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„Ein Besuch im Moviepark ist wie ein Essen im vegetarischen Restaurant“, meinte mal ein Freund von mir. „Am Ende hast Du ausreichend konsumiert und fandest das ganze ja auch irgendwie gut. Trotzdem gehst Du mit einer seltsamen Leere im Magen nach Hause“. Was für meinen Kumpel das Stück Fleisch zum guten Essen, ist für mich als Coasterfriend die Knaller-Achterbahn in einem Freizeitpark: ohne geht es einfach nicht. Der Rest - Darkrides, Shows, Wasserattraktionen - sind eben Vorspeisen, Zwischengänge, Desserts. Was hat der Movie-Park also an Hauptgerichten auf der Karte stehen? Naja, ein Standard-SLC von der Stange und eine Holzachterbahn, die im aktuellen Internet Wooden Roller Coaster Poll Platz 176 belegt. Von 176. Der Rest ist Carpaccio. Kurzum: Ich bin auch schonmal mit deutlich wässrigerem Mund in einen Freizeitpark gefahren. Aber der Appetit kommt ja bekanntlich beim Essen.
Parkgestaltung:
Die erste Überraschung für mich: Der Movie Park macht von Beginn an einen sehr einladenden Eindruck Die Inszenierung der Mainstreet als „echte“ Straße mit Autos, Bürgersteigen und Schildern, ist toll, das ganze mit ordentlich Musik und aufwendigen Fassaden ist noch viel tollererer. So stimmungsvoll bin ich lange nicht mehr von einem Park empfangen worden. Das geht im Grunde auch so weiter: Hollywood Street Set und der angrenzende New York-Bereich sind schick, der Pier malerisch und die Westernstadt hat mit Bandit den passenden Blickfang. Das Nickland ist eben die obligatorische Kruschtelkiste, die es in jedem noch so gut sortierten Haushalt gibt. Ein Ort zum Austoben - dafür ist die Wildwuchs-Optik okay. Gut, über den Bereich rund um den MP-Express reden wir besser mal nicht. Und wer schon einmal in top-gestylten Parks wie Disneyland oder Efteling war, dem wird auffallen, dass sich der Movie Park recht freigiebig hinter die Fassaden schauen lässt. Will heißen: Die Show Buildings werden nicht durch Botanik verdeckt oder so geschickt platziert, dass sie nicht einsehbar sind. Wir sehen dann halt mitten in New York mal eine nackte Blechhalle stehen - daran muss man sich eben gewöhnen in diesem Park. Passt auch irgendwie in den Ruhrpott .
The Lost Temple (Immersive Tunnel, Simworx / RIVA Digital, 2014):
Gleich nach der Ankündigung von The Lost Temple war klar: Der Park möchte sich genau dort weiter verstärken, wo er schon jetzt hervorragend aufgestellt ist. Also im Bereich der optisch opulenten, cineastisch inszenierten Fahrgeschäfte mit Indoor-Fokus und dezentem „Familienthrill“. Eine Stärkung des Markenkerns also, für die Investitionssumme von ca. 5 Millionen Euro. Ob mir persönlich jetzt ein neuer Coaster lieber gewesen wäre (feine Bähnchen wie Freischütz haben ja auch nur ca. 4 Mio gekostet), ist für die Parkleitung verständlicherweise von sekundärem Interesse. So oder so freute ich mich auf die Europaprämiere des Attraktionstyps „Immersive Tunnel“ und machte mich auf den Weg in den wirklich beeindruckenden Eingangs- und Wartebereich. Der Movie Park scheint ein Händchen dafür zu haben, Warteschlangen als Teil des Gesamterlebnisses zu inszenieren. Diverse Pre-Shows auf großen Monitoren, die „Fahrstuhlfahrt in Tausende Meter Tiefe“, ein bisschen Live-Animation unmittelbar vor dem Einstieg: So gut bin ich in einer Queue selten unterhalten worden. Und ganz nebenbei ist die optische Gestaltung natürlich auch allererste Sahne! Jetzt kommt das dicke „ABER“! Denn die Attraktion selbst konnte mich, so begeisterungswillig ich auch war, einfach hinten und vorne nicht überzeugen. Es liegt nicht daran, dass der Movie Park mit der Inszenierung irgendetwas falsch gemacht hätte. Es ist eher das Konzept „Immersive Tunnel“ an sich, das in meinen Augen große Mängel hat. Die Illusion des 360°-Rundumblicks funktioniert nicht halb so gut, wie sie gerne würde. Ich sehe stark verzerrte Dinos auf einer gekrümmten Leinwand. Und wundere mich kaum darüber, dass der 3D-Effekt nicht wirklich rüberkommt, wenn er aus jedem noch so spitzen oder weiten Winkel gleichermaßen funktionieren soll. Nun muss ich sagen, dass wir in dem hinteren der beiden Busse gesessen haben – im vorderen soll das Erlebnis ja bekanntlich einen Tacken besser sein. Allerdings teilen wir diese Einschränkung ja immerhin mit 50 Prozent der Fahrgäste. Der wirklich hässliche, gleichgültig wirkende Ausgangsbereich unterstreicht die erste kleine Enttäuschung des Tages.
