• Willkommen im Coasterfriends Forum!

Wie der Vater so der Sohn - D(änemark)eutschland Tour - Hansa Park

Madflex

Fastpass Besitzer
Mitglied seit
2012
Beiträge
990
Der Besuch des Hansa Parks bildete den Auftakt unserer kleinen Dänemark-Tour, die wir vor ca. drei Wochen gemacht haben aber gleichzeitig auch den Abschluss der Berichtserie, da ich ja mit dem letzten Park der Tour begonnen habe. Es war unser erster Besuch im Hansa Park und wird sicherlich nicht der letzte gewesen sein. Soviel kann schon mal verraten werden.

Wir sind am Tag zuvor von Köln angereist und haben noch einen entspannten Nachmittag/Abend in dem Ort Haffkrug verbracht, der direkt an der Ostsee gelegen ist und von dessen Strand man den Hansa Park bereits sehen kann, was natürlich für reichlich Vorfreude sorgte. Wir haben im Hotel Meerzeit übernachtet, das ich uneingeschränkt empfehlen kann. In einem Imbiss wollten wir noch etwas zu Abend essen. Dieser hatte die Küche allerdings gerade geschlossen, als wir den Laden betraten. Zu der Jahreszeit, scheint hier noch so gut wie nichts los zu sein. Dennoch kam ich mit dem Inhaber ins Gespräch und erfuhr von ihm, dass der Hansa Park von 1973 bis 1976 ursprünglich das erste Legoland Deutschlands war, wegen zu hoher Lizenzkosten aber schnell wieder schliessen musste. Das hatte ich wirklich zum ersten Mal gehört.

Am Tag unserer Anreise war das Wetter noch ganz gut aber leider verschlechterte sich dieses bis zum darauffolgenden Tag deutlich. Morgens hat es geregnet bei maximal 10 Grad. Schon eine ziemliche Spassbremse, zumal laut Wetterbericht keine Besserung in Sicht war. Da hiess es Regensachen anziehen und das Beste draus machen. Das Wetter war allerdings auch der Grund, weshalb es erstens im Park natürlich recht leer war und ich zweitens an dem Tag im Park so gut wie keine Fotos gemacht habe. Vom Hotel waren wir in wenigen Minuten am Hansa Park und hier gab es eine Premiere für mich. Obwohl die Attraktionen erst um 10.00 Uhr öffnen, waren wir pünktlich um 09.00 Uhr zur Parköffnung da und wir waren doch tatsächlich das erste Auto auf dem Parkplatz. Vom Gefühl her war das irgendwie eine Mischung zwischen Triumph und Scham, was man doch für ein besessener Nerd ist. Nachdem wir die Tickets gekauft haben, betraten wir durch die sehr markante und gelungene Nachbildung des Holstentores den Park. Der Eingangsbereich nebsts Holstentor und den dahinter liegenden Gebäuden gefiel mir schon mal sehr gut.
01.jpg

Die erste Stunde nutzten wir, um den Park zu erkunden und uns zu orientieren. Da dieser jetzt nicht sooo gross ist, war es auch kein Problem, bis zur Öffnung der Attraktionen eine erste Runde zu drehen. Dabei kamen wir auch schon an Kärnan vorbei und hatten die Gelegenheit zu testen, ob mein Sohn die erforderlichen 1,30 erreicht hat. Zuhause passte es beim letzten Messen ganz knapp aber die Messlatten in den Parks weichen ja schon mal um wenige Zentimeter voneinander ab. Hier hatte ich aber den Eindruck, dass es passen sollte, wirklich herausfinden konnten wir das aber natürlich erst, wenn Kärnan öffnen sollte.
03.jpg

Die erste Fahrt des Tages machten wir dann schliesslich auf der ehrwürdigen alten Dame „Nessie“, die bereits um kurz vor 10.00 Uhr schon fuhr, als wir wieder am Eingangsbereich angekommen waren. Dass Anton Schwarzkopf seinen Legendenstatus nicht unverdient erlangt hat, hat eine Fahrt auf dieser fast 40 Jahre alten Achterbahn, eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nessie fährt sich auch trotz des Alters noch sehr angenehm und bietet sogar einen überraschenden Airtime-Moment. Nach der Fahrt in der ersten Reihe, haben wir bei leichtem Regen direkt noch eine Fahrt in der letzten Reihe gemacht. Ein toller Klassiker.

