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Geheimtipps sind bekanntlich nur so lange geheim, bis sie irgendjemand im größeren Stil ausplaudert. Irgendein Reiseführer halt, eine Werbeanzeige oder eben ein Online-Portal wie dieses. Dass das Rainbow Magicland in Mittelitalien während der gesamten Weihnachtswoche geöffnet hat, hat sich offensichtlich bisher über keinen dieser Wege herumgesprochen. So schienen die Angestellten des Parks selbst am überraschtesten darüber, dass sie drei Tage vor Heiligabend tatsächlich Kundschaft empfangen würden. Ganz so, als wüssten sie nicht genau, ob sie sich heute zum kollegialen Plausch oder tatsächlich zum Arbeiten zusammengefunden haben. Kennt einer von Euch die Folge bei South Park, in der Eric Cartman einen Freizeitpark kauft, um ihn ganz für sich allein zu haben? Wir konnten es erleben!
Das Rainbow Magicland wirbt damit, eine römischer Freizeitattraktion zu sein – allerdings ist es alles andere als ein Stadtpark. Vom Hauptbahnhof der italienischen Hauptstadt fährt man rund 50 Minuten per Zug ins äußerst verschlafene Örtchen Valmontone. Der kostenlose Shuttlebus bringt den Besucher in etwas mehr als 10 Minuten direkt zur Eingangspforte. Durchaus machbar, aber für Rom-Kurztripper sicherlich ein gewisses zeitliches Investment. Eines, das sich jedoch lohnt – soviel kann ich vorweg nehmen!
Thematisierung
Wer beim semi-kreativen Namen „Rainbow Magicland“ an quietschbuntes Kirmes-Bummsfallera denkt, der ist auf dem Holzweg. Stattdessen haben die Parkarchitekten auf eine opulente Mischung aus Antike, Fantasy und ein wenig Steampunk gesetzt – und daraus eine visuelle Anmutung gezaubert, bei der einem vor Verzückung die Sabber in den Slushy tropft. Es ist diese Kombination aus Liebe zum Detail und purer Protzigkeit, die das Rainbow Magicland optisch in die erste Liga katapultiert. Auch deshalb, weil es kaum Schandflecken gibt. Selbst Imbissbuden und Toiletten sind in das Gesamtbild integriert. Nebenbei ist noch Platz für jede Menge gepflegtes Grün – sicher ein wertvoller Schattenspender für heiße Tage.
An diesem konsistenten Stil merkt man, dass das Rainbow Magicland nicht – wie die meisten Parks in Europa – über Jahrzehnte hinweg organisch gewachsen ist, sondern mehr oder weniger fertig zu Ende gedacht aus dem Boden gestampft wurde. Dennoch kommt man auf eine recht ordentliche Attraktionszahl von 38 – einige Highlights beleuchten wir einmal näher:
Shock – Launched Coarster / Maurer Söhne, 2011
Unter allen Mauerer-Launchern der X-Car-Serie ist Shock europaweit der höchste, schnellste und längste – weltweit nur von „Hollywood Rip, Ride, Rockit“ übertroffen. Sind die mega-bequemen Bügel einmal angelegt, geht es zunächst in eine Kurvenkombination, bevor der fliegende Launch folgt. Erste Sahne: der Abschuss katapultiert den Zug direkt auf einen Airtime-Hügel – das gibt ordentlich Schwerelosigkeitsgefühle. Auch die übrigen Elemente, die ruckelfrei und mit höchstem Komfort durchfahren werden, kicken ganz ausgezeichnet, darunter ein nicht-invertierender Loop (Hellyeah!!), ein overbanked Turn, eine kraftvolle Helix und ein In-Line Twist. Nach einer großartigen Fahrt mit Hammer-Kräften geht’s glücklich und zufrieden in die Schlussbremse. Trotz des null-Andrangs fuhr Shock übrigens mit zwei Zügen. Verstehe das mal einer...
