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Einprägsame Erlebnisse | The Brexit Tour - Tag 4 - Gulliver's Warrington & mehr

Marcel46

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Der Tag ist gekommen, Bristol zu verlassen. Ein letzter Blick in den Pit und ab fährt der Bus in Richtung Norden. Wir haben heute ein besonderes Ziel. Einen Park, den die meisten Leute, die eine private UK-Tour machen, auslassen. Nicht weil der Park schlecht ist oder hier keine guten Bahnen stehen (wobei, dazu komme ich später noch). Nein, der Grund, warum die meisten Leute diesen Park auslassen, ist ganz einfach der, dass sie nicht reindürfen.

Die Rede ist von Gulliver’s Warrington. Bzw. Gulliver’s World. Kurz vor halb 1 kommen wir an. Ja, das war eine ziemlich lange Busfahrt.

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You are not welcome here

Gulliver's World wurde 1989 als zweiter Freizeitpark von Gulliver's Theme Parks and Resorts eröffnet und ist auch heute noch der größte Park der Gruppe. Gulliver’s betreibt dabei mit all seinen Parks ein sehr striktes Familienkonzept. So strikt, dass man ohne ein Kind kaum eine Chance hat, den Park überhaupt zu betreten. Das lässt sich auch der Webseite entnehmen:
Aufgrund des familiären Charakters von Gulliver's sind Gruppen von Erwachsenen oder Einzelpersonen ohne begleitende Kinder im Freizeitpark nicht erlaubt.

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Warten auf den Einlass

Und doch hat Andy es geschafft, mit dem Park zu verhandeln und so dürfen wir tatsächlich rein, um die Bahnen zu checken. Dafür an dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an dich, Andy! app:-)

Das Ganze hat aber natürlich einen kleinen Haken: Wir dürfen nicht einfach frei Schnauze den Park selber erkunden. Das geht ja nicht. Stattdessen werden wir konstant durch den Park geführt und dürfen nur die vier Achterbahnen einmal fahren und kein bisschen mehr!

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Let The Giant Guided Adventure Begin

Thematisch orientiert sich der Park lose an Gullivers Reisen. So gibt es hier bekannte Orte aus dem Buch, wie etwa das Lilliput Land.

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MAGICAL Main Stage

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Bitte gehen Sie hier entlang

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Och, sieht doch ganz nett aus

Unser Guide führt uns auf direktem Weg zur ersten Achterbahn. Dafür müssen wir in den tiefen Dschungel.

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Unsere erste Bahn hier ist eine wahre Thrillmaschine.

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Mit modernster Launch-Technologie.

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Runaway Minecarts!

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Joa…

Eine Zamperla Mini Mouse von 2004. Eine Achterbahn mit so flachen Abfahrten, dass sie selbst auf ebendiesen Abfahrten Reibräder benötigt, um nicht stehen zu bleiben. Und jetzt will eine Gruppe Erwachsener Leute mitfahren. Na, das kann ja was werden. :rolleyes:

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Die erste Fuhre verläuft noch nach Plan, da noch viele Kinder im Zug sind und sich der CF-Anteil in Grenzen hält. Danach wird aber der gesamte Zug mit Coasterfriends vollgemacht uuund…

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Meine Damen und Herren, wir haben eine technische Störung

Der Lifthill ist zu schwach, um den Zug komplett nach oben zu bringen. Kein Scherz. Der ganze Zug rollt wieder rückwärts in die Station zurück. Und das bei einer geschätzten Steigung von 10°.

Wir kriegen uns kaum ein vor Lachen. Es ist einfach zu herrlich. Coasterfriends sind zu schwer für Kinderachterbahn. Nein, lieber Operator, es noch vier Mal zu versuchen, hilft auch nicht. lach:-)

Nach mehreren erfolglosen Startversuchen hat auch der Operator verstanden, dass man eventuell mal ein paar Leute aussteigen lassen könnte und es dann vielleicht funktioniert. Und siehe da, die Bahn fährt wieder!