Da der Vekoma Familycoaster „Rasender Roland“, dessen Schienen die von Nessie kreuzen, noch nicht fuhr, machten wir erst einmal eine Fahrt im Gyro Tower Holsteinturm. Dieser bietet mit seinen 100 Metern Höhe eine ziemlich tolle Aussicht auf Park und Umgebung. Hier fiel mir neben der schönen Lage an der Ostsee vor allem der in Plattenbau-Architektur errichtete Wohnkomplex auf, der in unmittelbarer Nähe zwischen Park und Ostsee liegt und irgendwie nicht so recht in die Umgebung zu passen scheint. Die ziemlich isolierte Lage dieses nach sozialem Wohnungsbau aussehenden Komplexes ist schon merkwürdig. Es würde mich interessieren, ob jemand etwas über die Hintergründe weiss.
Die erste Fahrt auf dem Fluch von Novgorod sollte uns anschliessend noch verwehrt bleiben, da hier noch nicht mal Testfahrten stattfanden. So landeten wir schliesslich wieder im Abenteuerland, um dort eine Fahrt auf der Wilden Maus „Crazy-Mine“ von Maurer zu machen. Wartebereich, Station und Coaster sind ganz nett gethemt, die Fahrt an sich ist aber ziemlich kacke. Die zahlreichen Bremsen, die viel zu hart greifen, rauben der Bahn den Spass und rammen jedes Mal den Bügel unangenehm in den Magen. Nichts wie weg zur „Schlange von Midgard“ im Wikingerland, die uns beide positiv überraschte. Diese Familenachterbahn von Gerstlauer ist mit 200 Metern zwar extrem kurz, bietet auf diesen wenigen Schienenmetern aber doch eine Menge Spass inklusive einer Preshow, einem klasse Theming und einer knackigen Fahrt für einen Coaster dieser Grösse. Dass man die Strecke zwei Mal hintereinander fährt, relativiert die kurze Strecke dann noch etwas. Eine echt gelungene Attraktion, die auch dem Papa Spass gemacht hat.
04.jpg

Da wir uns jetzt wieder im Reich des Nordens befanden, hätten wir eigentlich den Versuch starten können, ob mein Sohn Kärnan seine Treue schwören darf bzw. gross genug für eine Fahrt ist aber irgendwie wäre das von der Dramaturgie her falsch gewesen, diese Achterbahn vor dem Fluch von Novgorod zu fahren. Wäre meinem Sohn der FvN zu extrem gewesen, hätte ich erst gar nicht in Erwägung gezogen, mit ihm Kärnan zu fahren. Also gingen wir wieder in Richtung FvN, in der Hoffnung, dass diese endlich fuhr. Schon aus einiger Entfernung sah ich, dass Wagen mit Fahrern auf der Schiene unterwegs waren und die Wartezeit war erfreulicherweise auch ziemlich gering. Da der FvN die mit Abstand intensivste Bahn sein sollte, die mein Sohn zu diesem Zeitpunkt gefahren wäre, habe ich ihn ein wenig auf die bevorstehende Fahrt vorbereitet und erklärt dass es im Inneren auch durchaus gruselig sein kann. Das hat ihn jedoch nicht davon abgehalten und er war fest entschlossen diese Herausforderung anzunehmen.
Das Gebäude und der äussere Wartebereich machen schon einiges her und verbreiten eine gruselige Grundstimmung, die auf den inneren Wartebereich und die Fahrt einstimmen. Sowohl das Theming, die Story als auch der Soundtrack sind klasse. Hier fand ich lediglich die Queues für erste und zweite Reihe etwas zu eng. Da wenig los war, befanden wir uns nach nicht mal 5 Minuten in der Station. Auch hier gibt es einige Details, die mir sehr positiv aufgefallen sind. Vor allem die flackernden Lichter des Kronleuchters, nachdem ein Wagen die Station verlassen hat und dass die vier Wagen offenbar männliche, russische Namen tragen, wie ich mir anhand der Beschriftung der vier Ablagefächer zusammenreimen konnte. Eine schöne Idee.