5 von 10 Punkten
Van Helsing’s Factory (Dark Bobslead-Coaster, Gerstlauer, 2011)
Wie jetzt? In dieser kleinen Hundehütte soll ein Gerstlauer-Coaster untergebracht sein? Hm, vielleicht ist die Halle zweistöckig und der Lifthill startet im Keller. Oder es ist doch nur das Einstiegsgebäude und bringt uns in ein viel größeres Show Building, in dem dann die eigentliche Bahn fährt. So wird’s sein. Nix da – Van Helsing’s Factory erreicht tatsächlich gerade mal eine maximale Höhe von 7,7 Metern. Jetzt war ich umso neugieriger, hatte ich doch gehört, dass die Fahrt durchaus rasant ist, auf ihre eigene Art sogar Thrill bietet und für manche sogar als bester Coaster des Parks gilt. Eins vorweg: Natürlich ist Van Helsing’s Factory für sich genommen keine tolle Achterbahn. Geschwindigkeit, G-Kräfte, Airtime – auf nahezu alles, was wir an Coastern am meisten lieben, müssen wir hier schmerzlich verzichten. Aller Ehren wert, welches Erlebnis trotz allem aus der Bahn herausgezaubert wurde. Das liegt zuerst einmal an der Gestaltung. Die setzt, im Gegensatz zu vielen anderen Indoor-Coastern, nicht einfach nur auf ein paar Lasereffekte. Sondern auf ein geschicktes Zusammenwirken von Animatronics, Theming-Objekten, tollen Spezialeffekten und Passagen absoluter Dunkelheit. Zum anderen sind viele Fahrelemente in der kaum einsehbaren Strecke sehr geschickt und wirkungsvoll platziert. Einige davon rufen das Fahrgefühl von Wilden Mäusen in Erinnerung – für mich persönlich auch der Grund für den relativ geringen „Nochmaaal“-Faktor. Trotzdem lohnt sich das Anstehen im hübschen und leider auch oft gut besuchten Wartebereich!
7 von 10
Bandit (Holzachterbahn, RCCA, 1999)
Vorfreude? Eher weniger, nach dem was ich gelesen hatte. Das Gefühl vor dem Betreten erinnerte mich eher an die erste Zigarette oder den ersten Schnaps. Ich erwartete kein angenehmes Erlebnis, wollte aber doch endlich mal mitreden können, ob es wirklich so ist, wie alle sagen. Hübsch ist die Bahn ja – und im Western-Bereich auch vortrefflich untergebracht. Außerdem kriegt sie von mir persönlich die Tollheitsmedaille für den besten Coaster-Namen. „Bandit“ hat doch wirklich Sex-Appeal. Jetzt nur noch hoffen, dass sich nach der Fahrt noch der Großteil meiner Knochen an der für sie vorgesehenen Stelle befindet. Von den Fahreigenschaften hört man ja selten Gutes. Vorsorglich setzte ich mich bei meiner (einzigen) Fahrt nicht über die Achsen, sondern in die mittlere Reihe des letzten Wagens. Mein Fazit: Kinners, watt wollt Ihr eigentlich? Verglichen mit manchen Bahnen von GCI, wo eine gewisse Ruppigkeit zur Firmenphilosophie gehört, empfand ich Bandit als überraschend laufruhig. Das Problem ist eher das Pacing. An manchen Stellen möchte man dem Wagen wie im Flintstones-Auto mit den Füßen nachhelfen. Dafür gibt’s hier und da ein bisschen Airtime, ein interessantes Layout mit zahllosen Near Misses – und hab ich schon erwähnt, wie toll ich den Namen Bandit finde...? Insgesamt eine positive Überraschung!