Wertung: 9 von 10 Punkten
Cagliostro – Indoor Spinning Coaster 3000 / Maurer Söhne, 2011
Benannt ist der Maurer-Spinner ausgerechnet nach dem bekannten italienischen Hochstapler Alessandro Cagliostro. Das wirft natürlich die Frage auf: ist der Indoor Coaster mit der beeindruckenden Fassade mehr Schein als sein? Jein. Vor allem, weil man hier wohl sämtliche kreative Power in die Gestaltung des Gebäudes gesteckt und den Innenbereich schlichtweg vergessen hat. Das Problem mit Cagliostro: Er ist weder komplett dunkel wie „Temple of the Night Hawk“, noch effektgeladen wie „EuroSat“ oder gar durchgängig thematisiert wie „Van Helsing’s Factory“. Es ist einfach eine große nackte Halle, durch die Schienen führen. Nach einem kurzen Lifthill geht es ein kleines Stück um die Außenfassade herum, dann rein ins Getümmel. Ein nettes Layout, auf dem aber natürlich keine größeren Überraschungen à la „Winja’s Fear“ zu erwarten sind. Durch den Spin haben die Dinger dafür serienmäßig Wiederfahrenswert.
Wertung: 6 von 10 Punkten
Olandese Volante – Mine Train / Vekoma, 2011
An dieser Stelle mal ein ganz großes Kompliment an die Crew des Rainbow Magicland: Hier wurde tatsächlich für jeden einzelnen der spärlich vorbeikommenden Gäste der Startknopf an den Attraktionen betätigt – kein nervtötendes Warten, ob vielleicht nicht doch noch jemand mitfahren möchte. Trotzdem müssen wir hier kurz zu den Schattenseiten leerer Parks kommen: Denn wenig beladene Züge verlieren auf der Strecke einfach viel schneller an Power. Daher ging es noch einmal ein ganzes Stück behebiger über den (immerhin hübsch gestalteten) Kurs als bei anderen Installationen dieses Attraktionstyps ohnehin schon. Vor dem zweiten Lifthill dann praktisch Stillstand: Man wollte schon in Fred-Feuerstein-Manier mit den Füßen für Antrieb sorgen. Das Vekoma-typische Ruckeln wird auch bei geringeren Geschwindigkeiten nicht weniger nervig. Aber sei’s drum. Mine Train war eh selten so wirklich mein Train.
Wertung: 5 von 10 Punkten
Huntik 5D – Interactive Dark Ride / Alterface, 2011
Europe’s biggest Video Game – so wurde der Darkride-Shooter in der Presse vollmundig angekündigt. Tatsächlich ist Huntik 5D ein spürbar ambitioniertes Projekt. Die belgischen Spezialisten für interaktive Spielerlebnisse Alterface (u. a. „Maus au Chocolat“) haben mit einem ausgeklügeltem Fahrsystem, 3D-Projektion, Musik, Haptic Technology sowie den allseits bekannten „5D-Elementen“ wie Windmaschinen ein insgesamt sehr stimmiges Gesamtpaket in Szene gesetzt. Huntik ist übrigens eine italienische Animationsserie, produziert von der Rainbow S.r.l., die auch den Park selbst betreibt. In der Story zum Darkride geht es um die jugendlichen Helden der Serie und ihren Kampf gegen finstere Kreaturen, auf die der Fahrgast nach Herzenslust ballern darf. Abzüge in der B-Note gibt’s jedoch für die mangelhafte Spielbalance. Die Screens sind ständig so voll mit Bösewichten, dass das Gameplay zu einem Wettbewerb im Schnelldrücken verkommt und genaues Zielen zur Nebensache wird. Trotzdem insgesamt eine großartige Attraktion.