Nimmt man schliesslich in einem der Wagen Platz – wir machten die Fahrt in der ersten Reihe – fiel mir neben der engen Queue der zweite und auch letzte Kritikpunkt des Fluchs von Novgorod auf, der aber leider auch viel stärker ins Gewicht fällt; die recht massiven Schulterbügel, die nicht nur grundsätzlich nerven, sondern hier zu allem Überfluss auch ziemlich unangenehm säuerlich nach stark verschwitzten, nicht getrockneten T-Shirts stinken. Uarks!!! Ausserdem behindern sie bei der anschliessenden echt toll gemachten ersten Szene des Darkride-Parts, bei dem die Story aus dem Wartebereich weitererzählt wird, einen ungestörten Blick von jedem Platz auf ebendiese. Vor allem mein Sohn, der ja gerade mal 1,30 m gross ist, hatte Schwierigkeiten, die Szene aus dem massiven Bügel zu verfolgen, bzw. musste sich dazu doch sehr stark nach vorne lehnen, um etwas zu sehen. Schade aber vollkommen unabhängig davon, ist die Preshow klasse und stimmt auf die anschliessende Fahrt ein.

Die zweite Szene finde ich dann nicht mehr ganz so anspruchsvoll inszeniert, was aber auch nicht weiter stört, da man nach dem anschliessenden, kurzen Predrop, bei dem auch das Onride-Foto aufgenommen wird, mit einem brachialen Launch ins Freie katapultiert wird. Entsprechend stark sind die negativen G-Kräfte auf dem anschliessenden Camelback. Leider wird die Ejector-Airtime von den Schulterbügeln etwas gekillt aber das ist dennoch ein sehr gelungener Auftakt. Die Power des Launchs hat mich wirklich überrascht. Sicherlich mag das auch daran liegen, dass hier nur ein Wagen beschleunigt werden muss, im Vergleich zu einem ganzen Zug bei anderen Achterbahnen aber das tut dem Erlebnis natürlich keinen Abbruch. Der Rest der Fahrt des ersten Teils mit der Durchfahrt des Buchtknotens und der Heartline-Roll ist gut, mir aber auch nicht als übermässig catchy in Erinnerung geblieben.

Es folgt der zweite Teil der Fahrt, der indoor und komplett im Dunkeln verläuft und mit dem senkrechten Lifthill beginnt. Auch hier wird die Story weitererzählt und während der Auffahrt mit Lichteffekten an der Decke des Turms unterstützt. Der anschliessende Drop in kompletter Dunkelheit ist dann noch mal ganz schön thrillig, wohingegen der Rest der Fahrt zwar immer noch einigermassen intensiv ist aber auch keine wirklichen Akzente mehr setzen kann.
05.jpg

Selbst wenn die Achterbahnfahrt an sich jetzt vielleicht nicht das absolute Nonplusultra ist, was zu einem nicht unerheblichen Teil auch den lästigen Schulterbügeln geschuldet ist, ist der Fluch von Novgorod im Gesamtpaket mit Story und dem tollen Theming eine sehr gute Achterbahn. Auch mein Sohn war ziemlich angetan. Gewisse Parallelen sehe ich beim Zusammenspiel aus Wartebereich, Story mit der gruseligen Grundstimmung, Soundtrack, Theming und Darkride/Thrillride-Kombination mit „De Vliegende Hollander“ in Efteling, wo dann aber die Fahrt an sich nicht so überzeugen kann. Obwohl der FvN nicht mehr die allerneueste Achterbahn ist, fährt sich sich insgesamt auch echt noch recht flüssig. Ich hatte eher damit gerechnet dass sie mehr ruckelt oder es einige ausgeprägtere Schläge gibt.

Bei der anschliessenden Fahrt mit der Kinderachterbahn „Kleiner Zar“, die dieses Jahr eröffnet wurde, konnten wir dann nach drei Fahrten auf FvN etwas entspannen. Eine nette kleine Anlage, deren Aufmachung an eine Holzachterbahn erinnert aber wirklich eher etwas für die ganz Kleinen ist.
06.jpg

Da wir – vor allem mein Sohn – den FvN gemeistert hatten, konnten wir nun den Schwur des Kärnan in Angriff nehmen. Auf dem Weg haben wir noch die Familienachterbahn „Rasender Roland“ von Vekoma mitgenommen, die ihrem Namen jetzt nicht unbedingt gerecht wird. Cool war es allerdings, dass bei Nessie genau in dem Moment ein Zug durch den Looping raste, als wir an diesem vorbei fuhren.

