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Am Dienstag den 23. Juli haben wir uns endlich einmal aufgerafft um unseren ‚Heimatpark’ Tripsdrill ein weiteres Mal zu besuchen. Wichtigster Grund für den erneuten Besuch war natürlich die neue Achterbahn ‚Karacho’, doch zu dieser Bahn kommen wir erst am Ende des Berichts. Dann kann ich Euch noch ein wenig mehr auf die Folter spannen...
Den Erlebnispark Tripsdrill gibt es eigentlich schon so lange ich denken kann. Tatsächlich ist der Park der älteste noch bestehende Freizeitpark Deutschlands. Begonnen hat alles 1929, als Eugen Fischer die Altweibermühle (inklusive Rutsche) und die Gaststätte mit Tanzboden nebenan eröffnete. Die ‚Trulla’, wie Tripsdrill auch genannt wird (geht wohl auf die Römer zurück, die den Ort als Trephonis Truilla bezeichneten), ist bis heute im Besitz der Familie Fischer.
Neben Museen (das Heimatmuseum Trillarium und das Weinmuseum Vinarium) erstellte man ab 1957 auch einen Wildpark und später das Wildparadies neben der Altweibermühle. 1964 wurde die Altmännermühle aufgebaut.
Spannend wurde es dann in der 80ern als Emanuel Mongon, ein bekannter Themenparkplaner, beauftragt wurde Tripsdrill zu erweitern. Ab 1996 erhielt der Park dann auch die markanteren Attraktionen, die allesamt heute noch zu fahren sind (siehe den Bericht).
Ganz allgemein ist Tripsdrill etwas besonderes: Ein Kleinod unter den Freizeitparks sozusagen. Der Slogan ‚Mit Liebe gemacht’ ist nicht einfach so dahin gesagt (oder ‚raus gschwätzt’ wie der Schwabe sagt). Im alten Parkbereich stehen jede Menge ungewöhnliche Flatrides (meistens allerdings ohne Thrill) und dazu etliche schwäbische Kuriositäten. Wer noch nie beim ‚Fensterln’ war, die ‚Eheanbahnung’ (sozusagen das Online-Dating der 70er als Gruselkabinett aufbereitet) durchschritten oder Professor Eisenbart nach einem Rat seiner Art befragt hat, weiß nichts von den schwäbischen Abgründen die hier auf den Besucher lauern.
Nichts, aber auch gar nichts an diesem Park ist aufgeschäumt oder aus Kunststoff. Die Materialien sind echt. Teilweise ist die Anlage wie ein Garten gestaltet, wirklich schön.
Im hinteren Parkteil dann trifft man auf modernere Attraktionen und auch hier hat man geklotzt statt gekleckert. Doch dazu gleich mehr.
Am Tag unseres Besuches war es heiß, 35 Grad, vielleicht auch mehr. Ungünstigerweise hatte ich mir eine Erkältung eingefangen, aber he, eine Fahrt auf Karacho wollte ich mir dann doch nicht durch die Lappen gehen lassen. Auch meine Begleiter hatten sich schon vorbereitet...
Die hellen Hautpartien um die Schnauze wollen geschützt sein.
Nach 45 Minuten Autofahrt waren wir dann auch bereits auf dem Parkplatz, der bei Tripsdrill im übrigen umsonst ist.
Im Hintergrund kann man bereits die Schülermassen erahnen die sich aus den vielen Bussen vor Ort entladen haben.
Merke (für’s nächste Mal): Keinen Park ein paar Tage vor den Sommerferien besuchen.
Auf dem Parkplatz trafen wir dann auch epidemics mit seinem Angeber-El-Toro-Strass-T-Shirt:
Wie ein wilder Stier!
Während wir dann noch eine Tasse Kaffee schlürften, konnten wir die Besuchermassen (alt und jung) beobachten, die alle Richtung ‚Karacho’ eilten.