Wertung: 8 von 10 Punkten
Winx Club Magical Journey – Suspended Dark Ride / Gosetto, 2011
Es wäre vermessen, diesen Gondelritt als „Droomvlucht“-Kopie zu bezeichnen. Trotzdem erscheint es offensichtlich, wo die Inspirationen für Winx Club Magical Journey herstammen. Wie bei der Darkride-Legende aus dem Efteling geht es hier an mystischen Bergdörfern, verzauberten Wäldern und deren Bewohnern vorbei. Dass uns die Fahrt nicht restlos in ihren Bann gezogen hat, liegt wohl vor allem am unweigerlichen Vergleich mit dem holländischen „Original“ – dort spielt das Orchester aus Animatronics, Musik, Gerüchen, Licht und Schatten ein noch wesentlich perfekteres Konzert. Eine nette Ergänzung des Park-Portfolios ist die Magical Journey jedoch allemal. Die Attraktion weckt wie Huntik ebenfalls eine Serie der Rainbow S.r.l zum Leben – „Winx Club“ hat auch hierzulande viele Fans gefunden, vor allem junge Mädchen. Was nicht heißt, dass nicht auch „große Kinder“ wie wir mit der richtigen Einstellung Spaß am zugehörigen Ride haben können.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Demonia – Horror Maze, 2011
Woran erkennt man, dass man sich im Mittelmeerraum aufhält? Erstens: Kein Mensch trinkt Wasser mit Sprudel. Und zweitens: Gefühlt steht in jedem Freizeitpark ein Ganzjahres-Horror-Maze. Einen Vertreter dieser Zunft hat auch das Rainbow Magicland zu bieten. Dabei sticht Demonia angenehm aus der Masse heraus. Durch die detailreiche Gestaltung war die Illusion, sich wirklich in einem Spukhaus aufzuhalten, selten so perfekt. Und das, obwohl das Maze gar nicht bespielt war, sondern Animatronics hier als Hauptakteure fungierten. Möglicherweise ist das an belebteren Tagen anders. Der Gruselstimmung tat es keinen Abbruch. Demonia arbeitet mit Passagen kompletter Dunkelheit, klaustrophobischen Elementen, einigen Jump Scares und Reminiszenzen zu Horror-Klassisker (z. B. der Exorzist). Auch die schiere Größe des Maze ist beeindruckend. Lange nicht mehr so schön gegruselt.
Wertung: 9 von 10 Punkten
Winterattraktionen
Kleiner Wehrmutstropfen für uns als Besucher der Wintersaison: Nicht nur mussten wir uns mit Weihnachtsmusik dauerberieseln lassen, sondern auch auf gleich drei Attraktionen verzichten. Der Spillwater Yucatan und der Rapid River Drakkan (beide Intamin) waren ebenso geschlossen wie das Splash Battle Battaglia Navale – meiner Kenntnis nach bisher die einzige Erweiterung des Parks nach der Eröffnung 2011. Da wurde auch an diesem – selbst für italienische Verhältnisse – frühlingshaften Dezembertag mit 16 Grad keine Ausnahme gemacht. Etwas traurig waren wir darüber, dass auch die Stunt Show während des Winters Pause hat. Anders als andere Parks macht sich das leicht abgespeckte Angebot allerdings deutlich im Preis bemerkbar: Karten waren online bereits ab 22 EUR verfügbar, der reguläre Kassenpreis für die Hauptsaison beträgt 35 EUR. Außerdem haben die Parkbetreiber immerhin zwei spezielle Attraktonen für die Jahreszeit springen lassen: Die Reifenrutsche Winter Tubby macht sogar richtig Laune – auf die Eisbahn haben wir verzichtet, weil in Italien gar nicht erst an die von mir benötigte Schlittlatschen-Größe 48 zu denken ist. Insgesamt aber ein faires und stimmiges Weihnachtspaket.