Am Eingang zum Wartebereich von Kärnan wurde mein Sohn dann von einem Mitarbeiter noch mal ganz genau gemessen und es passte gerade so. Puhhhhh… wir waren beide erleichtert und glücklich zugleich. Der Turm, den ich auch im fertig gethemten Zustand auf Fotos bisher nicht so ansprechend fand, wirkt in Natura auf jeden Fall ansehnlicher als auf Fotos und nähert man sich dem Turm und betritt den äusseren Wartebereich fällt auf, dass das ähnlich wie beim FvN schon sehr ansprechend und sorgfältig thematisiert wurde.
02.jpg

Schliesslich kamen wir zur Treppe, die nach unten zum inneren Wartebereich bzw. dem Kärnan-Museum führt. Die Show im Thronsaal haben wir leider nicht sehen können, da bei Kärnan wie bei allen anderen Attraktionen im Park so gut wie nichts los war und man im Grunde fast bis zum Bannraum durchlaufen konnte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber auch noch gar nicht, dass es hier eine Show gibt, ich bin mir aber auch gar nicht sicher, ob diese bei dem geringen Besucherandrang überhaupt stattfand. Auf Videos sieht das klasse aus, den Thronsaal fand ich aber auch ohne Story schon recht ansprechend und auch die dann folgende Küche und die Waffenkammer können überzeugen, wenngleich hier vermutlich noch etwas mehr drin gewesen wäre. Es war bei Kärnan halt dasselbe, wie schon bei ein paar anderen Attraktionen, mit denen wir während unserer Tour gefahren sind. Die Wartebereiche waren fast leer und so hatten wir keine Gelegenheit, so richtig in die Stimmung einzutauchen, da man sich ja nicht freiwillig im Schneckentempo durch einen Wartebereich bewegt, um sich wirklich jedes Detail anzuschauen. Schon gar nicht, wenn man ein ungeduldiges 6-jähriges Kind dabei hat, das Achterbahn fahren möchte.

Nach der Waffenkammer betritt man den Gepäckraum, in dem man lose Gegenstände, Rucksäcke und Taschen in ein Fach legt, so dass man dann ohne Gepäck den Bannraum betritt, in dem sich jeweils vier Personen auf vier Reihen verteilen. Die vier Reihen werden dann per Zufall einer Sitzreihe im Zug zugewiesen. Der Ablauf ist stimmig und überzeugend umgesetzt und ich fand das vom Wartebereich her mit am besten, wenngleich wir es durch dieses Zufallsprinzip bei den drei Fahrten nicht geschafft haben, auch mal vorne zu sitzen, was ich natürlich etwas schade fand.

Nachdem alle Reihen auf den Zug verteilt wurden, öffnen sich schliesslich die Gates und man betritt die eigentliche Station, in der bereits der leere Zug wartet. In der Station herrscht eine bedächtige Stille und das erzeugt eine ganz besondere Atomsphäre. Die Stimmung finde ich gerade deshalb so Besonders, da man die vorherigen Fahrer weder zu Gesicht bekommt und auch sonst nichts von diesen und der üblichen, euphorischen Stimmung mitbekommt und das erweckt fast den Anschein, als sei man der Erste, der überhaupt mit dieser Attraktion fahren würde bzw. gibt der ganzen Situation eine beinahe gespenstische Ernsthaftigkeit und meiner Meinung nach ist das zu gut, um Zufall zu sein. Ich glaube dass genau diese Stimmung Absicht ist, denn genau diese Stille steigert die Spannung vor der Fahrt erheblich. Die Ruhe vor dem oft zitierten Sturm. Super.

Die Gerstlauer Sitze mit den Clamshells waren für mich eine Premiere. Ich fand diese vor allem im Vergleich zum Rückhaltesystem des FvN ziemlich komfortabel, was jetzt allerdings auch nicht sonderlich schwer war. Sie bieten ausreichend Bewegungsfreiheit und das wertet die folgende Achterbahnfahrt entsprechend auf. Die Fahrt beginnt mit der langsamen Auffahrt auf den Lifthill in nahezu vollkommener Dunkelheit. Natürlich wusste ich durch zahlreiche Berichte und Videos, was mich im Turm erwarten würde und sicherheitshalber habe ich meinen Sohn eingeweiht. Ich fand es ohnehin schon bemerkenswert, dass er sich getraut hat, diese Achterbahn zu fahren und da hielt ich es für fair, ihn von dem Rückwärtsfall auf dem Lifthill zu erzählen. Er ist halt auch erst 6 Jahre alt.