Auch wir begaben uns zuerst dorthin... aber dazu am Ende des Berichts mehr. Hier genügt vorerst einmal der erste Blick den man auf die Bahn erhaschen kann:
Die Vorletzte große Achterbahnneuheit in Tripsdrill war die Holzachterbahn Mammut. 2008 hat der Park ca. 6 Millionen Euro springen lassen und diese 30 Meter hohe Holzkonstruktion auf die Wiese neben die Raue Klinge gestellt.
Ein interessantes Detail ist, dass Mammut komplett von deutschen Firmen hergestellt wurde. Holzbau Cordes, Gerstlauer und Stengel waren alle beteiligt – und vielleicht merkt man der Bahn an, dass man für einen Prototypen etwas vorsichtiger zu Werke gegangen ist.
Etliche Coaster-Enthusiasten werfen der Bahn vor dass sie zu zahm sei. Und ich denke, diese Enthusiasten haben recht. Sowohl was die Geschwindigkeit betrifft, als auch die für Holzachterbahnen untypische Laufruhe, man hat hier etwas am Thrill gespart.
Manchmal allerdings möchte man jedoch einfach nur eine gemütliche Bahn fahren die trotzdem Spaß macht – und dafür ist Mammut wie geschaffen.
Wem also nach etlichen Fahrten Karacho etwas der Kopf schwirrt, der kann problemlos eine Runde im Mammut drehen. Der kleine Darkride-Part vor dem Lifthill trägt ebenfalls zum Spaß bei. Leider funktionierte weder das Onride-DVD-Video noch die Musikuntermalung in der Station.
Wodan, Troy, El Toro (Plohn)... sind alle spannender als Mammut, aber schlecht ist die Bahn nicht.
Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Quer gegenüber zum Mammut findet man das Waschzuber-Rafting.
Wenn Ihr mich fragt, eine der schönsten Rafting-Anlagen überhaupt. Die Anlage hat zwar wenig besondere Elemente und auch keine Abfahrten, aber sieht von vorne bis hinten hochwertig aus.
Typisch für Hafema sind die unterteilten Boote, bei denen gerne mal das Wasser in die Bootsmitte und von dort dann auf die Fahrgäste spritzt.
Erstaunlicherweise mussten wir an diesem Tag nie länger als 5 Minuten beim Rafting anstehen.
Ganz anders bei der ‚Badewannenfahrt zum Jungbrunnen’, deren Wartebereich ab und an bis zum Eingangsschild gefüllt war.
Wir haben die Wildwasserbahn daher an diesem Tag ausgelassen. Jedem, der diese Bahn noch nicht gefahren ist sei sie dennoch ans Herz gelegt: Das ist eine der urigsten Varianten dieser Art von Fahrgeschäft.
Ebenfalls in der Burg ‚Raue Klinge’ findet man die Gsengte Sau. Das ist der Prototyp der Gerstlauer Bobsled-Coaster, der damals wohl als Antwort auf die gebräuchlichen wilden Mäuse auf den Markt gebracht wurde.
Um es gleich zu sagen: Die ganze Integration in die Raue Klinge und in den Gartenbereich vor der Pseudo-Burg ist sensationell. Ich bin den baugleichen Typ Achterbahn in Belantis gefahren (namens ‚Drachenritt’), aber die Gsengte Sau spielt alleine durch die Thematisierung in einer ganz anderen Liga. Da geht es in wilden Abfahrten kreuz und quer durch (und über) die Burg und schließlich mit den markanten kleinen Bunny-Hops sowie einer knackigen Helix durch die Botanik, dass es nur so eine Freude ist.
Durch das Getümmel bei Karacho tritt dann das größte Manko dieser Bahn auch etwas in den Hintergrund: Der Durchsatz an Besuchern ist bei den Bobsleds eher unterirdisch. Heute waren es jedoch nur 10 Minuten Wartezeit.
Jeder Park sollte sich überlegen ob er sich statt einer Wilden Maus (auch wenn’s die große Parkversion von Mack ist) nicht lieber diesen Bahntyp anschaffen will.
Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
In Tripsdrill gibt es ja noch eine Achterbahn: Der Rasende Tausendfüßler ist ein Tivoli Large und die älteste Achterbahn des Parks. Diese Bahn war an diesem Tag ganz gut besucht, hat aber auch genügend Kapazität.