Was es sonst noch so gibt
Da ist in der Tat einiges, was noch genannt werden sollte, allen voran der mit 70 Metern gar nicht mal so niedrige Drop Tower von SBF-Visa. Der Vekoma Junior Coaster Bombo kann sogar etwas Spaß machen – wohingegen der Wacky Worm Amerigo von uns wie alle Vertreter seiner Zunft mit Nichtbeachtung gestraft wurde. Ein nett gestaltetes Mad House hat der Park mit der Maison Houdini zu bieten. Das Autorennen Formula Cars ist leider völlig witzlos, da die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Wagen einfach zu groß sind. Rennspaß gibt es dafür in der Arcade-Halle Sala Giochi an Gaming-Automaten der neueren Generation zu erleben. Ebenso erwähnenswert ist das Planetarium, das zumindest bei unserem Besuch aber leider keine Sternenschau, sondern einen Animationsfilm zeigte. Wer sich das ganze Spektakel einmal von oben anschauen will, kann das auf der Flying Island Isola Volante tun.
Fazit
Eigentlich ist das meine Lieblings-Kategorie von Freizeitparks: Attraktionen und Thematisierung auf höchstem Niveau, dabei aber überschaubar genug, um den Besuch nicht in Stress und Rennerei ausarten zu lassen. Das Rainbow Magicland macht einen sehr „kompletten“ Eindruck – von Achterbahnen über Darkrides bis hin zu Flatrides, Shows und Kinderattraktionen bietet der Park eine stimmige Mischung an. Mit Shock gibt es einen absoluten Spitzencoaster und mit Huntik 5D ein Erlebnis, wie man es nicht überall geboten bekommt. Erstmals hat mich jedoch der Besuchermangel in einem Park eher betrübt als verzückt – sollte man sich etwa Sorgen um das Magicland machen? Immerhin habe ich auch in anderen Berichten von gähnend leeren Tagen gelesen. Sollte nicht jemand mindestens einen der Shops komplett leergekauft haben, war das mit Sicherheit ein hochdefizitärer Tag für die Parkbetreiber. Allerdings: Es gibt auch Fastpass-Eingänge an den Hauptattraktionen - was darauf hindeutet, dass es zur Hauptsaison eben nicht so mau aussieht. Drücken wir also diesem wirklich schönen und bisher noch relativ unbekannten Park die Daumen. Hervorzuheben ist auf alle Fälle die herzliche Freundlichkeit der Mitarbeiter und die Parkpolitik, jeden Ride auch mit noch so wenig Beladung zu starten. So hatten nicht nur wir Spaß, sondern sicher auch alle anderen Besucher an diesem Tag. Die zwei Asiatinnen mit den trendy Frisuren, das junge Elternpaar mit Kind, die drei Checker-Jungs sowie die Familie mit dem fränkischen Dialekt. Das dürften alle gewesen sein.
Das Rainbow Magicland wirbt damit, eine römischer Freizeitattraktion zu sein – allerdings ist es alles andere als ein Stadtpark. Vom Hauptbahnhof der italienischen Hauptstadt fährt man rund 50 Minuten per Zug ins äußerst verschlafene Örtchen Valmontone. Der kostenlose Shuttlebus bringt den Besucher in etwas mehr als 10 Minuten direkt zur Eingangspforte. Durchaus machbar, aber für Rom-Kurztripper sicherlich ein gewisses zeitliches Investment. Eines, das sich jedoch lohnt – soviel kann ich vorweg nehmen!
Thematisierung
Wer beim semi-kreativen Namen „Rainbow Magicland“ an quietschbuntes Kirmes-Bummsfallera denkt, der ist auf dem Holzweg. Stattdessen haben die Parkarchitekten auf eine opulente Mischung aus Antike, Fantasy und ein wenig Steampunk gesetzt – und daraus eine visuelle Anmutung gezaubert, bei der einem vor Verzückung die Sabber in den Slushy tropft. Es ist diese Kombination aus Liebe zum Detail und purer Protzigkeit, die das Rainbow Magicland optisch in die erste Liga katapultiert. Auch deshalb, weil es kaum Schandflecken gibt. Selbst Imbissbuden und Toiletten sind in das Gesamtbild integriert. Nebenbei ist noch Platz für jede Menge gepflegtes Grün – sicher ein wertvoller Schattenspender für heiße Tage.