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Ich hab diese Minimäuse bisher nie wirklich verstanden. Und ich verstehe sie immer noch nicht. Da ist kein Thrill, keine Geschwindigkeit, nichts. Nur ein paar mäßig schnell durchfahrene Mauskurven. Selbst ein Wurm hat zumindest eine Stelle, wo er ein bisschen schnell wird.

Immerhin hatte dieses Exemplar hier einen gewissen Unterhaltungsfaktor. :D

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"Wenn ich die Arme hochnehme, kommt da bestimmt Airtime"

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Mehr Seitenräder als Laufräder

Count 1 ist durch, dann jetzt schnell weiter zum nächsten.

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Kritische Begutachtung dessen, was uns bevorsteht

Crazy Train, ein Pinfari Mini Mega Coaster MM29, der von 2003 bis 2014 in Codona’s Amusement Park stand und nun seit 2015 bei Gulliver seine Runden dreht.

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Wartezeit wird verdreifacht in 3, 2, 1…

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Die Sitze in diesem Zug sind komisch. Von außen sehen sie ziemlich groß aus, adäquat für erwachsene Menschen. An der tiefsten Stelle sind sie aber verengt, dass man da relativ zusammengestaucht drinsitzt. Ist jetzt nicht auf Platz 1 meiner Liste der bequemsten Achterbahnsitze. :rolleyes:

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Der Kapitän und der Zauberer auf verrückter Zugfahrt

Die Fahrt selber ist aber ganz nett. Hat ein paar schöne Helices, die auch ein wenig Druck aufbauen. Gute Familienbahn.

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Und damit kommen wir schon zur Hauptattraktion von Gulliver’s Warrington: Antelope!

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Diesmal auch schon vor unserer Ankunft mit Warteschlage.

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Die Parkmanager sehen das, beschließen, dass das zu lange dauern würde, wenn wir uns da alle gleichzeitig anstellen und teilen unsere Gruppe auf.

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Von der Antilope zum Wurm herabgestuft

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Aber kommen wir mal zu der Achterbahn. Antelope wurde 1995 eröffnet. Designer waren Allott and Lomax, die von dieser Bahn abgesehen noch den Thundercoaster in TusenFryd designt haben und bei The Big One in Blackpool als Berater fungiert haben.

Heute gehören Allott and Lomax zu Jacobs, einem US-amerikanischen Anlagenbauunternehmen. Mit Achterbahnen haben sie also nicht mehr viel am Hut. Die neueste Achterbahn, mit der sie was zu tun hatten, ist ja nun auch bereits 17 Jahre alt.

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Nach einer halben Stunde können wir dann schließlich einsteigen. Antelope hat nur einen Zug, da dauert alles entsprechend länger bei dem Andrang.

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Der Name der Holzbahn stammt vom Handelsschiff Antelope, auf dem die bekannten Reisen von Lemuel Gulliver beginnen. Als die Antelope von einem Sturm erfasst wird, sinkt das Schiff und Gulliver ist am Ende der einzige Überlebende. Er kann sich gerade so an die Küste des Lilliput-Landes retten. Gulliver’s Warrington erzählt die Geschichte aber leicht anders. Muss ja kinderfreundlich bleiben, ne?

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Nicht ganz richtig

Phil schlägt vor, dass wir in der letzten Reihe fahren und ich stimme dem in meinem jugendlichen Leichtsinn auch noch zu. Denn es gibt mit Antelope zwei konkrete Probleme.

Erstens: die Sitze. Auf einer Holzachterbahn dieser Art erwarte ich eigentlich gepolsterte Sitze, die die Schläge, die eine Holzachterbahn nun mal hat, ein wenig auffängt. Bei Antelope sitzt man auf einer ziemlich harten Gummioberfläche.