Wenn sich der lange Zug durch die Gartenanlage und um den kleinen Tümpel schlängelt, dann sollte man möglichst weit hinten sitzen. Auch Tausendfüßler sind bekanntermaßen hinten schneller als vorne. Dann kann man auch erleben was man aus einem 30 Jahre alten Coaster mit 8 Meter Höhe noch herausholen kann. Macht irgendwie Spaß das Teil, auch wenn es die lauteste Achterbahn im ganzen Park ist.
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Schließlich haben wir uns auch noch in den vorderen Parkteil gewagt. Zuerst um etwas im Gasthaus zu essen (sehr schwäbisch, sehr rahmig, aber auf jeden Fall viel besser als das, was man an den Fritten-Buden bekommt) und dann um beim Donnerbalken vorbeizuschauen.
Der Doppel-Freifallturm von Tripsdrill hat eine Höhe die kaum der Rede wert ist. Auch fährt er ein wenig ruckelig und das anfängliche Fahrprogramm ist geradezu kindisch. Aber dafür gibt es kurz vor Schluss eine Überraschung, welche die Fahrt bei jedem Erstfahrer erheblich aufwertet.
Ich habe auch mal den neuesten ‚Freefall’ in Tripsdrill ausprobiert: Der ‚Murmelturm’ steht in der Halle des Gaudi-Viertels. Dieser ‚Spring Ride’ von Moser ist eher ein Hüpf- als ein Freifallturm, macht aber dadurch nicht weniger Spaß. Möglicherweise sind jedoch die Zierer-Varianten die sich auch im Kreis drehen noch ein klein wenig giggeliger (das Wort habe ich erfunden – beschreibt aber ganz gut wie man sich auf den Dingern fühlt).
Tja, das war’s dann auch von diesem Tag in Tripsdrill...
Ach nee, Moment, da war ja noch etwas!
Richtig, Karacho sind wir natürlich auch noch gefahren.
Von Kreische-Gören und Drängel-Assis
Wir erinnern uns an das Foto vom Eingangsbereich auf dem sich eine gefährliche Masse an Schulkindern getümmelt haben – die hielten sich weder beim Rafting noch beim Mammut auf. Vielleicht haben sich ein paar davon in der Eheanbahnung verirrt, aber der größte Teil dieses quäkenden, quengelden und hyperaktiven Mobs befand sich bei Karacho.
Mit der „spektakulärsten Katapult-Achterbahn“ hat sich der Park nämlich etwas eingefangen (so ähnlich wie ich mir mit den Erkältungsviren): Eine neue Klientel.
Diese neue Klientel tat ihr Bestes um uns das Warten in der Warteschlange zur Hölle zu machen. Als erstes sind da die ‚Kreische-Gören’, deren übermenschliche Kakophonie besonders gut im Innern der Station zur Geltung kam. Dieser phonetische Dünnschiss spielt echt auf den Nerven der Wartenden. Ich hoffe sehr dass sich mit der Thematisierung auch ein paar Schall-schluckende Elemente einfinden um das Ganze erträglicher zu machen.
Als zweites findet man in der Warteschlange ‚Drängel-Assi’ und seine minderjährige Gang. Während vor Dir in der Warteschlange immer die Kreische-Gören stehen, steht ‚Drängel-Assi’ immer genau hinter Dir. Zufall oder mysteriöses Phänomen!
Wenn Drängel-Assi nicht gerade mit seinem Ellenbogen in Deinem Kreuz herum-fuhrwerkt, dann ist er ganz sicher dabei Dich klammheimlich in einer Kurve der Warteschlange zu überholen. Oder aber er ist kurz vor dem Ausflippen:
„Mensch Alder, die isch sooo MÄCHTIG!“
Dabei steht er nie still, klatsch dreimal in der Minute seine Gang ab oder schreit quer über die Köpfe der Wartenden irgendetwas zu ein paar Kreische-Gören die er wohl kennt. Trauriger Höhepunkt war allerdings folgender „Stunt“: Er witscht an uns vorbei und will über den Lattenzaun zu fünf aufgeregten Kreische-Gören klettern. Aber der Zaun ist über 2 Meter hoch und er hängt da gute 10 Sekunden, seine Muskeln spannen sich an, der Kopf wird rot, Adern treten am Hals hervor... das gesamte Publikum in der Warteschlange hält ehrfürchtig ob dieses unglaublichen Schauspiels den Atem an... doch dann schlafft er ab, fällt zusammen wie eine undichte Luftmatratze. Ich muss unwillkürlich grinsen.
