Ein paar Eurer Tipps waren durchaus richtig, ein paar andere nicht (dazu am Ende noch mehr). Hier meine Top10:
Platz 10: Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI
Akte X war zu seiner Zeit eine Art Revolution. Die Serie hat durch ihren Erfolg (9 Staffeln und 2 Kinofilme) bewiesen, dass auch das Mystery-Genre ein kommerzieller Erfolg sein kann. Tatsächlich sind die X-Akten zusammen mit Mulder & Scully heute fester Bestandteil der Pop-Kultur und werden immer mal gerne in anderen Serien zitiert.
Die Serie war aber auch deshalb ein Erfolg, weil Chris Carter und die Autoren durchaus mit Fingerspitzengefühl vorgegangen sind. Ein Universum der Verschwörungen muss in sich logisch bleiben und das Team um Chris Carter hat da ganze Arbeit geleistet. Immer wieder lustig, wenn mal wieder am Ende einer Episode Mulder völlig ohne Beweise da steht – auch wenn der Zuschauer eigentlich meint das Unheimliche oder Mysteriöse in der Episode mit eigenen Augen gesehen zu haben. Die Wahrheit ist irgendwo da draußen!
Platz 9: Deadwood
Nanu, eine Western-Serie? Ich bin ja kein bekennender Western-Fan, aber die HBO-Produktion ‚Deadwood’ hat mich ziemlich aus den Socken geschossen. Was ist das Besondere an Deadwood? Als erstes einmal der Stil: Das ist kein Hochglanz-Western mit John Wayne und Konsorten, auch keiner dieser heroisch überspitzten Italo-Western à la Clint Eastwood. Das ist einfach ein dreckiger, wenig beschönigender Blick auf einen Rand der Zivilisation. Historische Persönlichkeiten treten auch gerne mal auf, aber insgesamt will Deadwood nicht historisch akkurat, sondern eher typisch sein. Wer Gewalt und Sexualität nicht ab kann, wird hier einige Male feste die Äuglein zu drücken müssen. Im Endeffekt eine herrliche Drama-Serie mit einem Ian McShane, der den rauhen Sallon-Besitzer Al Swearengen wie eine Naturgewalt spielt.
Platz 8 Firefly – Der Aufbruch der Serenity
Hatte ich schon erwähnt dass Joss Whedon ein Magier ist? Mit Firefly schuf er eine Serie die nach bereits einer Staffel abgesetzt wurde und trotzdem heute noch eine der größten Fangemeinden überhaupt besitzt (erst letztes Jahr kam das Firefly-Brettspiel heraus – 12 Jahre nach dem Ende der Serie!). Firefly erzählt die Geschichte eines Weltraum-Transporters und dessen Crew, die sich am Rande des zivilisierten Universums mehr Recht als Schlecht mit diversen zwielichtigen Aufträgen über Wasser halten. Wer jetzt ‚Han Solo’ denkt liegt nicht ganz falsch.
Bis auf die Tatsache dass das Firefly-Universum in meinen Augen noch etwas cooler ist als das Star Wars-Universum. Es gab Leute, die störten sich daran dass manche Planeten zu sehr nach Western aussehen. Ich frage mich: „Wie denn sonst?“. Das Setting beschreibt eine Menschheit, die sich immer weiter in die Galaxie ausbreitet. Im Zentrum beherrscht von einer zwielichtigen Staatsmacht, der Allianz, von außen bedroht von barbarischen Mutanten, den sogenannten Reavers. Die Randwelten führen einen Unabhängigkeitskrieg gegen die Allianz, ähnlich den amerikanischen Sezessionskriegen. Ganz weit draußen existieren nur dünn besiedelte Welten, technologisch von der Allianz im Stich gelassen – Da ist es nur logisch dass es dort ein wenig nach Western aussieht und nicht jeder mit einer Laserpistole herumläuft.