Zweitens: Antelope ist zu immersiv. Und damit meine ich nicht Thematisierung im klassischen Sinn. Nein, auf Antelope fühlt man sich wirklich so, als wäre man gerade auf Schiffbruch. Die Antelope gerät in einen schrecklichen Sturm und wird in alle Richtungen geschleudert und geschlagen. z:-)

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Die Ruhe vor dem Sturm

Meine Güte, ist die Bahn scheiße. Sorry, aber anders kann ich das nicht ausdrücken. Dagegen war Megafobia gestern smooth wie ein ICE. Richtig tiefe Schläge direkt in die Wirbelsäule rein, während sich der Bügel konstant in meinen Magen reinprügelt. Die ganze Fahrt über werde ich zwischen Bügel und Sitz hin- und hergeschleudert. Lediglich die langgezogenen Kurven, die mit niedriger Geschwindigkeit durchfahren werden, sind relativ schmerzfrei.

Und damit sollen vorrangig Kinder fahren.

Aha.

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Das Fahrerlebnis zusammengefasst in mehreren Gesichtern

Antelope ist die schlechteste Holzachterbahn, die ich in meinem Leben gefahren bin. Das meine ich ohne Übertreibung. Jede andere Holzachterbahn, die ich kenne, ist besser als diese. Bandit und Robin Hood sind mir deutlich lieber. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht, was eine solche Bahn in einem Park verloren hat, der sich in erster Linie an Kinder richtet. Damit werden Kinder doch nur von Achterbahnen abgeschreckt.

Zum Vergleich: meine erste Holzachterbahn war Balder, als ich 8 Jahre alt war. Da fand ich damals die Ruckler schon schlimm genug. Und Balder ist ja nun wirklich so smooth, dass es für mich persönlich heutzutage schon an Langeweile grenzt. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn Antelope damals meine erste Holzachterbahn gewesen wäre. Ich hätte mich vielleicht nie wieder in eine Achterbahn gesetzt.

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Naja, einen letzten Count haben wir noch ausstehen.

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The Wriggler ist ein Pinfari-Wurm, der von 1984 bis 2012 im Camelot Theme Park stand und nach dessen Schließung 2013 nach Warrington kam.

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Warten auf den Wurm

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Niklas ist bereit für einen wilden Wurmritt

Joa, ein Wurm ist ein Wurm ist ein Wurm, ne? Damit sollte alles gesagt sein.

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Wahrlich spektakulär

So, alle vier Counts in der Tasche. Zeit für die Parkmanager, uns wieder aus dem Park zu eskortieren.

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Schön begrünt ist der Park auf jeden Fall

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VogelHut

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Wildwasser im Fort

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Bitte begeben Sie sich zum Ausgang

Ja, was soll ich sagen? Bestimmt ein netter Park für Kinder, ich habe mich jedoch zu keiner Zeit wirklich willkommen gefühlt. Versteht mich nicht falsch, ich finde es großartig, dass wir überhaupt reinkonnten und so jetzt ein paar seltenere Counts verbuchen konnten. Jedoch hat die Herangehensweise, dass wir ständig begleitet wurden und uns unter keinen Umständen von der Gruppe trennen durften, bei mir das Gefühl geweckt, dass wir eigentlich nicht erwünscht sind. Nach dem Motto "Jaa okay, meinetwegen dürft ihr unsere Bahnen fahren, aber bleibt bitte nicht länger als dringend notwendig". So kann ich mich in einem Park nicht wirklich wohlfühlen.

So ganz ist die Gastfreundschaft von Gulliver aber noch nicht vorbei, denn der Park hat uns zu allem Übel noch zu einem kleinen Mittagessen im Parkhotel eingeladen.

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Warum "zu allem Übel"? Naja, seht selbst:

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Ja.

Okay.

Also dann kann man es auch gleich sein lassen. Winzige, schlechte Sandwiches in kleinen Mengen, labberige Pommes und was auch immer das für eine Limonade sein soll. Die Käsesandwiches sind zum Teil mit rohem Pizzastreukäse belegt. Na lecker.

Auf mich wirkt das so, als hätte man dort völlig vergessen, dass wir heute kommen. Dann fahren wir mit unserem Bus vor, die sehen uns und denken "Mist, jetzt müssen wir uns schnell was einfallen lassen". Und dann kommt sowas dabei raus. Die ganzen Mitarbeiter dort wirken auch so, als hätten sie überhaupt keine Lust auf uns. Als würden sie sich wünschen, dass wir möglichst schnell wieder verschwinden. Diesen Wunsch hege ich mittlerweile auch.