An diesem konsistenten Stil merkt man, dass das Rainbow Magicland nicht – wie die meisten Parks in Europa – über Jahrzehnte hinweg organisch gewachsen ist, sondern mehr oder weniger fertig zu Ende gedacht aus dem Boden gestampft wurde. Dennoch kommt man auf eine recht ordentliche Attraktionszahl von 38 – einige Highlights beleuchten wir einmal näher:
Shock – Launched Coarster / Maurer Söhne, 2011
Unter allen Mauerer-Launchern der X-Car-Serie ist Shock europaweit der höchste, schnellste und längste – weltweit nur von „Hollywood Rip, Ride, Rockit“ übertroffen. Sind die mega-bequemen Bügel einmal angelegt, geht es zunächst in eine Kurvenkombination, bevor der fliegende Launch folgt. Erste Sahne: der Abschuss katapultiert den Zug direkt auf einen Airtime-Hügel – das gibt ordentlich Schwerelosigkeitsgefühle. Auch die übrigen Elemente, die ruckelfrei und mit höchstem Komfort durchfahren werden, kicken ganz ausgezeichnet, darunter ein nicht-invertierender Loop (Hellyeah!!), ein overbanked Turn, eine kraftvolle Helix und ein In-Line Twist. Nach einer großartigen Fahrt mit Hammer-Kräften geht’s glücklich und zufrieden in die Schlussbremse. Trotz des null-Andrangs fuhr Shock übrigens mit zwei Zügen. Verstehe das mal einer...
Wertung: 9 von 10 Punkten
Cagliostro – Indoor Spinning Coaster 3000 / Maurer Söhne, 2011
Benannt ist der Maurer-Spinner ausgerechnet nach dem bekannten italienischen Hochstapler Alessandro Cagliostro. Das wirft natürlich die Frage auf: ist der Indoor Coaster mit der beeindruckenden Fassade mehr Schein als sein? Jein. Vor allem, weil man hier wohl sämtliche kreative Power in die Gestaltung des Gebäudes gesteckt und den Innenbereich schlichtweg vergessen hat. Das Problem mit Cagliostro: Er ist weder komplett dunkel wie „Temple of the Night Hawk“, noch effektgeladen wie „EuroSat“ oder gar durchgängig thematisiert wie „Van Helsing’s Factory“. Es ist einfach eine große nackte Halle, durch die Schienen führen. Nach einem kurzen Lifthill geht es ein kleines Stück um die Außenfassade herum, dann rein ins Getümmel. Ein nettes Layout, auf dem aber natürlich keine größeren Überraschungen à la „Winja’s Fear“ zu erwarten sind. Durch den Spin haben die Dinger dafür serienmäßig Wiederfahrenswert.
Wertung: 6 von 10 Punkten
Olandese Volante – Mine Train / Vekoma, 2011
An dieser Stelle mal ein ganz großes Kompliment an die Crew des Rainbow Magicland: Hier wurde tatsächlich für jeden einzelnen der spärlich vorbeikommenden Gäste der Startknopf an den Attraktionen betätigt – kein nervtötendes Warten, ob vielleicht nicht doch noch jemand mitfahren möchte. Trotzdem müssen wir hier kurz zu den Schattenseiten leerer Parks kommen: Denn wenig beladene Züge verlieren auf der Strecke einfach viel schneller an Power. Daher ging es noch einmal ein ganzes Stück behebiger über den (immerhin hübsch gestalteten) Kurs als bei anderen Installationen dieses Attraktionstyps ohnehin schon. Vor dem zweiten Lifthill dann praktisch Stillstand: Man wollte schon in Fred-Feuerstein-Manier mit den Füßen für Antrieb sorgen. Das Vekoma-typische Ruckeln wird auch bei geringeren Geschwindigkeiten nicht weniger nervig. Aber sei’s drum. Mine Train war eh selten so wirklich mein Train.