6 von 10
MP Express (Suspended Looping Coaster, Vekoma, 2001)
So oft wurde ich jetzt im Movie Park bereits eines besseren belehrt – das sollte hoffentlich noch einmal klappen. Allein: Nichts, aber auch gar nichts sprach dafür, dass sich der MP Express irgendwie positiv von der Masse an Vekoma SLCs abhebt. Warum werden Coaster dieses Typs eigentlich immer so gleichgültig ins Terrain geflanscht – selbst in Parks, die durchaus etwas von Thematisierung verstehen? Die Fahreigenschaften von MP-Express können mitnichten für die äußerst dürftige Gestaltung entschädigen. Seit Furius Baco in Port Aventura bin ich nicht mehr so bitterbös verprügelt worden. Ich glaube, es war im Sidewinder, da hat’s gerüttelt wie mit nem Bobycar auf Kopfsteinpflaster. Kann man mögen, muss man aber nicht. Und tu ich auch nicht. Lieber schnell weiter.
3 von 10
Alien Encounter (Spillwater, Intamin, 1996)
Ein Hauch von Disneyland im Ruhrpott: Die Halle, in der sich die Fahrt bei Alien Encounter abspielt, ist vom Eingangsbereich aus absolut unsichtbar, weil komplett durch die Vulkane verdeckt. Wer später auf der anderen Seite des Parks über den Pier spaziert, bekommt sie zwar in voller Unpracht zu sehen – das braucht uns für den Moment aber nicht zu kümmern. Alien Encounter war auch der Ride, mit dem ich mich im Vorfeld am wenigsten beschäftigt hatte. Komplett unvoreingenommen stieg ich also in eines der Boote, um nach einer überraschend langen Fahrzeit gut gesoaked und glücklich wieder in der Station anzukommen. Die Bahn war einer der schönsten Überraschungen des Parktages. Der supernasse Splash ins komplette Dunkel, die großzügige Gestaltung sowie eine überzeugende letzte Abfahrt – das alles macht Alien Encounter für mich zu einer der besten Wasserattraktionen in Deutschland.
8 von 10
The High Fall (Floorless Tilting Gyro Drop, Ride Trade / Intamin, 2002)
Schwitzige Hände. Weiche Knie. Herzklopfen. Die Sorge, was aus meiner Katze wird, wenn ich diesen Ride nicht überlebe. Ich weiß nicht, wann ich diese Symptome bei einem Fahrgeschäft zuletzt gespürt hab. Spätestens seit meinem ersten Dive-Coaster-Erlebnis habe ich eigentlich das Gefühl, recht gut abgehärtet zu sein. Beim Blick in den Abgrund fühlte ich mich plötzlich wieder nervös wie vor der ersten selbstständigen Autoscooterfahrt im Vorschulalter. Wahnsinn, was die ungewöhnliche Fahrposition und die geneigten Sitze so ausmachen. In einem Park, der sonst kaum mit denkwürdigen Thrill-Momenten Glänzt, ist The High Fall im Wortsinne ein Leuchtturm des gepflegten Nervenkitzels.
8 von 10
Und sonst so?