Beim ersten Mal fand ich den Rückwärtsfall durchaus spassig, wenngleich auch nicht mehr überraschend, da ich ja wusste, was mich erwartet. Ein Freefall in dieser Sitzposition ist halt etwas ganz Neues und fährt sich interessant. Da ich nur die erweiterte XL Version des Rückwärtsfalls kenne, kann ich nicht einschätzen, wie viel intensiver dieser ist, als der vorherige. Insgesamt wird das Gesamterlebnis durch dieses weltweit einmalige Element schon aufgewertet, bei vielen Wiederholungsfahrten dürfte das Prozedere dann aber irgendwann nerven, weil es einfach viel zu lange dauert und der Rückwärtsfall auch nicht durch Effekte wie Licht, Projektionen und Sound aufgewertet wird. Möglicherweise kommt hier aber auch noch etwas, was zu wünschen wäre.

Nach dem Rückwärtsfall dauert es eine ganze Weile, bis der Zug schliesslich den gesamten Lifthill hinauffährt. Auf jeden Fall zu lange. Der anschliessende Drop fährt sich intensiv, bietet jedoch nicht die von mir heiss geliebte Airtime und Sogwirkung, wie bei einigen anderen Achterbahnen mit einem hohen Drop wie z.B. EGF aber vor allem El Toro, Wildfire, Skyrush und Millennium Force. Allerdings habe ich das auch nicht erwartet, da es sich ja vom Prinzip her immer noch um einen Eurofighter handelt und der Radius des Top Hats und die Länge des Zuges einfach zu gering sind, um schon mit einer gewissen Grundgeschwindigkeit in den Drop zu fahren. Da der Zug aber rasch an Geschwindigkeit zunimmt, fährt sich der Drop auf seine Art und Weise dennoch ziemlich intensiv.
Da man sich nach Betreten des inneren Wartebereichs längere Zeit in dunklen Räumen bzw. im komplett dunklen Turm aufgehalten hat, kommt es bei der Ausfahrt zu einem ungewöhnlichen Out of Control Moment, da die Augen etwas Zeit benötigen, sich an das plötzlich auftretende Tageslicht zu gewöhnen. Das Herzelement fährt sich dadurch schon sehr interessant, weil man vor allem bei der ersten Fahrt Schwierigkeiten hat, sich zu orientieren. Airtime erfährt man hier aber leider nicht wirklich und ich frage mich, ob eine Inversion das Herzelement nicht aufgewertet hätte, anstatt dieses komplett Non-Inverted zu konzipieren.

Nach der Ausfahrt aus dem Herzelement und einer Rechtskurve folgt ein Umschwung nach links und es beginnt die weitestgehend bodennahe Fahrt in einer durchgehend hohen Geschwindigkeit. Leider ruckelt Kärnan aber während der gesamten Fahrt ziemlich heftig, was die Intensität zwar gefühlt erhöht, da es die hohe Geschwindigkeit spür- bzw. erlebbarer, die Fahrt aber natürlich keineswegs besser macht. Die Intensität des Ruckelns hat mich schon etwas erschrocken. Wenn man bedenkt, dass Kärnan gerade mal zwei Jahre alt ist und sich das Ruckeln einigen Berichten zufolge seit der Eröffnung deutlich gesteigert hat, finde ich das schon bedenklich.
07.jpg

Von der reinen Fahrt her, ist mir die hohe Durschnittsgeschwindigkeit und die Intensität auch am stärksten in Erinnerung geblieben, leider aber auch das Ruckeln. Nach dem Herzelement, welches auch eher durch die Optik zu beeindrucken weiss, bietet Kärnan aber leider recht wenig Elemente, die mir wirklich Spass gemacht haben oder besonders markant wären, bzw. auf die man sich bei Wiederholungsfahrten freut, wenn man einmal von der Heartline-Roll absieht, die schöne Hangtime bietet, für mich aber irgendwie mit der reinen Fahrt nicht mehr wirklich etwas zu tun hat, sondern mehr ein Gimmick ist. Es gibt zwar zwei Airtime-Momente, die mich aber beide nicht wirklich überzeugen konnten, bieten sie doch eher abrupt und kurz auftretende Ejector-Airtime, die ich auf anderen Achterbahnen schon deutlich ausgeprägter erlebt habe. Dasselbe gilt auch für die Umschwünge, die irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes sind.