Wertung: 5 von 10 Punkten
Huntik 5D – Interactive Dark Ride / Alterface, 2011
Europe’s biggest Video Game – so wurde der Darkride-Shooter in der Presse vollmundig angekündigt. Tatsächlich ist Huntik 5D ein spürbar ambitioniertes Projekt. Die belgischen Spezialisten für interaktive Spielerlebnisse Alterface (u. a. „Maus au Chocolat“) haben mit einem ausgeklügeltem Fahrsystem, 3D-Projektion, Musik, Haptic Technology sowie den allseits bekannten „5D-Elementen“ wie Windmaschinen ein insgesamt sehr stimmiges Gesamtpaket in Szene gesetzt. Huntik ist übrigens eine italienische Animationsserie, produziert von der Rainbow S.r.l., die auch den Park selbst betreibt. In der Story zum Darkride geht es um die jugendlichen Helden der Serie und ihren Kampf gegen finstere Kreaturen, auf die der Fahrgast nach Herzenslust ballern darf. Abzüge in der B-Note gibt’s jedoch für die mangelhafte Spielbalance. Die Screens sind ständig so voll mit Bösewichten, dass das Gameplay zu einem Wettbewerb im Schnelldrücken verkommt und genaues Zielen zur Nebensache wird. Trotzdem insgesamt eine großartige Attraktion.
Wertung: 8 von 10 Punkten
Winx Club Magical Journey – Suspended Dark Ride / Gosetto, 2011
Es wäre vermessen, diesen Gondelritt als „Droomvlucht“-Kopie zu bezeichnen. Trotzdem erscheint es offensichtlich, wo die Inspirationen für Winx Club Magical Journey herstammen. Wie bei der Darkride-Legende aus dem Efteling geht es hier an mystischen Bergdörfern, verzauberten Wäldern und deren Bewohnern vorbei. Dass uns die Fahrt nicht restlos in ihren Bann gezogen hat, liegt wohl vor allem am unweigerlichen Vergleich mit dem holländischen „Original“ – dort spielt das Orchester aus Animatronics, Musik, Gerüchen, Licht und Schatten ein noch wesentlich perfekteres Konzert. Eine nette Ergänzung des Park-Portfolios ist die Magical Journey jedoch allemal. Die Attraktion weckt wie Huntik ebenfalls eine Serie der Rainbow S.r.l zum Leben – „Winx Club“ hat auch hierzulande viele Fans gefunden, vor allem junge Mädchen. Was nicht heißt, dass nicht auch „große Kinder“ wie wir mit der richtigen Einstellung Spaß am zugehörigen Ride haben können.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Demonia – Horror Maze, 2011
Woran erkennt man, dass man sich im Mittelmeerraum aufhält? Erstens: Kein Mensch trinkt Wasser mit Sprudel. Und zweitens: Gefühlt steht in jedem Freizeitpark ein Ganzjahres-Horror-Maze. Einen Vertreter dieser Zunft hat auch das Rainbow Magicland zu bieten. Dabei sticht Demonia angenehm aus der Masse heraus. Durch die detailreiche Gestaltung war die Illusion, sich wirklich in einem Spukhaus aufzuhalten, selten so perfekt. Und das, obwohl das Maze gar nicht bespielt war, sondern Animatronics hier als Hauptakteure fungierten. Möglicherweise ist das an belebteren Tagen anders. Der Gruselstimmung tat es keinen Abbruch. Demonia arbeitet mit Passagen kompletter Dunkelheit, klaustrophobischen Elementen, einigen Jump Scares und Reminiszenzen zu Horror-Klassisker (z. B. der Exorzist). Auch die schiere Größe des Maze ist beeindruckend. Lange nicht mehr so schön gegruselt.