Da sind wir beim größten Vorteil des Movie Parks: Das wirklich große Angebot an Attraktionen sorgt für ordentlich „Kind-im-Bombonladen“-Feeling. Damit meine ich nicht nur Flatrides und Kiddie-Coaster, sondern auch ein paar weitere echte Großattraktionen. Viele davon habe ich vorher gar nicht auf dem Zettel gehabt und auch im Park erst auf den zweiten Blick wahrgenommen. Angefangen beim wirklich schön gestalteten, wenn auch fahrtechnisch etwas hausbackenen Rafting Mystery River über den launigen und gut verpackten Simulator Time Riders bis hin zum Water Dark Ride Ice Age Adventures. Sehr gut bestückt ist auch die Sparte „Sachen, die sich mehr oder minder schnell drehen“. Da hätten wir eine Frisbee, einen Disco Coaster (der trotz des Namens vom Fahrgefühl her eindeutig den Flatrides zuzuordnen ist) einen nett gestalteten Top-Spin – und von Kaffetassen bis Wellenflieger so ziemlich alles, was den Drehwurm mit Nahrung versorgt. Achterbahnseitig erwähnenswert ist Jimmy Neutron’s Atomic Flyer. Nicht nur, dass Vekoma hier eine wirklich butterweiche Fahrt realisiert hat: Der Suspended Family Coaster beweist, wie geil Inverter wären, wenn man nicht ständig mit Bügel-Prügel rechnen müsste. Ich hoffe, dass das Konzept schon bald einmal für eine etwas rasantere Fahrt aufgegriffen wird. Bei einer solchen Vielfalt fällt es auch wesentlich weniger ins Gewicht, dass es kaum Attraktionen gibt, die so wirklich zu Wiederholungsfahrten auffordern. Um mal eben wieder in das Restaurant-Bild rüberzuwechseln: Der Movie Park hat wahrlich ein reichhaltiges Buffet aufgebahrt!
Fazit:
Zwei Dinge werden mir von diesem Tag besonders in Erinnerung bleiben:
1. Lange nicht mehr so viel Spaß in einem Freizeitpark gehabt – an etwas anderem als Achterbahnfahren!
2. Ja, der Movie Park hat ein Coaster-Problem. Hier muss einfach in der Zukunft etwas kommen, wenn man weiter mit den großen Hunden mitpinkeln will. Gar nicht mal notwendigerweise der alles übertrumpfende Hypercoaster. Einfach eine nette Bahn, die es uns erlauben würde, zwischen den vielen anderen tollen Dingen im Movie Park auch mal schön zu coastern. Ich bin zwar auch so satt und zufrieden nach Hause gefahren. Ich kann aber auch mal ein Abendessen ohne Fleisch genießen. Vielleicht gibt’s da einen Zusammenhang.
Sehr zu loben ist auf alle Fälle das Indoor-Angebot. In dieser Kategorie ist der Movie Park in Deutschland womöglich Spitzenreiter. Eigentlich verwunderlich, dass der Ruf nach einer Winteröffnung nie wirklich laut wurde. Sie würde sich womöglich nirgendwo hierzulande so sehr anbieten. Oder zynisch gesagt: Man würde die nicht-fahrenden Coaster vielleicht auch nirgendwo sonst so wenig vermissen...
Unterm Strich: tollen Tag gehabt, und auf dem Rückweg empfehle ich eine Currywurst im Bratwursthaus Bochum. Damit wäre dann auch die eingangs erwähnte „Leere im Magen“ totsicher gestopft.
Parkgestaltung:
Die erste Überraschung für mich: Der Movie Park macht von Beginn an einen sehr einladenden Eindruck Die Inszenierung der Mainstreet als „echte“ Straße mit Autos, Bürgersteigen und Schildern, ist toll, das ganze mit ordentlich Musik und aufwendigen Fassaden ist noch viel tollererer. So stimmungsvoll bin ich lange nicht mehr von einem Park empfangen worden. Das geht im Grunde auch so weiter: Hollywood Street Set und der angrenzende New York-Bereich sind schick, der Pier malerisch und die Westernstadt hat mit Bandit den passenden Blickfang. Das Nickland ist eben die obligatorische Kruschtelkiste, die es in jedem noch so gut sortierten Haushalt gibt. Ein Ort zum Austoben - dafür ist die Wildwuchs-Optik okay. Gut, über den Bereich rund um den MP-Express reden wir besser mal nicht. Und wer schon einmal in top-gestylten Parks wie Disneyland oder Efteling war, dem wird auffallen, dass sich der Movie Park recht freigiebig hinter die Fassaden schauen lässt. Will heißen: Die Show Buildings werden nicht durch Botanik verdeckt oder so geschickt platziert, dass sie nicht einsehbar sind. Wir sehen dann halt mitten in New York mal eine nackte Blechhalle stehen - daran muss man sich eben gewöhnen in diesem Park. Passt auch irgendwie in den Ruhrpott .