Das heisst jetzt aber keineswegs, dass Kärnan keine gute Achterbahn ist. Kärnan ist vor allem eine intensive Achterbahn, wahrscheinlich die intensivste Europas und Kärnan bietet ohne Zweifel mehr Thrill als viele andere Coaster und die Fahrt ist schon ein Erlebnis. Intensität und Höhe sind für mich persönlich aber nicht alles und auf nicht so wichtig. Neben dem Theming, bzw. Gesamtpaket, welches bei Kärnan ohne Zweifel sehr sehr gut ist, muss eine gute Achterbahn für mich Lust auf viele Wiederholungsfahrten machen und das erfüllt Kärnan nicht so sehr wie einige andere Coaster. Das liegt zum einen daran, dass die Fahrt zu unruhig ist, das Layout nach dem Drop und Herzelement zu wenig Highlights bietet und ich persönlich nach drei Fahrten erst mal eine längere Pause brauchte. Bevor sich jetzt jemand auf die Füsse getreten fühlt, möchte ich noch einmal betonen, dass das natürlich nur meinen Eindruck bzw. meine persönliche Meinung widerspiegelt.

Um nun einmal auf die Headline des Berichts zurückzukommen. Im direkten Vergleich kommt Kärnan vom Spassfaktor in meinen Augen nicht an Taron heran, dessen Fahrt ich deutlich ausgewogener finde und landet in meinem persönlichen Ranking der deutschen Achterbahnen hinter Taron und Expedition GeForce auf dem dritten Platz und weltweit immerhin auf dem 12. Platz, was auch massgeblich dem gelungenen Gesamtpaket aus Theming, Story, Soundtrack, Rückwärtsfall und dem Thrillfaktor geschuldet ist, denn da kann Kärnan einfach punkten. Kärnan ist ein wenig wie ein invertiertes Klugheim, bzw. bietet unabhängig von der reinen Achterbahnfahrt all das, was Taron vermutlich noch besser machen würde. Während Taron durch einen toll gestalteten Themenbereich fährt und einen ziemlich langweiligen Wartebereich hat, bietet Kärnan einen toll gestalteten Wartebereich mit einer interessanten Story und mit dem Bannraum ausserdem noch etwas Einmaliges, fährt aber durch eine umthematisierte Landschaft, was bei einem Coaster mit einem so grosszügigen Layout allerdings auch nicht weiter verwundert, was aber auch ein wenig schade ist, da mich die Fahrt an sich einfach nicht vollkommen überzeugen konnte. Von der reinen Fahrt her, würde Kärnan in meinem Ranking noch etwas weiter hinten liegen aber das Gesamtpaket macht hier wirklich einiges wett.

Fazit: Das Wetter war bei unserem Besuch nicht auf unserer Seite aber wir haben dennoch einen schönen Tag im Park verbracht, der mit dem Fluch von Novgorod und der Schwur des Kärnan eines der besten Coaster-Duos Deutschlands im Angebot hat. Mit der Schlange von Midgard gibt es zudem eine klasse Kinder-Achterbahn und mit Nessie ein Stück Achterbahngeschichte. Der Park bietet neben den Achterbahnen auch eine ganze Menge für Kinder und ist insgesamt ansprechend thematisiert. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Besuche.
 

hansapark1

Stammgast
Mitglied seit
2012
Beiträge
294
Vielen Dank für deinen Bericht :).

Zu deiner Frage wegen den Plattenbauten. Diese wurden damals als Ferienappartments gebaut. Damit diese gebaut werden durften, musste Sierksdorf eine Freizeiteinrichtung bauen, die zukünftige Gäste für die Anlage anziehen würde. Man entschied sich den damals für ein Legoland, da dieses in Billund sehr gut lief. Den Rest der Geschichte kennst du ja.
Durch diese Bauten würde es also den heutigen Hansa-Park gar nicht geben :D(auch wenn es heutzutage nicht schlimm wäre, wenn sie abgerissen werden würden...).
 

Madflex

Fastpass Besitzer
Mitglied seit
2012
Beiträge
990
Vielen Dank für deinen Bericht :).

Zu deiner Frage wegen den Plattenbauten. Diese wurden damals als Ferienappartments gebaut. Damit diese gebaut werden durften, musste Sierksdorf eine Freizeiteinrichtung bauen, die zukünftige Gäste für die Anlage anziehen würde. Man entschied sich den damals für ein Legoland, da dieses in Billund sehr gut lief. Den Rest der Geschichte kennst du ja.
Durch diese Bauten würde es also den heutigen Hansa-Park gar nicht geben :D(auch wenn es heutzutage nicht schlimm wäre, wenn sie abgerissen werden würden...).