Wertung: 9 von 10 Punkten
Winterattraktionen
Kleiner Wehrmutstropfen für uns als Besucher der Wintersaison: Nicht nur mussten wir uns mit Weihnachtsmusik dauerberieseln lassen, sondern auch auf gleich drei Attraktionen verzichten. Der Spillwater Yucatan und der Rapid River Drakkan (beide Intamin) waren ebenso geschlossen wie das Splash Battle Battaglia Navale – meiner Kenntnis nach bisher die einzige Erweiterung des Parks nach der Eröffnung 2011. Da wurde auch an diesem – selbst für italienische Verhältnisse – frühlingshaften Dezembertag mit 16 Grad keine Ausnahme gemacht. Etwas traurig waren wir darüber, dass auch die Stunt Show während des Winters Pause hat. Anders als andere Parks macht sich das leicht abgespeckte Angebot allerdings deutlich im Preis bemerkbar: Karten waren online bereits ab 22 EUR verfügbar, der reguläre Kassenpreis für die Hauptsaison beträgt 35 EUR. Außerdem haben die Parkbetreiber immerhin zwei spezielle Attraktonen für die Jahreszeit springen lassen: Die Reifenrutsche Winter Tubby macht sogar richtig Laune – auf die Eisbahn haben wir verzichtet, weil in Italien gar nicht erst an die von mir benötigte Schlittlatschen-Größe 48 zu denken ist. Insgesamt aber ein faires und stimmiges Weihnachtspaket.
Was es sonst noch so gibt
Da ist in der Tat einiges, was noch genannt werden sollte, allen voran der mit 70 Metern gar nicht mal so niedrige Drop Tower von SBF-Visa. Der Vekoma Junior Coaster Bombo kann sogar etwas Spaß machen – wohingegen der Wacky Worm Amerigo von uns wie alle Vertreter seiner Zunft mit Nichtbeachtung gestraft wurde. Ein nett gestaltetes Mad House hat der Park mit der Maison Houdini zu bieten. Das Autorennen Formula Cars ist leider völlig witzlos, da die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Wagen einfach zu groß sind. Rennspaß gibt es dafür in der Arcade-Halle Sala Giochi an Gaming-Automaten der neueren Generation zu erleben. Ebenso erwähnenswert ist das Planetarium, das zumindest bei unserem Besuch aber leider keine Sternenschau, sondern einen Animationsfilm zeigte. Wer sich das ganze Spektakel einmal von oben anschauen will, kann das auf der Flying Island Isola Volante tun.
Fazit
Eigentlich ist das meine Lieblings-Kategorie von Freizeitparks: Attraktionen und Thematisierung auf höchstem Niveau, dabei aber überschaubar genug, um den Besuch nicht in Stress und Rennerei ausarten zu lassen. Das Rainbow Magicland macht einen sehr „kompletten“ Eindruck – von Achterbahnen über Darkrides bis hin zu Flatrides, Shows und Kinderattraktionen bietet der Park eine stimmige Mischung an. Mit Shock gibt es einen absoluten Spitzencoaster und mit Huntik 5D ein Erlebnis, wie man es nicht überall geboten bekommt. Erstmals hat mich jedoch der Besuchermangel in einem Park eher betrübt als verzückt – sollte man sich etwa Sorgen um das Magicland machen? Immerhin habe ich auch in anderen Berichten von gähnend leeren Tagen gelesen. Sollte nicht jemand mindestens einen der Shops komplett leergekauft haben, war das mit Sicherheit ein hochdefizitärer Tag für die Parkbetreiber. Allerdings: Es gibt auch Fastpass-Eingänge an den Hauptattraktionen - was darauf hindeutet, dass es zur Hauptsaison eben nicht so mau aussieht. Drücken wir also diesem wirklich schönen und bisher noch relativ unbekannten Park die Daumen. Hervorzuheben ist auf alle Fälle die herzliche Freundlichkeit der Mitarbeiter und die Parkpolitik, jeden Ride auch mit noch so wenig Beladung zu starten. So hatten nicht nur wir Spaß, sondern sicher auch alle anderen Besucher an diesem Tag. Die zwei Asiatinnen mit den trendy Frisuren, das junge Elternpaar mit Kind, die drei Checker-Jungs sowie die Familie mit dem fränkischen Dialekt. Das dürften alle gewesen sein.