Doch der Kerl hat noch nicht fertig: „Hey, wieviel braucht ihr noch?!“ fragt er die Kreische-Gören, damit es auch jeder hört. „Zwei!“ antworten diese. Daraufhin drängeln sich der Assi und zwei seiner Kumpane nach vorne. Schlechtes Karma oder einfach nur schlecht im Kopfrechen würde ich mal sagen.
Nun aber zur Bahn selbst: Der non-inverted Top-Hat nach dem Launch auf dem Bild oben ist in der Tat MÄCHTIG. Davor gibt es einen Heartline-Roll im (beinahe) Dunkeln bevor der Abschuss so richtig durchzieht.
Schon alleine diese erste Sequenz lässt Blue Fire ziemlich alt aussehen. Rein rechnerisch (ich gehe dabei davon aus das man mit maximal 30 km/h auf die Launch-Strecke kommt) ist die Beschleunigung ähnlich iSpeed im Mirabilandia. Man muss jedoch zugeben, dass eine Beschleunigung aus dem Stand (wie bei iSpeed) dann doch noch etwas mehr reinhaut als die recht kurze Strecke bei Karacho.
Nach dem Top-Hat kommt eine kurze Abfolge von Fahrfiguren deren beherrschendes Element die Geschwindigkeit ist.
Die Aussagen über die Laufruhe von Karacho gehen ja etwas auseinander. Ich denke der Grund ist der folgende: Die Schoßbügel bei Karacho sind das große Plus. Die Bahn hat durchaus (vor allem auf den äußeren Sitzen) ein paar Stellen mit heftigen lateralen Bewegungen, die einen auch ganz schön mal nach links oder rechts werfen können (vermutlich auch durchaus beabsichtigt). Dadurch, dass man jedoch am Oberkörper frei ist, knallt man aber nirgends gegen und die Bahn fährt daher durch ohne Schläge am Körper zu verteilen.
Im Endergebnis könnte ich die Bahn immer wieder fahren – wäre da nicht dieses Inferno in der Warteschlange.
Nach der Blockbremse gibt es erst einmal leichte Airtime bevor Karacho noch ein geniales Element auspackt: Der Dive-Loop in den Tunnel zeigt dass man auch zum Ende einer Fahrt hin noch interessante Figuren integrieren kann.
Die Wägen an sich sind herrlich. Sehen hübsch aus (habe noch nie so detaillierte Wägen gesehen) und sind bequem. Wenn Karacho fährt muss man schon genau hinhören um die Wagen fahren zu hören, so leise sind die.
Der Bereich um die Bahn ist freilich noch eine Baustelle mit Schotter und Beton. Wer das Gesamterlebnis haben möchte muss wohl noch bis 2014 warten, dann soll auch die Thematisierung fertig sein.
Ich ordne die Bahn persönlich knapp über Blue Fire und Shock (aus dem Rainbow Magic Land) ein und ganz knapp unter iSpeed. Der Vergleich mit dem Fluch von Novgorod steht noch aus (im Herbst gibt es dann hoffentlich einen Bericht). Blue Fire ist zwar länger, aber Karacho hat erheblich mehr ‚Goodies’ als die Bahn aus dem Europa-Park: Das fängt beim Heartline-Roll im Dunkeln an, geht über zum Top-Hat (der locker gegen das Pendant aus Rust gewinnt) und endet mit dem Dive-Loop im Tunnel.
Shock ist Karacho ziemlich ähnlich, hat aber ‚nur’ den Launch und den non-inverted Loop als Besonderheit. iSpeed schließlich hat noch mehr Wumms als Karacho und bekommt daher von mir den Vorzug.