Der Gedanke, uns zum Essen einzuladen, ist ja wirklich nett. Das muss ja auch mal gesagt werden. Aber dann sollte man sich meines Erachtens auch ein bisschen Mühe bei der Umsetzung geben. :rolleyes:

Naja egal, wir haben die Counts und das ist doch die Hauptsache. Es geht wieder in den Bus und weiter in den Norden nach Southport zu einem weiteren Countstopp.

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Ziel ist das Southport Pleasureland, eine Art Dauerkirmes mit ständig wechselnder Besetzung. Deswegen sind wir uns auch gar nicht so sicher, welche Counts uns hier erwarten werden.

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South Pleasur

Das Southport Pleasureland kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Je nach der Quelle, der man vertraut, eröffnete das Pleasureland Southport 1912 oder 1913 als Schwesterpark von Blackpool Pleasure Beach. Über die Jahre kamen und gingen viele verschiedene Achterbahnen. Die rcdb verzeichnet ganze 13 ehemalige Coaster. Am interessantesten waren da sicherlich die Holzmaus King Solomon's Mines, die Holzachterbahn Cyclone und der SLC Traumatizer. Letzterer fährt auch heute noch wenige Kilometer entfernt in Blackpool.

2005 haben die Betreiber in Blackpool allerdings den entscheidenden Fehler gemacht, mit der Erhebung eines allgemeinen Eintrittspreises zu beginnen. Das kam bei den Besuchern überhaupt nicht gut an und so kamen auch schlagartig deutlich weniger Leute in den Park. Schlussendlich führte das dazu, dass der Park und damit alle Attraktionen am 5. September 2006 ohne Vorwarnung permanent geschlossen wurden.

Am 14. September 2006 erschienen die ersten Bilder von den Anfängen der Demontage von Cyclone im Internet, sehr zum Entsetzen der lokalen Achterbahnfans. Vier Tage später kletterten zwei Demonstranten auf die Spitze der Holzachterbahn, um sie vor dem Abriss zu retten. Drei Stunden verbrachten sie da oben, bis sie auf Anweisung der Polizei wieder herunterkamen.
Eine Petition zur Erhaltung vom Cyclone war auch unerfolgreich. Am 20. November 2006 war der Cyclone in Southport endgültig Geschichte.

Die Holzmaus wurde ebenfalls abgerissen und der SLC zog wie erwähnt nach Blackpool um.

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Der Eintrittspreis ist ebenfalls Geschichte

Am 31. Mai 2007 wurde bekannt gegeben, dass Dreamstorm International den Park übernimmt und direkt mal 100 Millionen Pfund investieren will. Am 21. Juli 2007 wurde das New Pleasureland Southport schließlich mit einem neuen Konzept eröffnet. Was früher ein fester Freizeitpark war, wurde nun zu einem permanenten Kirmesplatz mit immer wechselnden Attraktionen. So kamen und gingen die Attraktionen in noch deutlich höherem Tempo als vorher.

2014 gab es ein weiteres Rebranding mit neuem Namen (Southport Pleasureland), neuem Logo, neuem Slogan und neuer Webseite. Zusätzlich wurde ein elektronisches Token-System eingeführt. Man kann also nicht mehr an den Attraktionen direkt bezahlen, sondern muss sich vorher die richtige Anzahl Tokens auf eine Karte laden.

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Das kommt mir irgendwie bekannt vor

Und genau das machen wir als erstes. In kleinen Gruppen holen wir uns jeweils eine Karte und beladen Sie mit genügend Tokens für die drei Counts.

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Thematisierung darf hier natürlich nicht fehlen.

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BumbleBird

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Also, ihr hättet es ja zumindest versuchen können

Erster Stopp ist der Caterpillar, ein 2016er Wurm von der DAL Amusement Rides Company.

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Wie gesagt, ein Wurm ist ein Wurm, ist ein…

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So weit, so unspektakulär. Die richtigen Knaller werden hier erst noch kommen.

