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Das Leben eines Freizeitpark-Fans ist hart und voller Entbehrungen. Die Blasen an den plattgestandenen Füßen... die Mangelerscheinungen durch zu viel Fast-Food… die ständigen Trostpreise am Schießstand. Am Schlimmsten ist aber die Situation, in denen unsereins unsanft um 4 Uhr morgens geweckt wird, mit Worten wie „Hopp hopp, wir müssen um 9 in Sierksdorf sein“ oder ähnlichem. Ja, es ist schon Wahnsinn, was Parkbetreiber uns durch ihre ganz und gar nicht langschläferfreundlichen Öffnungszeiten abverlangen. Ein kleiner, mir bis dato völlig unbekannter Park an der Costa del Sol geht da andere Wege. Leicht ungläubig erfuhr ich auf der Website von Tivoli World, dass sich die Pforten regulär erst um 16 Uhr öffnen – dafür aber vor Mitternacht nicht geschlossen werden. Am Mittelmeer ticken die Uhren dann scheinbar doch ein bisschen anders.
So trafen wir gegen 17 Uhr – also just zu der Zeit, in der man ansonsten noch kurz vor Parkschluss zu seinen letzten Wiederholungsfahrten hechelt – an der recht großzügigen Pforte ein. Der Park zeichnet sich ganz besonders durch seine malerische Lage aus: im Süden das Meer, im Norden die Berge der Sierra de Mijas, wie man auch schön im Bild sieht.
Auch ansonsten hat Tivoli World einiges an optischen Leckerbissen zu bieten. Es gibt sogar Themenbereiche, wie eine kleine Wildweststadt oder ein andalusisches Fischerdorf. Vor allem aber: viel Grün und eine tolle Aussicht!
Auch ein paar schräge Vögel schlendern durch die Parklandschaft.
Das Tagesticket ist für sensationell günstige 8 Euro erhältlich. Allerdings ist für die Fahrgeschäfte ein Wristband notwendig, das mit weiteren 15 Euro zu Buche schlägt (es sei denn, man möchte für eine Einzelfahrt 3-6 Euro auf den Tisch legen). Die Attraktionskost ist zum größten Teil „Kirmes as Kirmes can be“ – allerdings mit einem gewissen, beinahe nostalgischen Charme – immerhin sind weite Teile des relativ traditionsreichen Parks seit der Eröffnung vor 40 Jahren beinahe unverändert, habe ich mir sagen lassen.
Einige Highlights hat Tivoli World aber dennoch zu bieten. Da wäre der immerhin 60 Meter hohe „Caida Libre“ – die 1 zu 1 Übersetzung von „freier Fall“. Durch die zu allen Seiten hin großartige Aussicht ist der Tower sicherlich einer der herausragenden in Europa. Er ist die Hauptattraktion des Parks und wird in allen Promo-Materialien kräftig beworben.
Ein anderes Schmankerl ist der schön thematisierte Flum Ride Tivoli Agua, dessen Hersteller noch nicht einmal über die European Water Ride Database zu erfahren ist. Das Ding bietet drei spaßige Abfahrten und ist feucht wie eine Hundeschnauze. Gute Attraktion!
Coastertechnisch ist Tivoli World allerdings in etwa so öd wie die Wüste Andalusiens. Am ehesten erwähnenswert ist hier noch der schlicht „Montaña Rusa“ betitelte Kirmescoaster von Mundial Park, der 1972 erbaut wurde. Trotz ihres Alters hat die Bahn einen guten Lauf und mit der richtigen Einstellung kann man hier durchaus ein wenig Spaß haben.
Dazu gibt es noch den klassischen Powered Coaster Super Train Tokaido aus den Achzigern – auch hier schweigt sich das Internet beharrlich über den Hersteller aus. Die Fahrt zieht recht gut und es gibt ganze vier Runden am Stück.