Wertung: 9 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: (steht noch aus)
Das war’s aus Tripsdrill, einem Park von dem man noch einige Überraschungen in Zukunft erwarten darf. Es ist zwar nicht der größte Park, aber einer der schönsten die ich bisher besucht habe.
Den Erlebnispark Tripsdrill gibt es eigentlich schon so lange ich denken kann. Tatsächlich ist der Park der älteste noch bestehende Freizeitpark Deutschlands. Begonnen hat alles 1929, als Eugen Fischer die Altweibermühle (inklusive Rutsche) und die Gaststätte mit Tanzboden nebenan eröffnete. Die ‚Trulla’, wie Tripsdrill auch genannt wird (geht wohl auf die Römer zurück, die den Ort als Trephonis Truilla bezeichneten), ist bis heute im Besitz der Familie Fischer.
Neben Museen (das Heimatmuseum Trillarium und das Weinmuseum Vinarium) erstellte man ab 1957 auch einen Wildpark und später das Wildparadies neben der Altweibermühle. 1964 wurde die Altmännermühle aufgebaut.
Spannend wurde es dann in der 80ern als Emanuel Mongon, ein bekannter Themenparkplaner, beauftragt wurde Tripsdrill zu erweitern. Ab 1996 erhielt der Park dann auch die markanteren Attraktionen, die allesamt heute noch zu fahren sind (siehe den Bericht).
Ganz allgemein ist Tripsdrill etwas besonderes: Ein Kleinod unter den Freizeitparks sozusagen. Der Slogan ‚Mit Liebe gemacht’ ist nicht einfach so dahin gesagt (oder ‚raus gschwätzt’ wie der Schwabe sagt). Im alten Parkbereich stehen jede Menge ungewöhnliche Flatrides (meistens allerdings ohne Thrill) und dazu etliche schwäbische Kuriositäten. Wer noch nie beim ‚Fensterln’ war, die ‚Eheanbahnung’ (sozusagen das Online-Dating der 70er als Gruselkabinett aufbereitet) durchschritten oder Professor Eisenbart nach einem Rat seiner Art befragt hat, weiß nichts von den schwäbischen Abgründen die hier auf den Besucher lauern.
Nichts, aber auch gar nichts an diesem Park ist aufgeschäumt oder aus Kunststoff. Die Materialien sind echt. Teilweise ist die Anlage wie ein Garten gestaltet, wirklich schön.
Im hinteren Parkteil dann trifft man auf modernere Attraktionen und auch hier hat man geklotzt statt gekleckert. Doch dazu gleich mehr.
Am Tag unseres Besuches war es heiß, 35 Grad, vielleicht auch mehr. Ungünstigerweise hatte ich mir eine Erkältung eingefangen, aber he, eine Fahrt auf Karacho wollte ich mir dann doch nicht durch die Lappen gehen lassen. Auch meine Begleiter hatten sich schon vorbereitet...
Die hellen Hautpartien um die Schnauze wollen geschützt sein.
Nach 45 Minuten Autofahrt waren wir dann auch bereits auf dem Parkplatz, der bei Tripsdrill im übrigen umsonst ist.
Im Hintergrund kann man bereits die Schülermassen erahnen die sich aus den vielen Bussen vor Ort entladen haben.
Merke (für’s nächste Mal): Keinen Park ein paar Tage vor den Sommerferien besuchen.
Auf dem Parkplatz trafen wir dann auch epidemics mit seinem Angeber-El-Toro-Strass-T-Shirt:
Wie ein wilder Stier!
Während wir dann noch eine Tasse Kaffee schlürften, konnten wir die Besuchermassen (alt und jung) beobachten, die alle Richtung ‚Karacho’ eilten.
Auch wir begaben uns zuerst dorthin... aber dazu am Ende des Berichts mehr. Hier genügt vorerst einmal der erste Blick den man auf die Bahn erhaschen kann:
Die Vorletzte große Achterbahnneuheit in Tripsdrill war die Holzachterbahn Mammut. 2008 hat der Park ca. 6 Millionen Euro springen lassen und diese 30 Meter hohe Holzkonstruktion auf die Wiese neben die Raue Klinge gestellt.