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Ich hab schon mal von Baummenschen gehört, aber das hab ich mir anders vorgestellt

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Die sind ja leider von unseren Festplätzen komplett verschwunden

Nächste Bahn: Grand Canyon, ein Powered Coaster. Jahrgang und Hersteller unbekannt, weil nicht auf rcdb gelistet.

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Allzeit Countbereit

Wir machen den Zug voll und los geht die wilde Fahrt durch den Westen. Also, fast.

Der Zug macht Versuche, die erste Steigung hochzukommen, wird immer langsamer und langsamer, bis er schließlich zum Stehen kommt und auf einmal rückwärts zurückrollt. In der Station bleibt er aber natürlich nicht stehen, sondern rollt gemütlich weiter durch und bleibt erst dann stehen, sobald der gesamte Zug die Station wieder verlassen hat.
Vielleicht nimmt er ja auch einfach Anlauf wie Sky Scream?
Ne, das ist es nicht, denn jetzt bewegt sich gar nichts mehr. Die Coasterfriends habens kaputt gemacht! :rolleyes:

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Bei solchen Antriebsrädern wundert mich nichts mehr

Irgendwann schaffen sie es zumindest, uns wieder zurück in die Station zu befördern. Und sie versuchen es nochmal. Und nochmal rollt der Zug zurück. Und so läuft es auch beim dritten Mal. Hm. Ok. Funktioniert so scheinbar nicht. Also alle bitte einmal aussteigen!

Wir steigen aus und ein paar von uns fällt bei der näheren Inspektion des Zuges ein kleines, aber entscheidendes Detail auf.

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Öhmm…

Der verdammte Wagen ist entgleist! Dieses Rad befindet sich nicht mehr auf der Schiene, wo es hingehört. Und in diesem Wagen bin ich eben noch gesessen. Huiuiui.

Mittlerweile sind auch mehrere Techniker vor Ort, die mit allen Mitteln versuchen, dieses Gefährt wieder zum Laufen zu bringen. Mit sprühenden Funken quält sich der Zug über die Strecke, was unser Vertrauen natürlich nochmal bestärkt, aber hey, es fährt! Also alle wieder einsteigen!

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Überraschung! Es funktioniert nicht. Hmmm, ich frage mich woran es liegen könnte. :rolleyes:

Letztendlich können wir den Operator davon überzeugen, es mal nur mit halber Ladung zu versuchen und auf einmal klappt es auch. Die Funken regnen wie blöd, der vorletzte Wagen ist immer noch entgleist, aber wir können den Grand Canyon checken. Ziel erreicht! :D

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Züge nach Idaho sind nicht ganz problembefreit

Naja, schlimmer als bei einem entgleisten Wagen auf einem Powered Coaster kann es hier ja nicht werden.

Oder?

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Entrance to adrenaline for all the wrong reasons

Looping. Ein einfacher Name für eine scheinbar gewöhnliche Achterbahn. Es handelt sich um einen Zyklon ZL42 von Pinfari. An sich auch wirklich nichts Außergewöhnliches. Davon gibt es ja ein paar Exemplare. Dieses Modell hier stand von 1991 bis 1996 bei Barry’s Amusements, war danach bis 2008 mit dem irischen Schausteller Bird’s unterwegs, wonach es an einen tschechischen Schausteller verkauft wurde.

Seit 2015 steht die Bahn in Southport, wurde aber erst im Sommer 2017 eröffnet.

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Okay. Ich muss jetzt irgendwie die richtigen Worte dafür finden, was hier passiert.

Erstmal ist der optische Zustand dieser Konstruktion alles andere als vertrauenserweckend. Der dritte Wagen des Zuges wird gar nicht erst beladen. So weit so (nicht so) gut. Die Fahrt selber verläuft dann auch wie erwartet. Mit Schlägen und Rucklern und dem ganzen Spaß. Ein gewöhnlicher, schlechter Pinfari Looper eben. Der Knaller hier kommt aber erst noch.

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Ja, das bin ich. Ja, ich sitze im Wagen auf dem Lifthill. Und ja, mein Bügel ist sperrangelweit offen.