Der kleine Montaña Rusa Infantil ist wirklich nur Kindern zugänglich. Mir wurscht, da ich ohnehin nicht counte.
Dafür hat der Park immerhin drei Darkrides zu bieten. Das Castillo Del Terror zeichnet sich insbesondere durch einen maximalen Trash-Level aus – und durch den großzügigen Gebrauch nackter Brüste (ich habe so an die 12 gezählt, wobei diese Nachforschung selbstverständlich einen rein investigativen Hintergrund hatte).
Das „Dinolandia“... auch das hatte durch seine äußerst spartanische Ausstattung (hauptsächlich dunkle Wände, angepinselt mit von Schwarzlicht bestrahlter Acrylfarbe) und das antiquierte Fahrsystem irgendwie noch eine Spur von Charme...
Ein weiterer „klassischer“ Darkride, diesmal mit Pinocchio-Theming. Von außen hübsch gestaltet – wir haben dennoch darauf verzichtet.
Noch eine Schlechtwetteralternative: Das Dino-Walkthrough Jurásica. Erinnert ein wenig an die Variante aus Geiselwind, ist aber noch etwas hübscher umgesetzt. Leider nur bewegungsfreies Stillleben, dennoch ordentlich inszeniert.
Zwei Attraktionen sind nur gegen Aufpreis fahrbar. So gibt es, wie in so vielen Mittelmeer-Parks, ein Horror-Maze. Da ohnehin die Halloween-Saison bevorsteht und wir bis dahin etwas unsere Nerven (und den Geldbeutel) schonen wollen, haben wir auf „Mansion del Terror“ allerdings verzichtet.
Ebenso für nen Fünfer extra zu buchen: eine Fahrt mit den Go-Karts. Fairer Preis verglichen mit manch anderen Parks, allerdings eine eher sparsame Strecke, (die durch die Überführung dennoch zu gefallen weiß).
Der Top Spin war leider außer Betrieb. Durchaus schade in einem Park, der mit Thrills ansonsten nicht gerade protzt...
Dafür hat mir dieses Fahrgeschäft umso besser gefallen: Techno Jump war mir bis dato völlig unbekannt. Vom Fahrgefühl her erinnern die ruckartigen auf-und-ab-Bewegungen etwas an einen Mini-Freefall – das ganze noch mit einer zusätzlichen Kreisbewegung. Airtime-Alarm!
Ganze 5 Shows hat Tivoli World zu bieten. Sie sind zugleich auch praktisch das einzige, das Besucher ohne Wristband wirklich kostenfrei bekommen. Die Chicago-Show war kurzweiliges Tanztheater, das, sagen wir es mal wertneutral, intellektuell nicht überfordert. Nett, um mal kurz auszuruhen und ein Bierchen zu süffeln.
Zeit für ein Fazit: Dass man für Tivoli World nicht extra nach Südspanien pilgern muss, sollte klar sein – es ist eben kein Alton Towers, für das man Stundenlange Fahrten durchs Nirgendwo über Feldwege und Schotterpisten auf sich nimmt. Für alle, die an der Costa Del Sol Urlaub machen, ist es ein netter Ort, um 2-3 Stunden Spaß zu haben. Dabei ist das Konzept mit den späten Einlasszeiten sicherlich clever gewählt, denn so konkurriert der Park kaum mit einem ausgedehnten Sonnenbad am Strand – für viele zweifellos der primäre Grund für einen Andalusien-Urlaub. Ganz bestimmt wird Tivoli-World auf absehbare Zeit nicht zum Coaster-Paradies. Dagegen spricht auch die schwierige Lage am Hang, die kaum eine größere Installation zulässt. Wenn man sich das Werbematerial anschaut, bekommt man allerdings sehr wohl das Gefühl, dass der Park auch erlebnisorientierte Jugendliche ansprechen möchte – und es gibt ja einige Beispiele für nette Achterbahn-Erlebnisse auf kleiner Grundfläche (z. B. Sky Scream, Formule X oder auch Teststrecke etc.). Schon ein mittelmäßiger, aber etwas mordernerer Kirmes-Coaster würde den Park ungemein aufwerten – mal schauen, was die Zukunft so bringt. So oder so ist Tivoli World schon jetzt für Familien mit Kindern ein sichere Bank, sowie für alle, die auch gerne mal unbekannteren Parks abseits der eingetrampelten Pfade eine Chance geben. Vor allem, wenn sie morgens gerne etwas länger schlafen...