Ein interessantes Detail ist, dass Mammut komplett von deutschen Firmen hergestellt wurde. Holzbau Cordes, Gerstlauer und Stengel waren alle beteiligt – und vielleicht merkt man der Bahn an, dass man für einen Prototypen etwas vorsichtiger zu Werke gegangen ist.
Etliche Coaster-Enthusiasten werfen der Bahn vor dass sie zu zahm sei. Und ich denke, diese Enthusiasten haben recht. Sowohl was die Geschwindigkeit betrifft, als auch die für Holzachterbahnen untypische Laufruhe, man hat hier etwas am Thrill gespart.
Manchmal allerdings möchte man jedoch einfach nur eine gemütliche Bahn fahren die trotzdem Spaß macht – und dafür ist Mammut wie geschaffen.
Wem also nach etlichen Fahrten Karacho etwas der Kopf schwirrt, der kann problemlos eine Runde im Mammut drehen. Der kleine Darkride-Part vor dem Lifthill trägt ebenfalls zum Spaß bei. Leider funktionierte weder das Onride-DVD-Video noch die Musikuntermalung in der Station.
Wodan, Troy, El Toro (Plohn)... sind alle spannender als Mammut, aber schlecht ist die Bahn nicht.
Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Quer gegenüber zum Mammut findet man das Waschzuber-Rafting.
Wenn Ihr mich fragt, eine der schönsten Rafting-Anlagen überhaupt. Die Anlage hat zwar wenig besondere Elemente und auch keine Abfahrten, aber sieht von vorne bis hinten hochwertig aus.
Typisch für Hafema sind die unterteilten Boote, bei denen gerne mal das Wasser in die Bootsmitte und von dort dann auf die Fahrgäste spritzt.
Erstaunlicherweise mussten wir an diesem Tag nie länger als 5 Minuten beim Rafting anstehen.
Ganz anders bei der ‚Badewannenfahrt zum Jungbrunnen’, deren Wartebereich ab und an bis zum Eingangsschild gefüllt war.
Wir haben die Wildwasserbahn daher an diesem Tag ausgelassen. Jedem, der diese Bahn noch nicht gefahren ist sei sie dennoch ans Herz gelegt: Das ist eine der urigsten Varianten dieser Art von Fahrgeschäft.
Ebenfalls in der Burg ‚Raue Klinge’ findet man die Gsengte Sau. Das ist der Prototyp der Gerstlauer Bobsled-Coaster, der damals wohl als Antwort auf die gebräuchlichen wilden Mäuse auf den Markt gebracht wurde.
Um es gleich zu sagen: Die ganze Integration in die Raue Klinge und in den Gartenbereich vor der Pseudo-Burg ist sensationell. Ich bin den baugleichen Typ Achterbahn in Belantis gefahren (namens ‚Drachenritt’), aber die Gsengte Sau spielt alleine durch die Thematisierung in einer ganz anderen Liga. Da geht es in wilden Abfahrten kreuz und quer durch (und über) die Burg und schließlich mit den markanten kleinen Bunny-Hops sowie einer knackigen Helix durch die Botanik, dass es nur so eine Freude ist.
Durch das Getümmel bei Karacho tritt dann das größte Manko dieser Bahn auch etwas in den Hintergrund: Der Durchsatz an Besuchern ist bei den Bobsleds eher unterirdisch. Heute waren es jedoch nur 10 Minuten Wartezeit.
Jeder Park sollte sich überlegen ob er sich statt einer Wilden Maus (auch wenn’s die große Parkversion von Mack ist) nicht lieber diesen Bahntyp anschaffen will.
Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
In Tripsdrill gibt es ja noch eine Achterbahn: Der Rasende Tausendfüßler ist ein Tivoli Large und die älteste Achterbahn des Parks. Diese Bahn war an diesem Tag ganz gut besucht, hat aber auch genügend Kapazität.