Firefly hat tolle Skripte, bunte Hauptfiguren und immer wieder eine neue Idee parat, wenn man sich als Zuschauer schon sicher fühlte. Ein Kritiker hatte das einmal wunderbar umrissen: „Firefly bringt Schmutz, Schmerz, Leidenschaft und Liebe in die SF“. Die Serie wurde einigermaßen anständig mit einem ebenfalls sehr empfehlenswerten Kinofilm (Serenity – Flucht in neue Welten) abgeschlossen.
Platz 7: Lost
J.J. Abrams, Jeffrey Lieber und Damon Lindelof haben 2004 eine TV-Serie in die heimischen Wohnstuben gebracht, die es davor und danach in dieser Form nicht mehr gab. Vergessen wir mal den Schluss der Serie – es gab wirklich niemanden, der mit der finalen Auflösung wirklich zufrieden war – sondern konzentrieren wir uns auf die fünfeinhalb Staffeln davor: Ein Flugzeug stürzt auf einer Insel ab und bald müssen die Überlebenden erfahren, dass hier gewisse Regeln der Realität nicht zu gelten scheinen. Diese Serie häppchenweise in einem TV-Sender zu sehen, muss ganz schön anstrengend, verwirrend und ermüdend gewesen sein. Jetzt auf DVD oder zum Download ist das aber ein Erlebnis, dass man kein zweites Mal bekommt. Ich hatte noch nie derart viele WTF!-Momente wie in dieser Serie. Dazu kommt, dass die Serie mit einer Professionalität produziert wurde, die bis heute ihresgleichen sucht. Das fängt bereits mit dem DVD-Menü an, das bereits eine wunderbar kribbelnde Atmosphäre zaubert. Die Settings in dieser Serie sind die coolsten, die ich je gesehen habe – inklusive Kino. Lehnt Euch zurück, ergötzt Euch an den Geheimnissen (tut mir leid um jeden, der dass nicht kann) und genießt die Fahrt!
Platz 6: Breaking Bad
Wenn man heute von Drama-Verlierer-Komödien spricht, dann kommt man meistens nicht umhin die Serie ‚Breaking Bad’ zu erwähnen. Schicksalsschläge und ein wenig zu viel kriminelle Energie führen den eher biederen Walter White auf die krumme Bahn. Schwarzer und trockenster Humor begleitet die Hauptfiguren durch eine äußerst kantige und bissige Drama-Story die einen packt und erst wieder loslässt wenn man alle 5 Staffeln durchgesehen hat (inklusive einem sehr zufriedenstellen Ende). Wirklich bewundernswert ist die Geschwindigkeit (bzw. das Fehlen derselben) mit der die Geschichte erzählt wird. Wie bei den größten Filmemachern auch, lässt sich Breaking Bad einfach mal Zeit um eine Szene wirken zu lassen. Ein Genuss.
Platz 5: Game of Thrones
Die deutschen Taschenbuch-Ausgaben mit dem lila Buchrücken von 1997 stehen bei mir noch im Regal. Kaum zu glauben, dass es jetzt 17 Jahre her ist, als George R. R. Martin seinen ersten Band zu einer der erfolgreichsten Buchserien überhaupt veröffentlichte. Ich glaube es war 2010, als HBO verlauten lies, man wolle eine TV-Serie zum Fantasy-Epos ‚Game of Thrones’ machen und meine ersten Gedanken waren: „Geht das überhaupt?“ und „Wenn es jemand schafft das umzusetzen, dann HBO!“.
Und HBO hat nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Das „Lied von Eis und Feuer“ ist bisher noch nicht vollständig, gehört aber jetzt schon zu den besten Fantasy-Buchreihen überhaupt. Martin hat hier vollständig auf irgendwelche Parallelen zu den ausgetretenen HdR-Pfaden verzichtet und präsentiert eine explosive Mischung aus den Rosenkriegen, der Artus-Sage und geringfügigen Fantasy-Elementen wie Zauberei, Drachen, Untoten und geheimnisvollen Göttern. Das alleine wäre schon ganz nett, aber so richtig zum Hammer wird die Geschichte durch die Intrigen und einem unglaublichen Body-Count, der dem entgeisterten Zuschauer ständig die Bezugspersonen raubt. Die Serie hat eine tolle Cast und schafft es auch irgendwie die dutzende von Hauptcharakteren unter einen Hut zu bringen. Schon wenn man den Trailer zu jeder Episode ansieht, merkt man mit wie viel Liebe und Hingabe diese Serie gemacht wurde. Allererste Sahne!
