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Reisen in China ist teilweise ganz einfach, manchmal aber auch nicht. Ich konnte bei meiner Vorrecherche keine genauen Informationen zur Anreise mit den Öffentlichen zum Joyland finden. Wenn waren die Infos schon einige Jahre alt und damit nicht wirklich aktuell. Also wachte ich an diesem Morgen auf, ohne wirklich zu wissen, ob ich es (zeitig) ins Joyland schaffen würde.
Es gibt oder gab wohl mal Shuttle Busse von Changzhou und Wuxi aus, bei denen man direkt ein Kombi Ticket für Bus und Eintritt gezahlt hat. Den Bus habe ich nicht gefunden. Auch auf der Website vom Joyland ist von diesen Bussen nicht (mehr) die Rede (wenn man Google Translate Glauben schenken darf).
In Changzhou gibt es zwei Bahnhöfe, Changzhou Railway Station (in der Nähe vom China Dinosaurs Park) und Changzhou Railway Station North. Changzhou Railway Station (nicht North) ist in mehrere Gebäude unterteilt, eines davon ist der Busbahnhof. Also nichts wie hin. Zuerst habe ich dort den ominösen Schalter für das Joyland gesucht, der sich im ersten Stock befinden soll... vergebens.
Der Busbahnhof ist gepflastert mit Plakaten für das Joyland, was meine Hoffnung, den Weg dahin zu finden, natürlich ankurbelte.
Schlussendlich habe ich mich einfach an den normalen Ticketschalter im Busbahnhof angestellt und der Dame dieses Foto
und die chinesische Anfahrtsbeschreibung von der Website des Joylands unter die Nase gehalten und auch sofort ein Busticket für die Hin- und Rückfahrt erhalten für 28¥ / 3,60€.
Jetzt ging es noch darum den richtigen Bus zu finden. Ich hielt einfach allen Leuten mein Ticket unter die Nase und wurde von A nach B geschickt, bis jemand mich zudem Touristencenter brachte und mir verdeutlichte, mich zu einer anderen Gruppe Wartender zu setzen. Dort wurden ich nach einiger Zeit von einem Busfahrer abgeholt, auch ihm hielt ich das Bild vom Joyland unter die Nase und er nickte zuversichtlich.
Ich hatte überlegt ein Taxi über die Didi App zu rufen, das ist das chinesische Uber. Dort kann man einen Start- und Zielort eingeben und einem wird auch direkt ein Festpreis angezeigt. Das hätte mich pro Strecke circa 15€ gekostet. Ob das über die Entfernung aber wirklich geklappt hätte, weiß ich nicht. Ich habe einen Bericht von Jemandem gelesen, der mit dem Taxi ins Joyland gefahren ist, aber andere berichteten auch, dass das nicht geklappt hätte. Im Nachhinein betrachtet wäre das vielleicht die komfortablere und zeitsparende Lösung gewesen, aber ich wollte mir auch selbst beweisen, dass ich es mit dem Bus schaffe und die Erfahrung in China zu reisen dadurch erweitern. Allgemein ist China sowieso ein sehr sicheres Land für Touristen und obwohl kaum so gut wie Niemand Englisch spricht, sind trotzdem fast alle super hilfsbereit und dadurch war es eigentlich auch gar nicht schwer!
Tatsächlich stand ich nach einer Fahrzeit von nur einer Stunde ohne Zwischenhalte kurz nach Parköffnung vor den Toren des Joylands!
Ich habe in anderen Berichten gelesen, dass viele Leute ähnliche, oder sogar die gleichen Probleme hatten wie ich, egal ob die Anreise über Changzhou oder Wuxi stattfand. Im Endeffekt sind aber alle irgendwann, irgendwie ins Joyland gekommen. Also falls es hier Nachmacher gibt: nur Mut (schwächt das Böse, seid stark!). Auf dem Parkplatz vom Joyland habe ich dann übrigens wirklich einen bunt beklebten Bus (Shuttle Bus?) gesehen, allerdings stand der den ganzen Tag an der gleichen Stelle.