Der Zug fährt hier noch relativ normal in die Schlussbremse und zurück in die Station. Die Bügel werden entriegelt, ich drücke meinen Bügel hoch, bin bereit, auszusteigen, aber eine Sache fehlt noch: die Stationsbremse. Der Zug rollt fröhlich weiter in Richtung laufendem Lifthill.

Ich krieg ne leichte Panikreaktion, will sofort meinen Bügel wieder runterziehen. Aber haha, falsch gedacht, lacht sich die Bahn ins Fäuschen. Der Bügel ist schon wieder verriegelt. In der oberen Position.

Jetzt kriege ich richtig Panik. Ich kann dieses Ding doch nicht nochmal mit offenem Bügel fahren!
He! Hallo! Stop! Stop the train! STOP THE TRAIN! STOP THE FUCKING TRAIN!

In aller Seelenruhe geht der Operator zum Steuerpult und stopt den Train.

Da sind wir also, auf dem Lifthill mit dem Bügel offen. Und ich kann sagen, dass ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einen richtigen Adrenalinschub auf einer Achterbahn hatte. Nur habe ich mir das etwas anders vorgestellt. z:-)

Ich weiß auch gar nicht, was passiert wäre, hätte der Zug nicht angehalten. Vielleicht hätte ich auf dem Lifthill noch versucht auszusteigen. Ich will es auch gar nicht ausschließen, dass nach einer Fahrt mit offenem Bügel das Achterbahnhobby für mich vorbei gewesen wäre. Zumindest auf dieser Tour wäre ich danach wahrscheinlich in keine Bahn mehr eingestiegen.

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Nach der Evakuierung werden wir auf dem Rasen außen um die Bahn herumgeführt. Ich bin währenddessen noch völlig ungläubig der Ereignisse, die sich hier soeben abgespielt haben. Mittlerweile kann ich darüber lachen, aber in diesem Moment ist es einfach so surreal.
Ich bin doch immer der erste, der herausposaunt, wie sicher Achterbahnen sind (und das tue ich auch weiterhin), aber dann passiert so etwas.

Naja, Ausnahmen bestätigen die Regel, ne? Ich hatte ja anfangs gedacht, dass das Adrenalinshirt heute nicht ganz passen würde, da wir mit Kiddie Counts nicht so viel Adrenalin haben würden. Letztendlich gab es kein besseres Shirt für diese Ereignisse. 100% Adrenalin, aber wie.
Jedenfalls kann ich das Southport Pleasureland nur empfehlen, da weiß man noch, was echter Thrill bedeutet. lach:-)

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Ein Lichtblick am Horizont

Jetzt aber schnell weiter nach Blackpool, einen Stopp haben wir heute noch vor uns. Und nein, dieser hier ist es leider noch nicht.

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Wobei meine Vorfreude auf Blackpool Pleasure Beach schon unermesslich hoch ist. Ich habe schon sehr viel über den Park gehört und auf mich machte er immer den Eindruck, als wäre das europäische Pendant zu Cedar Point, das aber zu großen Teilen noch in der Vergangenheit stecken geblieben ist.

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Ich will rein!

Gerade The Big One ist ein ziemlich beeindruckender Koloss, wenn man direkt davorsteht. yummy:-)

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Aber da können wir erst morgen rein. Jetzt erkunden wir erstmal einen anderen Teil von Blackpool.

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Einmal sich wie Cinderella fühlen

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Die sind hier stark vertreten

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Trotz des Namens kann man Restaurants nicht checken

Hier sind wir nun also. Der South Pier. Neben dem Central Pier und dem North Pier einer der drei großen Piere von Blackpool und der einzige mit Count.

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Eröffnet wurde der Victoria Pier am Karfreitag 1893 als dritter Pier in Blackpool. Er galt mit seinen Shops und Pavillons als gehobener als North und Central Pier. Urlauber kamen allerdings erst ab 1896 so richtig, als das erste Karussell installiert wurde. 1930 erfolgte die Umbenennung in South Pier.

