10 Millionen Dollar pro Start, verschlang selbst der günstigste Flug eines Shuttles 450 Millionen und andere kosteten weitaus mehr. Dazu kamen noch die beiden großen Unglücke:

Die Challenger explodierte 1986 73 Sekunden nach dem Start. Schuld waren die niedrigen Außentemperaturen und eine Startfreigabe, obwohl die Ingenieure davor gewarnt hatten. Dieses Unglück warf das Programm ziemlich weit zurück. Lange Zeit wurden weitere Starts verschoben.

2003 wurde dann die Columbia beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zerstört. Der Hitzeschild wurde beim Start beschädigt. Auch bei diesem Unglück starb die gesamte Besatzung.

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Die Space Shuttles hatten eine Menge erfolgreicher Missionen absolviert.

Nach diesem weiteren Fehlschlag war das Ende der Space Shuttle-Ära besiegelt. Die NASA musste sich eingestehen, dass die Ziele zu jener Zeit noch etwas zu hoch gesteckt waren – das Space Shuttle war zu komplex für die existierende Technologie.

Auf der positiven Seite sei allerdings vermerkt, dass das Space Shuttle das erste Raumfahrzeug war, das zumindest nach dem Verständnis von Star Trek-Fans, einigermaßen wie ein richtiges Raumschiff aussah. Die Reise an Bord eines Shuttles dürfte geradezu Luxus gegenüber einer Reise mit der Saturn V oder einer Sojus-Kapsel gewesen sein.

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Weniger müssen müssen. Raumfahrer haben so ihre Probleme mit der täglichen Verrichtung ihre Notdurft in der Schwerelosigkeit.

Die Ausstellung zum Space Shuttle-Programm ist allerdings ein weiteres ‚Muss’ im Kennedy Space Center.

Nach einem kurzen Einführungsfilm schiebt sich die Leinwand nach oben und man steht vor einem leibhaftigen Space Shuttle (aber im Grunde nur vor dem Orbiter - die Bezeichnung Space Shuttle umfasst eigentlich auch die Treibstofftanks).

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Space Shuttle Atlantis – absolvierte den letzten Space Shuttle-Flug 2011.

Auch dieses Gefährt ist größer als man denkt, wenn man erst einmal davor steht. Die Space Shuttle Ausstellung hat noch ein paar weitere Schmankerl, z.B. eine Nachbildung des Hubble-Weltraumteleskops in Originalgröße.

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Hatte zu Beginn einen Hauptspiegelfehler, der erst drei Jahre später behoben werden konnte: Das Hubble-Teleskop.

Tatsächlich beschäftigten sich insgesamt sechs Space Shuttle-Missionen mit diesem Weltraumteleskop. Was nur wenige wissen: Die NASA hat in ihrem ‚Great Observatory Program’ insgesamt vier Teleskope in den Erdorbit gebracht. Das Hubble-Teleskop ist dabei das optische, während das Compton Gamma Ray Observatory den Himmel nach Gammastrahlung absuchte, das Chandra-Teleskop Röntgen-Strahlen aufnahm und das Spitzer-Teleskop (entweder benannt nach Lyman Spitzer, der die Idee von Weltraumteleskopen vorantrieb oder nach einer Vorrichtung, um Bleistifte wieder auf Vordermann zu bringen) Infrarotwellen analysierte.

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‚Enterprise’ war zwar flugfähig, aber nicht Weltraum-flugfähig. Und nein, der Captain der Enterprise war nicht James T. Kirk. So ein Quatsch! Das war natürlich Jonathan Archer!

‚Endeavour’ (nach der britischen Schreibweise - dies war der Name des ersten Schiffs von James Cook, einem Engländer) wurde nach dem Challenger-Unglück aus Ersatzteilen von Discovery und Atlantis gebaut. Das erste 68 Tonnen schwere Modell (Mock-Up) der Space Shuttles hieß übrigens ‚Pathfinder’ und wurde zum Testen des Shuttle-Transports und für Crew-Trainingseinheiten eingesetzt. Falls mal einer fragt, wisst Ihr das jetzt auch.

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Der Hitzeschild von Atlantis. Ein Beschädigung an dieser Stelle wurde Columbia und seiner Besatzung zum Verhängnis.

Im Space Shuttle-Komplex findet man auch einen Shuttle-Simulator. Dieser ist ganz nett gemacht, simuliert einen Start eines Shuttles ohne jedoch großartig G-Kräfte aufzubauen. Kann auch die Großmutter mitfahren.

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Weitere Attraktionen im Kennedy Space Center sind ein 3D-IMAX-Kino (mit Filmen, die man jedoch u.U. auch im Technik-Museum Sinsheim oder Speyer sehen kann) und der Raketen-Garten, in dem einige Raketen von vor der Saturn-Ära ausgestellt werden.