Der Park
Der Park hat auch außerhalb der Achterbahnwelt für Aufsehen gesorgt, denn die Themenbereiche sind unter anderem Spielen von Blizzard, wie World of Warcraft oder Starcraft, nachempfunden. Und das ganze ohne jegliche Lizenz.
Ohne viel Zeit zu verlieren stürmte ich zum Objekt meiner Begierde: Starry Sky Ripper. Die Bahn hatte noch nicht geöffnet und somit hatte ich noch genug Zeit meinen Rucksack in einem Schließfach zu verstauen, denn größere Taschen darf man nicht mitnehmen. Den Sinn dahinter habe ich nicht ganz verstanden,denn kleine Taschen sind in Ordnung und auch die muss man in der Station auch in Regalen verstauen.
Meine erste Fahrt konnte ich zum Glück direkt in der ersten Reihe genießen.
WOW (Wortspiel)! Die Bahn ist unglaublich gut! Jedes Element bei dieser Bahn weiß zu überzeugen. Die Fly-to-Lie 540° Rolle ist der Wahnsinn! Zumal die Ausfahrt dem Tal eines Pretzel-Loops gleich kommt und richtig drückt. Damit aber nicht genug, rein in den kraftvollen Looping und auch hier ähnelt die Ausfahrt wieder einem Pretzel-Loop. Man hat dieses Gefühl also direkt zwei mal hintereinander. Nachdem man nun ordentlich auf den Rücken gedrückt wurde, schleudert einen die darauffolgende Lie-to-Fly Kurve wieder in die Bauchposition. Und das alles ist super angenehm zu fahren. Der doppelte Corkscrew im Anschluss schließt die Fahrt perfekt ab und nach einem Helix landet der Zug in der Schlussbremse und ich direkt wieder in der Warteschlange.
Crystal Wing im Happy Valley Beijing konnte mich schon absolut überzeugen. Auch wenn man hier bemängelt könnte, dass man viel Zeit damit verbringt einfach nur in der fliegenden Position umherzubaumeln. Das ist bei Starry Sky Ripper anders, die Fahrt ist von vorne bis hinten energiegeladen. 10 von 10 Punkten. Wenn ich eine Rangliste der besten Achterbahnen erstellen müsste, würde ich die hier ziemlich weit nach oben packen. Ich bin aber, spätestens nach dieser Tour, auch ein großer Flying Coaster Fan.
Das leider geschlossene 360° Theater
Im World of Legend Themenbereich befinden sich zwei weitere Achterbahnen und eine Raftinganlage.
Der 2011 eröffnete Hauptteil des Parks ist, von der Fläche her gesehen, relativ klein. Auf diesem Bild sieht man beispielsweise im Hintergrund fast den kompletten Universe Starship Bereich. Starry Sky Ripper versteckt sich hinter den Gebäuden der Raftinganlage.
Clouds of Fairyland
Der Park besitzt einen Standard SkyLoop XT 150. Nach einer längeren Diskussion, dass ich meine Piercings für die Fahrt nicht ausziehen kann, was auch völlig unnötig gewesen wäre, durfte ich endlich Platz nehmen. An den Rückenlehnen befinden sich an der Kopfstütze jeweils zwei zusätzliche Haltegriffe. Auch hier gab es wieder Komplikationen, da der Zug nicht startete, bevor sich jeder an der Kopfstütze festhielt. Das konnte ich wieder nicht nachvollziehen. Andere SkyLoops kommen doch auch gut ohne die Dinger klar. Aber irgendwann hört man in China auf sich über solche Dinge zu wundern. Ansonsten fuhr sich die Bahn aber super gut!