1958 und 1964 gab es zwei große Brände auf dem Pier, in denen der große Pavillon zerstört wurde. Daraufhin wurde der Pavillon durch ein Theater ersetzt, welches selber wiederum 1998 durch die Crazy Mouse, eine Spinning Maus von Reverchon ersetzt wurde. Die Crazy Mouse stand bis 2009 auf dem Pier und wurde danach an die Goetzke-Familie verkauft. Heute reist sie mit Familie Janßen über die deutschen Kirmesplätze.

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Zurück zum South Pier. Direkt am Eingang befindet sich die Laughing Donkey Family Bar, die für uns aber von wenig Interesse ist. Unser Objekt der Begierde steht ganz am Ende des Piers, aber um da hinzukommen muss man erst durch einige Shops durch.

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Die Meisterschaft ist doch schon vorbei. Aber hatte bestimmt ein nettes Ambiente.

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Für nähere Infos zu diesem Breaker verweise ich euch zu Thorben, der kennt sich da besser aus

Zwischen 2010 und 2016 hatte der South Pier keine Achterbahn. 2017 gastierte hier ein Wurm und dieses Jahr kehrte man zu seinen Achterbahnwurzeln zurück und holte sich den Crazy Coaster auf den Pier.

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Wie der Vorgänger ist der Crazy Coaster eine Spinning Maus von Reverchon. Dieses Exemplar nahm irgendwann vor 2009 auf den deutschen und niederländischen Kirmesplätzen seinen Anfang, gastierte in der Wintersaison 2009/10 im Plopsaland de Panne, stand von 2014 bis 2017 in Arcadia City in der Ukraine (ich hab echt noch nie von dem Park gehört) und jetzt ist er hier in Blackpool.

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Andy besorgt Tokens für alle und dann kann es losgehen.

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Das was uns antreibt

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Hier sieht man, wo der Großteil der Kräfte wirkt

Okay, die Fahrt an sich ist nicht so übermäßig spektakulär. Das Setting macht hier aber den entscheidenden Unterschied. Die Bahn steht eben ganz am Ende des Piers über dem Wasser und so kommt bei jeder Kurve das Gefühl auf, der Wagen kracht gleich ins Meer. Ganz ehrlich, allein durch den Standort ist das die beste Wilde Maus, die ich bisher gefahren bin. :)

Gedreht hat sichs auch gut, wobei es interessanterweise einen Wagen gibt, bei dem die Drehung nie freigeschaltet wird.

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Into the sunset

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Ich möchte nochmal darauf hinweisen: wir sind direkt über dem Wasser

Während der Crazy Coaster den Rest der Gruppe abfertigt, nutze ich die Zeit für ein paar Fotos von der Umgebung.

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Nördlich: der erwähnte Central Pier

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Zwar mit Riesenrad, aber ohne Count

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Det is ma ne Skyline

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Down we go

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Airtime? Sehen wir morgen mal

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Jep, ich kann sagen, dass ich mit meiner Gesamtsituation ziemlich zufrieden bin

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Spider-Cow hat schon bessere Tage gesehen

Wenn man in Blackpool ist, kann ich einen kurzen Besuch des South Piers auf jeden Fall empfehlen. Neue Counts sind nie verkehrt und wenn es wie in diesem Fall der beste Vertreter seiner Gattung ist, kann man auf jeden Fall nichts falsch machen. :)

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Zeit, das Hotel für die nächsten beiden Nächte zu beziehen.

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Big Blue unter Big One

Das Big Blue Hotel ist das Parkhotel von Pleasure Beach, welches 2002 eröffnet wurde.

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Und ich muss sagen, die Zimmer hier sind eine deutliche Steigerung zu denen Bristol. Die sind vor allem einfach mal doppelt so groß.:)

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Jep, hier lässt es sich aushalten. Kurz frischgemacht, dann geht es runter ins Hotelrestaurant, ein Drei-Gänge-Menü wartet.

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Eine Art harte Teigschale gefüllt mit Tomaten und (viel) Rucola

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Hühnchen mit Reis und Bohnen

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Und das Highlight des Abends: Apfelkuchen mit Vanillesauce

Insgesamt gut, aber nach der phänomenalen Pizza gestern Abend eher unspektakulär.