So trafen wir gegen 17 Uhr – also just zu der Zeit, in der man ansonsten noch kurz vor Parkschluss zu seinen letzten Wiederholungsfahrten hechelt – an der recht großzügigen Pforte ein. Der Park zeichnet sich ganz besonders durch seine malerische Lage aus: im Süden das Meer, im Norden die Berge der Sierra de Mijas, wie man auch schön im Bild sieht.
Auch ansonsten hat Tivoli World einiges an optischen Leckerbissen zu bieten. Es gibt sogar Themenbereiche, wie eine kleine Wildweststadt oder ein andalusisches Fischerdorf. Vor allem aber: viel Grün und eine tolle Aussicht!
Auch ein paar schräge Vögel schlendern durch die Parklandschaft.
Das Tagesticket ist für sensationell günstige 8 Euro erhältlich. Allerdings ist für die Fahrgeschäfte ein Wristband notwendig, das mit weiteren 15 Euro zu Buche schlägt (es sei denn, man möchte für eine Einzelfahrt 3-6 Euro auf den Tisch legen). Die Attraktionskost ist zum größten Teil „Kirmes as Kirmes can be“ – allerdings mit einem gewissen, beinahe nostalgischen Charme – immerhin sind weite Teile des relativ traditionsreichen Parks seit der Eröffnung vor 40 Jahren beinahe unverändert, habe ich mir sagen lassen.
Einige Highlights hat Tivoli World aber dennoch zu bieten. Da wäre der immerhin 60 Meter hohe „Caida Libre“ – die 1 zu 1 Übersetzung von „freier Fall“. Durch die zu allen Seiten hin großartige Aussicht ist der Tower sicherlich einer der herausragenden in Europa. Er ist die Hauptattraktion des Parks und wird in allen Promo-Materialien kräftig beworben.
Ein anderes Schmankerl ist der schön thematisierte Flum Ride Tivoli Agua, dessen Hersteller noch nicht einmal über die European Water Ride Database zu erfahren ist. Das Ding bietet drei spaßige Abfahrten und ist feucht wie eine Hundeschnauze. Gute Attraktion!
Coastertechnisch ist Tivoli World allerdings in etwa so öd wie die Wüste Andalusiens. Am ehesten erwähnenswert ist hier noch der schlicht „Montaña Rusa“ betitelte Kirmescoaster von Mundial Park, der 1972 erbaut wurde. Trotz ihres Alters hat die Bahn einen guten Lauf und mit der richtigen Einstellung kann man hier durchaus ein wenig Spaß haben.
Dazu gibt es noch den klassischen Powered Coaster Super Train Tokaido aus den Achzigern – auch hier schweigt sich das Internet beharrlich über den Hersteller aus. Die Fahrt zieht recht gut und es gibt ganze vier Runden am Stück.
Der kleine Montaña Rusa Infantil ist wirklich nur Kindern zugänglich. Mir wurscht, da ich ohnehin nicht counte.
Dafür hat der Park immerhin drei Darkrides zu bieten. Das Castillo Del Terror zeichnet sich insbesondere durch einen maximalen Trash-Level aus – und durch den großzügigen Gebrauch nackter Brüste (ich habe so an die 12 gezählt, wobei diese Nachforschung selbstverständlich einen rein investigativen Hintergrund hatte).