Platz 4: The Walking Dead
Lust auf einen Schlag in die Magengrube? Die Serie teilt schön aus. Basierend auf dem gleichnamigen Comic, wird eine Zombie-Geschichte erzählt, die ein Dutzend Flüchtlinge auf ihrem düsteren Weg durch Zombie-verseuchtes Gebiet begleitet. Es gibt ein paar Knallchargen, die der Serie Längen vorwerfen – meine Empfehlung für diejenigen ist z.B. Transformers, da gibt es dumpfe, endlose Action ohne Sinn, Verstand und Atmosphäre bis zum Abwinken. Denn komischerweise hat ‚The Walking Dead’ von Sinn, Verstand und Atmosphäre eine ganze Menge – mehr als man von einer Zombie-Serie erwarten könnte. Die Serie ist jetzt bei mir auch wieder Spitzenreiter in der „Serie mit der schlimmsten Entscheidung die je ein Charakter fällen musste“-Liste. So bitter, so düster, so trotzig, so hoffungsvoll.
Platz 3: Battlestar Galactica
Wenn wir hier schon von bitter und düster reden: Bereits die Original-Galactica-Serie hatte wohl den heftigsten Hintergrund-Plot überhaupt: Die Vernichtung der gesamten Menschheit, bzw. die Flucht der Menschheit davor. Das machte auch schon das Original zu einer starken Serie – zumindest am Anfang, dann wurde es nur noch lächerlich.
Diesen Fehler, die Serie durch unfähige Zylonen, Plüsch-Hunderoboter oder einen total übergeschnappten Baltar in die Lächerlichkeit zu ziehen, machte der Reboot von 2004 nicht. Tatsächlich überraschte die Serie durch ungemein starke Drehbücher, die, für manch einen Fan der alten Serie wohl überraschend, sehr erwachsene oder gar politische Themen behandeln. Da ging es plötzlich um Freiheit, Religion, Verantwortung und den Sinn des Lebens. Und natürlich geht es oft auch um die Flucht, das Rätsel der Zylonen und das nackte Überleben. Auch diese Serie wurde mit einer Hingabe und Akribie erstellt wie kaum eine zweite. Toller Soundtrack, tolle Kamera, tolle Tricktechnik, tolle Schauspieler (allen voran Edward James Olmos, Mary McDonnell, Katee Sackhoff und James Callis), tolle Stories.
Platz 2: Doctor Who
Wenn man schon so viele Serien geschaut hat wie ich, dann freut man sich über jede Serie, die einem frische Ideen präsentiert. Und Doctor Who liefert die abgefahrensten Ideen beinahe im Sekundentakt. Insgesamt ist Doctor Who die längste Fernsehserie der Welt – die erste Folge lief 1963 (!) – aber ich beziehe mich hier nur auf den Reboot der 2005 gestartet wurde und mittlerweile 7 Staffeln zählt.
Der Doctor ist ein beinahe unsterblicher Timelord, der mit seiner unendlich großen Zeitmaschine TARDIS Raum- und Zeit durchreist. Damit ihm dabei nicht langweilig wird, nimmt er fast immer Begleiter mit (in den neuen Staffeln nur weiblicher Art) wenn er mal wieder das gesamte Universum oder einfach nur die Menschheit rettet. Die Serie ist dabei irgendeine Mischung aus den Marx Brothers und dem ‚Hitchhikers Guide to the Galaxy’, nur, wie der erstaunte Zuschauer dann meistens feststellen muss, noch abgedrehter. Ich liebe diese Mischung aus völliger Over-The-Top-Dramatik und absolut nerdigem Trash. Dazu kommt noch, dass die BBC mittlerweile ein Produktionsdesign besitzt, dass sich vor Kinoproduktionen nicht verstecken muss und meistens sogar ideenreicher ist.