So geht ein langer, ereignisreicher Tag zu Ende. Ich hätte nicht gedacht, dass es heute besondere Highlights geben würde, aber gerade die Geschehnisse in Southport werde ich so schnell nicht vergessen. :rolleyes:

Ein Teil der Gruppe geht noch die nächtliche Strandpromenade von Blackpool erkunden, bevor wir den Abend gemütlich in der Hotelbar ausklingen lassen.

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Und morgen bist du dran
 

Floooooo

CF Team IT
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Sehr schöner Bericht, hat mir gefallen, nochmal von unseren... nennen wirs mal... klassisch englischen Tagen zu lesen ;-)
 

Mario M.

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Aus deiner Sichtweise wirkt das Erlebnis auf "Looping" noch viel dramatischer als in den Erzählungen/Berichten der Anderen. Ich glaube man denkt lieber nicht daran, was passiert wäre, wenn aus welchem Grund auch immer der Zug nicht gestoppt hätte. Allgemein wirkt der Park ziemlich heruntergekommen. Mich würde mal interessieren wo die von dir genannten Investitionskosten vor der Wiedereröffnung hingeflossen sind (das sieht ehrlich gesagt nichtmal nach 5 Mio. Pfund aus) die Angabe wirkt doch "etwas" aufgerundet :D

In den kleinen/unbekannten Parks erlebt man immer wieder die verrücktesten Situationen...

Lustig ist auch immer, das wir den Ride Op's von so Kinder-/Familienbahnen vor dem ersten Versuch sagen, dass das mit einem Zug voll mit Erwachsenen nicht funktionieren wird, sie es dann aber trotzdem versuchen k:-)

Aber gut, wer nicht hören will muss zusehen wie die Funken sprühen, das Gummi stinkt und nun auch ganze Wagen entgleisen z:-)

Sehr kuriose Erlebnisse an die ihr euch noch lange erinnern werdet! :D
 

Marcel46

CF Guru
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Ich kann ja nur berichten, wie ich persönlich diese Situationen erlebt habe. Und ich war eben der in dem Zug, der in da die heftigste Reaktion hatte. Die meisten anderen haben auch ihren Bügel unten gelassen. Ich meine, es kursiert irgendwo noch ein Video, wo man mich gut hören kann. :D

Die 100 Mio. Pfund erscheinen mir auch unrealistisch. Ich glaube, das waren letztendlich einfach große Ankündigungen, die nicht wirklich umgesetzt wurden. :rolleyes:
 

Falo

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Ich saß ja auch in den Looping Zug.
Und muß schon sagen das einige wohl echte Panik hatten (war definitive nicht gespielt).

Realistisch muß man allerdings auch sagen das selbst ohne Bügel bei der Bahn keiner rausgeflogen wäre.
Die Bahn hat ja praktisch keine Airtime und beim Looping wird man ja eher in den Sitz gedrückt als rausgeschleudert.

Es war aber auch intressant wie die Leute den Bügel hochgerissen haben wo der Zug nichtmal gestoppt hatte;).
Und das der Ride-OP nicht sofort gestopt hat war auch verständlich weil auf der Kurve zwischen Station und den ersten Metern des Lifthills gibt es halt kein Catwalks.
Deswegen hat der RideOP extra weiterlaufen lassen und da gestopt wo man den Zug sicher ohne irgentwelchen Leitern und Co evakuieren konnte.
Man konnte auch anhand des einfach abzunehmen Gitter gut sehen das das durchrutschen durch die Bremse wohl öfters passiert.

Das gefährlichste war der Rückweg erst außen rum und dann mußten wir in der (nicht benutzen) Entladestation quer über die Schiene springen wenn da einer abgerutscht wäre wäre er ca. 1,5m runtergefallen.


Danach haben wir dann erstmal alle Schlipsträger des Parkes kennengelernt weil wir unser Geld zurückhaben wollten (was nach langer Diskussion auch geklappt hatte).
 
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