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Snoopy war nicht der erste Hund im Weltraum. Nein, das war natürlich Struppi im 1954 erschienenen Tim & Struppi-Band 'Schritte auf dem Mond'.

Insgesamt ein sehr, sehr lohnendes Ziel, dieser Kennedy Space Center. Ob die Raumfahrt schon am Ende ist oder ob doch wieder neue Impulse (z.B. durch die Mars-Missionen oder die Space Shuttle-Nachfolger) in der Zukunft kommen, das wird spannend zu beobachten. Mindestens genauso spannend, wie dieses Museum, über eine der größten Anstrengungen, welche die Menschheit bisher unternommen hat. Ein Reise an die Grenzen des momentan Machbaren.

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Doch statt anschließend wieder zurück zu fahren, machten wir noch einen kleinen Ausflug nach Daytona Beach. Nachdem nämlich im Kennedy Space Center der Molewurfn ständig verkündete „ich seh’ hier gar keinen Coaster!“ und die Psycho-Ente Kopfschmerzen von irgendwelchen Kontrollstrahlen aus dem Weltraum bekam, musste noch ein Count her!

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Daytona Beach bezeichnet sich gerne als „schönster Strand der USA“ – da steckt vermutlich etwas Übertreibung aber ganz sicher sehr viel Wohlwollen dahinter.

Dort angekommen, stellten wir fest, dass sich kaum ein Mensch in den leicht kühlen Abendstunden auf dem Boardwalk aufhielt. Allerdings waren alle Fahrgeschäfte, inklusive dem Pinfari Zyklon Sand Blaster in Betrieb und das nächste Counterologen-Jubiläum war nicht mehr aufzuhalten.

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Das Viertel von Tausend ist voll. Streng versteht sich.

Die wirklich sehr freundlichen Mitarbeiter dort bescherten uns eine Fahrt auf einem recht großen Zyklon-Modell Z64, der eigens für uns angeschmissen wurde.

Diesen Typ von Coaster hatte Pinfari zumindest noch technologisch im Griff und die Fahrt verursachte keine Schmerzen und machte durchaus Spaß. Extra von Orlando hierher zu fahren lohnt sich allerdings wohl nur, wenn man a.) eine Counter-Bitch ist oder b.) als Rennfahr-Narr auch noch am Daytona International Speedway vorbeischauen möchte.

Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


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Bunt am Strand: Daytona Beach Amusements Boardwalk.

Das war also unsere 5. Etappe. Mit dem nächsten Bericht gibt es ein paar Infos zur Blue Man Group und den ‚Universal Studios’. Bis dann!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

cf-dennis

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WoW, mir fehlen an dieser Stelle hier die Worte (und das ist bei mir schon sehr selten^^)!

Unglaublich toller Bericht , ich mag deine Art wie du schreibst und echt super Bildmaterial!

Großer app:-)
 

toschy

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Wieder mal ein weiterer Klasse Bericht von dir.
Und dazu noch gleich ein wenig Geschichte der Raumfahrt. Sehr großes Kino, danke hierfür.

P.S. die schönen Anspielungen auf Star Trek und Star Wars sind auch sehr gelungen.
 

Eulalia2002

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Danke für den sehr schönen Bericht über Cape Canaveral. Selbst ich als technische Niete fand das sehr interessant zu lesen und auch lustig mit Ente und Maulwurf!
 

Dr. Slide

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Wirklich guter und interessanter Bericht, Cape Canaveral wird ein Pflichtbesuch für mich, wenn ich mich mal in die USA verirren sollte :D Enton und den Maulwurf fand ich auch lustig^^
 

Steffen

CF Guru
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Eindrucksvolle Bilder und interessante Schilderungen noch dazu. Vielen Dank für diesen hervorragenden Bericht. Da braucht man fast nicht mehr hin, jetzt wo man schon gefühlt alles weiß.
 

DwarfFight

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Wahnsinn! anb:-)
Wäre doch der Geschichtsunterricht in der Schule damals nur halb so fesselnd gewesen.
Dir ist hiermit wieder ein wunderbares Schriftstück gelungen. So viele spannende Fakten, die nicht im Geringsten langweilig werden, so herrliche Anspielungen und die Anekdoten einer fantastischen gemeinsamen Reise.

Besten Dank!
app:-)
 

Mario M.

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Auch ich will nochmal DANKE sagen app:-)

Dieser Bericht vereint mal wieder alles was einen spannenden Bericht ausmacht. Schreibst du vor Ort eigentlich Stichpunkte mit oder suchst du dann zu Hause nochmal diese ganzen spannenden Fakten raus?

Gerade die gegenüberstellung der Raumfahrtprogramme von Russland und der USA fand ich wirklich sehr spannend :)

Da freut man sich gleich noch mehr auf die nächsten Berichtelove:-)
 
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