Dragon Roaring Heaven
Ist ganz nett, mehr aber auch nicht. Der Golden Horse Coaster lässt sich in gewohnter Manier nicht wirklich gut fahren. Zum Glück wird die Bahn aber an keiner Stelle schnell, wodurch sich die Schläge in Grenzen halten. Die Bahn ist unter den Besuchern aber sehr beliebt und hier kam es (gefühlt) zu den höchsten Wartezeiten.
Das Theming ist nicht schlecht, beim genaueren Hinsehen merkt man aber, dass man hier doch nicht bei Disney ist.
Leider hatten auch hier viele Darkrides geschlossen, eigentlich alle großen, was schon ein herber Verlust war, denn der Park scheint einige imposante zu haben, auch wenn die Qualität wohl nicht überall die beste ist. Es ärgert mich heute noch, ist das Joyland doch, abgesehen von dem B&M Flyer, gerade dafür berühmt. Ich muss aber auch gestehen, dass es mir teilweise sehr schwer fiel, sie überhaupt zu finden. Wenn ich Mitarbeiter anhand von Bildern versuchte klar zu machen, was ich Suche, wurde ich trotzdem in die falsche Richtung geschickt... sehr verwirrend.
Die Attraktion CCJOY Carting, bei der man mit Wagen durch einen echten Parcours fährt, aber einen großen Bildschirm vor der Nase hat (wohl eine von diesen „typischen“ Joyland Attraktionen) schien komplett außer Betrieb zu sein.
Insgesamt war der Park gut gefüllt mit Schulklassen, was am Anfang des Tages höhere Wartezeiten hervorbrachte. Ab circa 13-14 Uhr entleerte sich der Park schlagartig. Das dies schon so früh passierte freute mich ungemein. Mit leer meine ich übrigens gespenstisch leer:
(das Bild lässt sich leider nicht drehen)
Nur das Flying Theatre Fantasia Atlas hatte geöffnet und war ne ziemliche Enttäuschung. Der Film war super unscharf, wenn auch episch, und die ruckartigen und quietschenden Bewegungen, sowie das große Fangnetz unter einem und die sichtlich aus vielen Einzelteilen bestehende Leinwand haben nicht gerade zu einem immersiven Erlebnis geführt. Außerdem haben bei den Kippbewegungen nach vorne ständig meine Füße die nach vorne geklappte Plattform berührt, und ich bin kein Riese.
Fantasia Atlas befindet sich in dem super detailliert gestalteten Terrain of Magic Themenbereich, in dem auch Slpash of Monster Blood sein Zuhause hat.
Heaven Tripof Demogoagan, die Tore blieben an diesem Tag geschlossen. Von außen aber ein Schmuckstück!
Besonders beeindruckend empfand ich Holy Mountain. So eine Anlage habe ich in noch keinem anderen Freizeitpark gesehen. Leider bin ich nicht bis nach oben gegangen, dort befindet sich wohl „nur“ ein Café und drei Aussichtsplattformen.
Der Park bekam eine großere Erweiterung. Auf dem aktuellen Parkplan sieht es sogar so aus, als hätte sich die Fläche verdoppelt. Mit der Erweiterung kam ein Wasserpark, einige Karusselle und die wohl interessanteste Erweiterung: ein Roboter-Simulator, der das gleiche Fahrsystem wie der Harry Potter Forbidden Journey nutzt.
Zum Glück hatte ich mir sowieso keine großen Hoffnungen mehr gemacht. Der Ride hatte natürlich auch den ganzen Tag über geschlossen.
Ansonsten ist der neue Bereich lange nicht so gut thematisiert wie der ursprüngliche Themenpark. Daher gibt es hiervon auch nur ein Foto.
Ich hatte mich an anderer Stelle bereits zu Tieren in chinesischen Parks geäußert. Im Joyland, und auch anderswo, habe ich aber etwas besonders fieses gesehen. Dort gab es diese Pfütze, gefüllt mit Goldfischen, die die Kinder herausangeln und und in kleine Plastikgefäße packen konnten. Die Fische wurden darin natürlich gut durchgeschüttelt und mit in Attraktionen genommen. Ich fürchte, die wenigsten Fische haben es lebend bis nach Hause geschafft.