Wenn sich der lange Zug durch die Gartenanlage und um den kleinen Tümpel schlängelt, dann sollte man möglichst weit hinten sitzen. Auch Tausendfüßler sind bekanntermaßen hinten schneller als vorne. Dann kann man auch erleben was man aus einem 30 Jahre alten Coaster mit 8 Meter Höhe noch herausholen kann. Macht irgendwie Spaß das Teil, auch wenn es die lauteste Achterbahn im ganzen Park ist.
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Schließlich haben wir uns auch noch in den vorderen Parkteil gewagt. Zuerst um etwas im Gasthaus zu essen (sehr schwäbisch, sehr rahmig, aber auf jeden Fall viel besser als das, was man an den Fritten-Buden bekommt) und dann um beim Donnerbalken vorbeizuschauen.
Der Doppel-Freifallturm von Tripsdrill hat eine Höhe die kaum der Rede wert ist. Auch fährt er ein wenig ruckelig und das anfängliche Fahrprogramm ist geradezu kindisch. Aber dafür gibt es kurz vor Schluss eine Überraschung, welche die Fahrt bei jedem Erstfahrer erheblich aufwertet.
Ich habe auch mal den neuesten ‚Freefall’ in Tripsdrill ausprobiert: Der ‚Murmelturm’ steht in der Halle des Gaudi-Viertels. Dieser ‚Spring Ride’ von Moser ist eher ein Hüpf- als ein Freifallturm, macht aber dadurch nicht weniger Spaß. Möglicherweise sind jedoch die Zierer-Varianten die sich auch im Kreis drehen noch ein klein wenig giggeliger (das Wort habe ich erfunden – beschreibt aber ganz gut wie man sich auf den Dingern fühlt).
Tja, das war’s dann auch von diesem Tag in Tripsdrill...
Ach nee, Moment, da war ja noch etwas!
Richtig, Karacho sind wir natürlich auch noch gefahren.
Von Kreische-Gören und Drängel-Assis
Wir erinnern uns an das Foto vom Eingangsbereich auf dem sich eine gefährliche Masse an Schulkindern getümmelt haben – die hielten sich weder beim Rafting noch beim Mammut auf. Vielleicht haben sich ein paar davon in der Eheanbahnung verirrt, aber der größte Teil dieses quäkenden, quengelden und hyperaktiven Mobs befand sich bei Karacho.
Mit der „spektakulärsten Katapult-Achterbahn“ hat sich der Park nämlich etwas eingefangen (so ähnlich wie ich mir mit den Erkältungsviren): Eine neue Klientel.
Diese neue Klientel tat ihr Bestes um uns das Warten in der Warteschlange zur Hölle zu machen. Als erstes sind da die ‚Kreische-Gören’, deren übermenschliche Kakophonie besonders gut im Innern der Station zur Geltung kam. Dieser phonetische Dünnschiss spielt echt auf den Nerven der Wartenden. Ich hoffe sehr dass sich mit der Thematisierung auch ein paar Schall-schluckende Elemente einfinden um das Ganze erträglicher zu machen.
Als zweites findet man in der Warteschlange ‚Drängel-Assi’ und seine minderjährige Gang. Während vor Dir in der Warteschlange immer die Kreische-Gören stehen, steht ‚Drängel-Assi’ immer genau hinter Dir. Zufall oder mysteriöses Phänomen!
Wenn Drängel-Assi nicht gerade mit seinem Ellenbogen in Deinem Kreuz herum-fuhrwerkt, dann ist er ganz sicher dabei Dich klammheimlich in einer Kurve der Warteschlange zu überholen. Oder aber er ist kurz vor dem Ausflippen:
„Mensch Alder, die isch sooo MÄCHTIG!“
Dabei steht er nie still, klatsch dreimal in der Minute seine Gang ab oder schreit quer über die Köpfe der Wartenden irgendetwas zu ein paar Kreische-Gören die er wohl kennt. Trauriger Höhepunkt war allerdings folgender „Stunt“: Er witscht an uns vorbei und will über den Lattenzaun zu fünf aufgeregten Kreische-Gören klettern. Aber der Zaun ist über 2 Meter hoch und er hängt da gute 10 Sekunden, seine Muskeln spannen sich an, der Kopf wird rot, Adern treten am Hals hervor... das gesamte Publikum in der Warteschlange hält ehrfürchtig ob dieses unglaublichen Schauspiels den Atem an... doch dann schlafft er ab, fällt zusammen wie eine undichte Luftmatratze. Ich muss unwillkürlich grinsen.