The Lost Temple (Immersive Tunnel, Simworx / RIVA Digital, 2014):
Gleich nach der Ankündigung von The Lost Temple war klar: Der Park möchte sich genau dort weiter verstärken, wo er schon jetzt hervorragend aufgestellt ist. Also im Bereich der optisch opulenten, cineastisch inszenierten Fahrgeschäfte mit Indoor-Fokus und dezentem „Familienthrill“. Eine Stärkung des Markenkerns also, für die Investitionssumme von ca. 5 Millionen Euro. Ob mir persönlich jetzt ein neuer Coaster lieber gewesen wäre (feine Bähnchen wie Freischütz haben ja auch nur ca. 4 Mio gekostet), ist für die Parkleitung verständlicherweise von sekundärem Interesse. So oder so freute ich mich auf die Europaprämiere des Attraktionstyps „Immersive Tunnel“ und machte mich auf den Weg in den wirklich beeindruckenden Eingangs- und Wartebereich. Der Movie Park scheint ein Händchen dafür zu haben, Warteschlangen als Teil des Gesamterlebnisses zu inszenieren. Diverse Pre-Shows auf großen Monitoren, die „Fahrstuhlfahrt in Tausende Meter Tiefe“, ein bisschen Live-Animation unmittelbar vor dem Einstieg: So gut bin ich in einer Queue selten unterhalten worden. Und ganz nebenbei ist die optische Gestaltung natürlich auch allererste Sahne! Jetzt kommt das dicke „ABER“! Denn die Attraktion selbst konnte mich, so begeisterungswillig ich auch war, einfach hinten und vorne nicht überzeugen. Es liegt nicht daran, dass der Movie Park mit der Inszenierung irgendetwas falsch gemacht hätte. Es ist eher das Konzept „Immersive Tunnel“ an sich, das in meinen Augen große Mängel hat. Die Illusion des 360°-Rundumblicks funktioniert nicht halb so gut, wie sie gerne würde. Ich sehe stark verzerrte Dinos auf einer gekrümmten Leinwand. Und wundere mich kaum darüber, dass der 3D-Effekt nicht wirklich rüberkommt, wenn er aus jedem noch so spitzen oder weiten Winkel gleichermaßen funktionieren soll. Nun muss ich sagen, dass wir in dem hinteren der beiden Busse gesessen haben – im vorderen soll das Erlebnis ja bekanntlich einen Tacken besser sein. Allerdings teilen wir diese Einschränkung ja immerhin mit 50 Prozent der Fahrgäste. Der wirklich hässliche, gleichgültig wirkende Ausgangsbereich unterstreicht die erste kleine Enttäuschung des Tages.
5 von 10 Punkten
Van Helsing’s Factory (Dark Bobslead-Coaster, Gerstlauer, 2011)
Wie jetzt? In dieser kleinen Hundehütte soll ein Gerstlauer-Coaster untergebracht sein? Hm, vielleicht ist die Halle zweistöckig und der Lifthill startet im Keller. Oder es ist doch nur das Einstiegsgebäude und bringt uns in ein viel größeres Show Building, in dem dann die eigentliche Bahn fährt. So wird’s sein. Nix da – Van Helsing’s Factory erreicht tatsächlich gerade mal eine maximale Höhe von 7,7 Metern. Jetzt war ich umso neugieriger, hatte ich doch gehört, dass die Fahrt durchaus rasant ist, auf ihre eigene Art sogar Thrill bietet und für manche sogar als bester Coaster des Parks gilt. Eins vorweg: Natürlich ist Van Helsing’s Factory für sich genommen keine tolle Achterbahn. Geschwindigkeit, G-Kräfte, Airtime – auf nahezu alles, was wir an Coastern am meisten lieben, müssen wir hier schmerzlich verzichten. Aller Ehren wert, welches Erlebnis trotz allem aus der Bahn herausgezaubert wurde. Das liegt zuerst einmal an der Gestaltung. Die setzt, im Gegensatz zu vielen anderen Indoor-Coastern, nicht einfach nur auf ein paar Lasereffekte. Sondern auf ein geschicktes Zusammenwirken von Animatronics, Theming-Objekten, tollen Spezialeffekten und Passagen absoluter Dunkelheit. Zum anderen sind viele Fahrelemente in der kaum einsehbaren Strecke sehr geschickt und wirkungsvoll platziert. Einige davon rufen das Fahrgefühl von Wilden Mäusen in Erinnerung – für mich persönlich auch der Grund für den relativ geringen „Nochmaaal“-Faktor. Trotzdem lohnt sich das Anstehen im hübschen und leider auch oft gut besuchten Wartebereich!