Platz 1: Twin Peaks
Ich könnte jetzt auch sagen: „Was sonst?“. Es ist nur so, dass in Deutschland vergleichsweise wenige diese Serie kennen, die eigentlich das amerikanische Fernsehen revolutioniert hat. Vielleicht erkennen viele das Musik-Thema von Angelo Badalamenti, der dafür den Grammy gewann – aber das war es auch schon.
Die Serie wurde von David Lynch und Mark Frost entwickelt und erzählt die Geschichte um die FBI-Ermittlungen zur Ermordung von Laura Palmer. Die Serie erschuf eigenhändig das brandneue Genre ‚Mystery’ und die erste Staffel kann man getrost als einflussreichste TV-Staffel überhaupt ansehen. Wie in seinen Filmen auch, gelingt es Lynch ein ums andere Mal alleine durch Kameraeinstellung und Sounddesign beim Zuschauer völlig überraschende Emotionen auszulösen, die meist bedrohlich oder surreal wirken. Dieses Stilelement wird ausgiebig in den Szenen eingesetzt, bei denen der Plot eindeutig die Realität verlässt und beim Zuschauer einen interessanten Zustand der Verwirrung hinterlässt. Doch auch zwischen diesen seltsamen Szenen weiß Twin Peaks zu überzeugen. Da gibt es typische Elemente aus Seifenopern, gemischt mit Slapstick-Einlagen und Szenen die einfach nur zum Kugeln sind. Leider drängte der Sender darauf, dass der Mörder von Laura Palmer aufgelöst wird – etwas das Mark Frost und David Lynch eigentlich nie wollten – und sorgte dafür, dass die zweite Staffel etwas schwächer ausfiel. Zudem war auch der Kinofilm ‚Twin Peaks – Fire Walk With Me’ nicht gerade gelungen. Das ändert jedoch nichts daran, dass die erste Staffel von Twin Peaks ein Meilenstein der TV-Geschichte ist und eigentlich von jedem, der sich als Serienjunkie bezeichnet, gesehen werden sollte.
Noch ein paar Sätze zu Euren Tipps, bzw. Serien die nicht in meiner Top50 sind: Ja, richtig geraten, ‚Lost’, ‚Breaking Bad’ und ‚Doctor Who’ waren Treffer.
‚The Mentalist’ schaue ich auch gerne, schaffte es aber zusammen mit ähnlich unterhaltsamen Serien wie ‚The Closer’ oder ‚Life’ nicht in die Top50. Irgendwo in meinen Top100. ‚Person of Interest’ war auch ganz gut, aber IMHO auch kein Top50-Material.
‚King of Queens’, ‚Suits’ und ‚Criminal Minds’ habe ich noch nicht angeschaut. Vielleicht demnächst mal.
‚Mad Men’ und ‚Supernatural’ sind zwei Serien, die ich nach jeweils drei Staffeln aufgehört habe zu schauen. ‚Mad Men’ hatte mir zu wenig zu erzählen und auch zu wenig Drama. ‚Supernatural’ hat in meinen Augen einen dicken Fehler: Das ist eine Teenager-Serie, und bei Teenager-Serien (oder Filmen) ist es meistens egal ob das Setting überhaupt einen Sinn macht. Ich persönlich kann es nicht ertragen wenn die Hintergrundwelt in sich nicht logisch ist, also flog die ansonsten gut gemachte Serie aus dem Player.
Beinahe in meine Top50 kamen noch ‚Dr. House’, ‚Futurama’, ‚Nurse Jackie’, ‚Babylon 5’, ‚Boston Legal’, ‚Braquo’, ‚Stromberg’, ‚Die Brücke – Transit in den Tod’, ‚Californication’, ‚Defiance’, ‚Entourage’, ‚Eureka’, ‚Warehouse 13’, ‚Homeland’, ‚Strike Back’, ‚Parks and Recreation’, ‚Pushing Daisies’, ‚ReGenesis’, ‚Raumpatrouille Orion’, ‚Red Dwarf’, ‚Ripper Street’, ‚Smallville’, ‚The Wire’, ‚Sopranos’, ‚Sarah Connor Chronicles’, ‚The West Wing’ – alles auch schöne Serien.