Doch der Kerl hat noch nicht fertig: „Hey, wieviel braucht ihr noch?!“ fragt er die Kreische-Gören, damit es auch jeder hört. „Zwei!“ antworten diese. Daraufhin drängeln sich der Assi und zwei seiner Kumpane nach vorne. Schlechtes Karma oder einfach nur schlecht im Kopfrechen würde ich mal sagen.
Nun aber zur Bahn selbst: Der non-inverted Top-Hat nach dem Launch auf dem Bild oben ist in der Tat MÄCHTIG. Davor gibt es einen Heartline-Roll im (beinahe) Dunkeln bevor der Abschuss so richtig durchzieht.
Schon alleine diese erste Sequenz lässt Blue Fire ziemlich alt aussehen. Rein rechnerisch (ich gehe dabei davon aus das man mit maximal 30 km/h auf die Launch-Strecke kommt) ist die Beschleunigung ähnlich iSpeed im Mirabilandia. Man muss jedoch zugeben, dass eine Beschleunigung aus dem Stand (wie bei iSpeed) dann doch noch etwas mehr reinhaut als die recht kurze Strecke bei Karacho.
Nach dem Top-Hat kommt eine kurze Abfolge von Fahrfiguren deren beherrschendes Element die Geschwindigkeit ist.
Die Aussagen über die Laufruhe von Karacho gehen ja etwas auseinander. Ich denke der Grund ist der folgende: Die Schoßbügel bei Karacho sind das große Plus. Die Bahn hat durchaus (vor allem auf den äußeren Sitzen) ein paar Stellen mit heftigen lateralen Bewegungen, die einen auch ganz schön mal nach links oder rechts werfen können (vermutlich auch durchaus beabsichtigt). Dadurch, dass man jedoch am Oberkörper frei ist, knallt man aber nirgends gegen und die Bahn fährt daher durch ohne Schläge am Körper zu verteilen.
Im Endergebnis könnte ich die Bahn immer wieder fahren – wäre da nicht dieses Inferno in der Warteschlange.
Nach der Blockbremse gibt es erst einmal leichte Airtime bevor Karacho noch ein geniales Element auspackt: Der Dive-Loop in den Tunnel zeigt dass man auch zum Ende einer Fahrt hin noch interessante Figuren integrieren kann.
Die Wägen an sich sind herrlich. Sehen hübsch aus (habe noch nie so detaillierte Wägen gesehen) und sind bequem. Wenn Karacho fährt muss man schon genau hinhören um die Wagen fahren zu hören, so leise sind die.
Der Bereich um die Bahn ist freilich noch eine Baustelle mit Schotter und Beton. Wer das Gesamterlebnis haben möchte muss wohl noch bis 2014 warten, dann soll auch die Thematisierung fertig sein.
Ich ordne die Bahn persönlich knapp über Blue Fire und Shock (aus dem Rainbow Magic Land) ein und ganz knapp unter iSpeed. Der Vergleich mit dem Fluch von Novgorod steht noch aus (im Herbst gibt es dann hoffentlich einen Bericht). Blue Fire ist zwar länger, aber Karacho hat erheblich mehr ‚Goodies’ als die Bahn aus dem Europa-Park: Das fängt beim Heartline-Roll im Dunkeln an, geht über zum Top-Hat (der locker gegen das Pendant aus Rust gewinnt) und endet mit dem Dive-Loop im Tunnel.
Shock ist Karacho ziemlich ähnlich, hat aber ‚nur’ den Launch und den non-inverted Loop als Besonderheit. iSpeed schließlich hat noch mehr Wumms als Karacho und bekommt daher von mir den Vorzug.
Wertung: 9 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: (steht noch aus)
Das war’s aus Tripsdrill, einem Park von dem man noch einige Überraschungen in Zukunft erwarten darf. Es ist zwar nicht der größte Park, aber einer der schönsten die ich bisher besucht habe.
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