7 von 10
Bandit (Holzachterbahn, RCCA, 1999)
Vorfreude? Eher weniger, nach dem was ich gelesen hatte. Das Gefühl vor dem Betreten erinnerte mich eher an die erste Zigarette oder den ersten Schnaps. Ich erwartete kein angenehmes Erlebnis, wollte aber doch endlich mal mitreden können, ob es wirklich so ist, wie alle sagen. Hübsch ist die Bahn ja – und im Western-Bereich auch vortrefflich untergebracht. Außerdem kriegt sie von mir persönlich die Tollheitsmedaille für den besten Coaster-Namen. „Bandit“ hat doch wirklich Sex-Appeal. Jetzt nur noch hoffen, dass sich nach der Fahrt noch der Großteil meiner Knochen an der für sie vorgesehenen Stelle befindet. Von den Fahreigenschaften hört man ja selten Gutes. Vorsorglich setzte ich mich bei meiner (einzigen) Fahrt nicht über die Achsen, sondern in die mittlere Reihe des letzten Wagens. Mein Fazit: Kinners, watt wollt Ihr eigentlich? Verglichen mit manchen Bahnen von GCI, wo eine gewisse Ruppigkeit zur Firmenphilosophie gehört, empfand ich Bandit als überraschend laufruhig. Das Problem ist eher das Pacing. An manchen Stellen möchte man dem Wagen wie im Flintstones-Auto mit den Füßen nachhelfen. Dafür gibt’s hier und da ein bisschen Airtime, ein interessantes Layout mit zahllosen Near Misses – und hab ich schon erwähnt, wie toll ich den Namen Bandit finde...? Insgesamt eine positive Überraschung!
6 von 10
MP Express (Suspended Looping Coaster, Vekoma, 2001)
So oft wurde ich jetzt im Movie Park bereits eines besseren belehrt – das sollte hoffentlich noch einmal klappen. Allein: Nichts, aber auch gar nichts sprach dafür, dass sich der MP Express irgendwie positiv von der Masse an Vekoma SLCs abhebt. Warum werden Coaster dieses Typs eigentlich immer so gleichgültig ins Terrain geflanscht – selbst in Parks, die durchaus etwas von Thematisierung verstehen? Die Fahreigenschaften von MP-Express können mitnichten für die äußerst dürftige Gestaltung entschädigen. Seit Furius Baco in Port Aventura bin ich nicht mehr so bitterbös verprügelt worden. Ich glaube, es war im Sidewinder, da hat’s gerüttelt wie mit nem Bobycar auf Kopfsteinpflaster. Kann man mögen, muss man aber nicht. Und tu ich auch nicht. Lieber schnell weiter.
3 von 10
Alien Encounter (Spillwater, Intamin, 1996)
Ein Hauch von Disneyland im Ruhrpott: Die Halle, in der sich die Fahrt bei Alien Encounter abspielt, ist vom Eingangsbereich aus absolut unsichtbar, weil komplett durch die Vulkane verdeckt. Wer später auf der anderen Seite des Parks über den Pier spaziert, bekommt sie zwar in voller Unpracht zu sehen – das braucht uns für den Moment aber nicht zu kümmern. Alien Encounter war auch der Ride, mit dem ich mich im Vorfeld am wenigsten beschäftigt hatte. Komplett unvoreingenommen stieg ich also in eines der Boote, um nach einer überraschend langen Fahrzeit gut gesoaked und glücklich wieder in der Station anzukommen. Die Bahn war einer der schönsten Überraschungen des Parktages. Der supernasse Splash ins komplette Dunkel, die großzügige Gestaltung sowie eine überzeugende letzte Abfahrt – das alles macht Alien Encounter für mich zu einer der besten Wasserattraktionen in Deutschland.