Danke für die Info. Steht die Siedlung denn leer?
 

hansapark1

Stammgast
Mitglied seit
2012
Beiträge
294
Ne, die Appartements sind eigentlich fast alle bewohnt. Manche kann man, glaube ich, sogar mieten.
 

Deevilad

CF Guru
Mitglied seit
2014
Beiträge
1.001
Vielen Dank für deine Berichte Reihe, hat mir wirklich Lust auf unsere Skandinavien Tour gemacht, bei der die Parks auch auf der Liste stehen!
Echt schade und (wie du schon geschrieben hast) bedenklich, dass mein Lieblingscoaster nach 2 Jahren schon so ruckelig fährt.
Muss dir voll zustimmen, die Q-Line von Kärnan nach Klugheim zu Taron gepackt und es wäre wohl der beste Coaster der Welt. anb:-)
 

Malina

Airtime König
Mitglied seit
2011
Beiträge
397
Sehr spannender Bericht. Der Hansapark ist ja mein Stammpark von Kindesbeinen an und ich finde es besonders interessant, Berichte von Leuten zu lesen, die ihn das erste Mal besuchen.

Wo ich allerdings aussteige ist die Beschreibung von irgendwelchen Fahrelementen, in welche Richtung eine Bahn fährt etc. Das kann ich mir selbst bei Bahnen, die ich schon zig Mal gefahren bin beim besten Willen nicht merken.

Es ist so spannend mit den Eindrücken und verschiedenen Meinungen... Ich bin Kärnan jedes Jahr mehrfach gefahren und definiere "Ruckeln" scheinbar anders als die meisten anderen Menschen. Die Intensität ist genau das, was mich an Kärnan so reizt. Aber unter Ruckeln verstehe ich z.B. die Unwucht beim Flug der Dämonen oder eine Fahrt wie bei Limitz:-)

Expedition GeForce z.B., das du ja auch hoch lobst, hat mich persönlich überhaupt leider gar nicht abgeholt. War wahrscheinlich mit viel zu hohen Erwartungen rangegangen, aber irgendwie konnte ich mit der Bahn nicht wirklich viel anfangen. Sicherlich eine nette Achterbahn, aber gekickt hat die mich leider überhaupt nicht. Witzig wie unterschiedlich man das alles so wahrnimmt.

Danke jedenfalls für deine ausführlichen Eindrücke und Respekt an deinen Sohnemann, das ist echt ordentlich mutig!
 

derGruni

Fastpass Besitzer
CLUBMEMBER
Mitglied seit
2016
Beiträge
67
Danke für den detailreichen Bericht!

Als Anhängsel noch meine Erfahrung zum Thema Ruckeln aus einer privaten Tour mit Besuchen von PHL, HePa und HaPa im letzten Jahr direkt hintereinander. Kann das geschilderte Phänomen bei Kärnan voll bestätigen, auffälliges Wackeln und Unruhe bei gewissen Streckenabschnitten. Währenddessen konnte ich bei meinen Fahrten auf FDD nichts außergewöhnliches feststellen, alles schön weich. Ebenso empfinde ich die erste Abfahrt bei Kärnan als sehr fordernd. Während mir z.B. bei EGF in der ersten Talsohle noch die Schmetterlinge im Bauch kitzeln und ich mich schon auf die zweite freue bin ich bei Kärnan irgendwie beschäftigt die Optik durch den Dunkel-Hell-Kontrast wieder einzurenken, die G-Kräfte zu verdauen und meine Birne irgendwie grade und klar zu kriegen. Ja, Kärnan ist einfach eine Bahn für Erwachsene, ein intensives Zusammenspiel aus heftiger Abfahrt, ordentlich G-Kräfte, ziemlich Druck auf die Rübe, unruhiger Lauf. Aber die "Sogwirkung" blieb bei mir auch aus, während es bei Taron zu zweistelligen Wiederholungsfahrten reichte. Trotzdem natürlich kein Vergleich zu den Prügelattacken von Limit, El Condor etc... Übrigens erstaunlich wie smooth sich EGF nach all den Jahren immer noch fährt, war heute wieder dort.

@Madflex: mich würde dein Ranking mal interessieren.

Ansonsten weiter so mit dem Junior!
 
Oben