Mein Bus zurück fuhr leider schon um 15:30. Die Zeit war, aufgrund den geschlossenen Darkrides, aber ausreichend. Trotzdem hatte ich es geschafft alle Achterbahnen zufahren, einige Wiederholungsfahrten auf Starry Sky Ripper zu absolvieren, und den Park zu erkunden. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nach dem tagelangem Reisen, Sightseeing und Achterbahnfahren ganz froh war, mal etwas im Hotel zu entspannen. Am nächsten Tag sollte es ja auch schon früh morgens weiter nach Hefei in den nächsten Park gehen... . Außerdem hatte ich kaum eine ruhige Sekunde in dem Park. Sonst wollten auch schon immer Leute Fotos mit mir machen und haben sich unendlich gefreut wenn ich Ihnen zugewunken habe, was alles vollkommen in Ordnung ist. Aber hier wurde ich richtig belästigt und ständig von Kindern verfolgt. Es wurden ungefragt Fotos und Videos von mir gemacht, ich wurde ständig angesprochen, es wurde mit dem Finger auf mich gezeigt, ich wurde angefasst und musste einmal echt laut werden, damit ich in Ruhe gelassen wurde. Allgemein eine unschöne Erfahrung.
Fazit
Das Joyland gehört auf jeden Fall zu den top gestalteten Parks. Die Lage im Grünen und die aufwändig detaillierten Themenbereiche sind sehr eindrucksvoll. Leider gab es, so wie auch in den anderen Parks, keine passende Musik in den Themenbereichen. Das hätte das Erlebnis rund gemacht und einen wirklich in eine andere Welt eintauchen lassen. Das Theming ist außergewöhnlich, ich meine, eine Westernstadt haut den geübten Freizeitparkgänger in den meisten Fällen nicht mehr vom Hocker. Allerdings darf man nicht vergessen, dass der Park Lizenzen benutzt, ohne diese zu besitzen, was eigentlich ein Grund wäre, ihn zu boykottieren. Ich war zwar noch nie im Universal Islands of Adventures, aber der Park hat auch hier sehr viel kopiert.
An ein paar Ecken sieht man, dass hier und dort etwas gespart wurde und Dinge nicht bis zum Schluss durchdacht sind. Das ist aber Kritik auf sehr hohem Niveau und man könnte behaupten, dass das sowieso alles total egal ist, denn immerhin steht hier ein genialer B&M Flyer von dem ich sicherlich noch lange schwärmen werde.
Infos
Da es relativ schwer ist, Infos vom Inneren der Attraktionen zu finden (oder ich stelle mich sehr blöd an), hier ein paar Links, für die, die es interessiert:
https://v.youku.com/v_show/id_XNTgzNjkzMDk2.html?spm=a2h0k.11417342.soresults.dtitle
Dieses Video bietet einen guten Überblick über die Themenbereiche und zeigt sogar Aufnahmen von einigen Indoor Attraktionen. Das geht teilweise sehr schnell, also gut aufpassen! Bei Minute 0:18 sieht man die interaktive Kino Attraktion „Adventure of Moles“, bei der jeder Gast an seinem Sitz einen Joystick hat. Ab 0:54 gibt es kurze Einblicke in die Walk Through Attraktion „Soul Hunter“, bei der man in kleinen Teams durch verschiedene Räume geht und währenddessen ein Art Live-Videospiel spielt. Ab 1:44 gibt es Einblicke in „Heaven Tripof Demogoagan“, eine art Spiderman/Transformers Attraktion.
World Joyland - Photos, Videos, Reviews, Information
Vermutlich kein Geheimtipp, aber auf TPR sind viele, nicht alle, Attraktionen mit Bilder und Namen aufgeführt, was es etwas leichter macht sie zu finden.