8 von 10
The High Fall (Floorless Tilting Gyro Drop, Ride Trade / Intamin, 2002)
Schwitzige Hände. Weiche Knie. Herzklopfen. Die Sorge, was aus meiner Katze wird, wenn ich diesen Ride nicht überlebe. Ich weiß nicht, wann ich diese Symptome bei einem Fahrgeschäft zuletzt gespürt hab. Spätestens seit meinem ersten Dive-Coaster-Erlebnis habe ich eigentlich das Gefühl, recht gut abgehärtet zu sein. Beim Blick in den Abgrund fühlte ich mich plötzlich wieder nervös wie vor der ersten selbstständigen Autoscooterfahrt im Vorschulalter. Wahnsinn, was die ungewöhnliche Fahrposition und die geneigten Sitze so ausmachen. In einem Park, der sonst kaum mit denkwürdigen Thrill-Momenten Glänzt, ist The High Fall im Wortsinne ein Leuchtturm des gepflegten Nervenkitzels.
8 von 10
Und sonst so?
Da sind wir beim größten Vorteil des Movie Parks: Das wirklich große Angebot an Attraktionen sorgt für ordentlich „Kind-im-Bombonladen“-Feeling. Damit meine ich nicht nur Flatrides und Kiddie-Coaster, sondern auch ein paar weitere echte Großattraktionen. Viele davon habe ich vorher gar nicht auf dem Zettel gehabt und auch im Park erst auf den zweiten Blick wahrgenommen. Angefangen beim wirklich schön gestalteten, wenn auch fahrtechnisch etwas hausbackenen Rafting Mystery River über den launigen und gut verpackten Simulator Time Riders bis hin zum Water Dark Ride Ice Age Adventures. Sehr gut bestückt ist auch die Sparte „Sachen, die sich mehr oder minder schnell drehen“. Da hätten wir eine Frisbee, einen Disco Coaster (der trotz des Namens vom Fahrgefühl her eindeutig den Flatrides zuzuordnen ist) einen nett gestalteten Top-Spin – und von Kaffetassen bis Wellenflieger so ziemlich alles, was den Drehwurm mit Nahrung versorgt. Achterbahnseitig erwähnenswert ist Jimmy Neutron’s Atomic Flyer. Nicht nur, dass Vekoma hier eine wirklich butterweiche Fahrt realisiert hat: Der Suspended Family Coaster beweist, wie geil Inverter wären, wenn man nicht ständig mit Bügel-Prügel rechnen müsste. Ich hoffe, dass das Konzept schon bald einmal für eine etwas rasantere Fahrt aufgegriffen wird. Bei einer solchen Vielfalt fällt es auch wesentlich weniger ins Gewicht, dass es kaum Attraktionen gibt, die so wirklich zu Wiederholungsfahrten auffordern. Um mal eben wieder in das Restaurant-Bild rüberzuwechseln: Der Movie Park hat wahrlich ein reichhaltiges Buffet aufgebahrt!
Fazit:
Zwei Dinge werden mir von diesem Tag besonders in Erinnerung bleiben:
1. Lange nicht mehr so viel Spaß in einem Freizeitpark gehabt – an etwas anderem als Achterbahnfahren!
2. Ja, der Movie Park hat ein Coaster-Problem. Hier muss einfach in der Zukunft etwas kommen, wenn man weiter mit den großen Hunden mitpinkeln will. Gar nicht mal notwendigerweise der alles übertrumpfende Hypercoaster. Einfach eine nette Bahn, die es uns erlauben würde, zwischen den vielen anderen tollen Dingen im Movie Park auch mal schön zu coastern. Ich bin zwar auch so satt und zufrieden nach Hause gefahren. Ich kann aber auch mal ein Abendessen ohne Fleisch genießen. Vielleicht gibt’s da einen Zusammenhang.
Sehr zu loben ist auf alle Fälle das Indoor-Angebot. In dieser Kategorie ist der Movie Park in Deutschland womöglich Spitzenreiter. Eigentlich verwunderlich, dass der Ruf nach einer Winteröffnung nie wirklich laut wurde. Sie würde sich womöglich nirgendwo hierzulande so sehr anbieten. Oder zynisch gesagt: Man würde die nicht-fahrenden Coaster vielleicht auch nirgendwo sonst so wenig vermissen...
Unterm Strich: tollen Tag gehabt, und auf dem Rückweg empfehle ich eine Currywurst im Bratwursthaus Bochum. Damit wäre dann auch die eingangs erwähnte „Leere im Magen“ totsicher gestopft.