Das „Dinolandia“... auch das hatte durch seine äußerst spartanische Ausstattung (hauptsächlich dunkle Wände, angepinselt mit von Schwarzlicht bestrahlter Acrylfarbe) und das antiquierte Fahrsystem irgendwie noch eine Spur von Charme...
Ein weiterer „klassischer“ Darkride, diesmal mit Pinocchio-Theming. Von außen hübsch gestaltet – wir haben dennoch darauf verzichtet.
Noch eine Schlechtwetteralternative: Das Dino-Walkthrough Jurásica. Erinnert ein wenig an die Variante aus Geiselwind, ist aber noch etwas hübscher umgesetzt. Leider nur bewegungsfreies Stillleben, dennoch ordentlich inszeniert.
Zwei Attraktionen sind nur gegen Aufpreis fahrbar. So gibt es, wie in so vielen Mittelmeer-Parks, ein Horror-Maze. Da ohnehin die Halloween-Saison bevorsteht und wir bis dahin etwas unsere Nerven (und den Geldbeutel) schonen wollen, haben wir auf „Mansion del Terror“ allerdings verzichtet.
Ebenso für nen Fünfer extra zu buchen: eine Fahrt mit den Go-Karts. Fairer Preis verglichen mit manch anderen Parks, allerdings eine eher sparsame Strecke, (die durch die Überführung dennoch zu gefallen weiß).
Der Top Spin war leider außer Betrieb. Durchaus schade in einem Park, der mit Thrills ansonsten nicht gerade protzt...
Dafür hat mir dieses Fahrgeschäft umso besser gefallen: Techno Jump war mir bis dato völlig unbekannt. Vom Fahrgefühl her erinnern die ruckartigen auf-und-ab-Bewegungen etwas an einen Mini-Freefall – das ganze noch mit einer zusätzlichen Kreisbewegung. Airtime-Alarm!
Ganze 5 Shows hat Tivoli World zu bieten. Sie sind zugleich auch praktisch das einzige, das Besucher ohne Wristband wirklich kostenfrei bekommen. Die Chicago-Show war kurzweiliges Tanztheater, das, sagen wir es mal wertneutral, intellektuell nicht überfordert. Nett, um mal kurz auszuruhen und ein Bierchen zu süffeln.
Zeit für ein Fazit: Dass man für Tivoli World nicht extra nach Südspanien pilgern muss, sollte klar sein – es ist eben kein Alton Towers, für das man Stundenlange Fahrten durchs Nirgendwo über Feldwege und Schotterpisten auf sich nimmt. Für alle, die an der Costa Del Sol Urlaub machen, ist es ein netter Ort, um 2-3 Stunden Spaß zu haben. Dabei ist das Konzept mit den späten Einlasszeiten sicherlich clever gewählt, denn so konkurriert der Park kaum mit einem ausgedehnten Sonnenbad am Strand – für viele zweifellos der primäre Grund für einen Andalusien-Urlaub. Ganz bestimmt wird Tivoli-World auf absehbare Zeit nicht zum Coaster-Paradies. Dagegen spricht auch die schwierige Lage am Hang, die kaum eine größere Installation zulässt. Wenn man sich das Werbematerial anschaut, bekommt man allerdings sehr wohl das Gefühl, dass der Park auch erlebnisorientierte Jugendliche ansprechen möchte – und es gibt ja einige Beispiele für nette Achterbahn-Erlebnisse auf kleiner Grundfläche (z. B. Sky Scream, Formule X oder auch Teststrecke etc.). Schon ein mittelmäßiger, aber etwas mordernerer Kirmes-Coaster würde den Park ungemein aufwerten – mal schauen, was die Zukunft so bringt. So oder so ist Tivoli World schon jetzt für Familien mit Kindern ein sichere Bank, sowie für alle, die auch gerne mal unbekannteren Parks abseits der eingetrampelten Pfade eine Chance geben. Vor allem, wenn sie morgens gerne etwas länger schlafen...