- Mitglied seit
- 2013
- Beiträge
- 82
Meine arme Freundin. Seit Jahren erfolgt die Wahl des Urlaubsortes nach einem klaren Kriterium: Irgendwo in der Nähe muss es die Möglichkeit zum gepflegten Coastern geben. Ich bin mir sicher, einige von Euch kennen diese Problematik – entweder als Leidtragender oder als Verursacher...
Vor wenigen Jahren noch hätten wir Istanbul unter diesen Gesichtspunkten noch gemieden. Erst 2013 realisierte die ANM Group International aus den Emiraten den ersten Freizeitpark der Türkei. Eigentlich noch kein Grund, in Begeisterungsstürme auszubrechen – schließlich brauchen Parks doch in der Regel ein paar Jahre zum „Reifen“ und um ihr Potenzial zu entfalten. Das Vialand in Istanbul lockt jedoch bereits jetzt mit einem Intamin-Launcher und gleich vier Darkrides - und das Online-Reisebüro lockte mit einem unglaublich günstigen Angebot für ein verlängertes Wochenende am Bosperus. So ging es also auf für uns nach Istanbul – und zum Achterbahnfahren an der Grenze zweier Kontinente.
Anders als einige bekanntere Stadtparks – zum Beispiel Liseberg in Göteborg oder der Tivoli in Copenhagen – ist das Vialand nicht zentral in der City gelegen, sondern ein ganzes Stück außerhalb. Man findet es in der Nähe der muslimischen Wallfahrtstätte Eyüp, also in einer Gegend, in die sich recht wenige westliche Touristen verirren. Da passt es ins Bild, dass wir bei unserem Aufenthalt im Park praktisch gar nicht auf Besucher aus anderen europäischen Ländern trafen – neben „Einheimischen“ waren vor allem einige arabische Familien zu Gast, die einen Parkbesuch vermutlich mit einer Pilgerfahrt zum Grabmal von Abu Eyup verbanden. Für viele sicherlich der erste Parkbesuch überhaupt – und für uns die Gelegenheit, ein Park genau unter die Lupe zu nehmen, über den hier bisher noch nicht allzu viel berichtet wurde.
Erster Eindruck und Thematisierung
Der erste Eindruck war ein etwas befremdlicher. Denn ähnlich wie bei vielen Istanbuler Publikumsmagneten stand auch hier der Gang durch die Sicherheitsschleusen an. Ob sich das auf das subjektive Sicherheitsempfinden eher positiv oder negativ auswirkt, kann ich gar nicht beurteilen. Soviel jedoch vorweg: Uns ist bei unserem Besuch nichts passiert und wir erfreuen uns weiterhin bester Gesundheit
Das Wort „Mainstreet“ erhält im Vialand eine ganz neue Bedeutung, denn der Eintritt zum eigentlichen Park führt durch die Vialand Mall, einem der unzähligen Einkaufszentren in Istanbul. Diese ist recht ansprechend gestaltet - auf alle Fälle schöner als die austauschbaren Konsumtempel, die in unseren Breiten im Moment wie Pilze aus dem Boden schießen. Angekommen am Parkeingang begrüßt uns ein durchaus imposantes Schloss im osmanischen Stil – und wenn man pünktlich zur Parköffnung da ist, auch noch eine nette Tanzformation.
Auf jeden Fall ein toller erster Eindruck - den die übrige Parkgestaltung bestätigen kann. Der Park ist auf einer Anhöhe gelegen, die einen großartigen Panorama-Blick auf den nördlichen Teil Istanbuls gewährt. Meine Bedenken, das Vialand könnte als neuer Park ein wenig steril und seelenlos daherkommen, erwiesen sich als unbegründet: Nicht nur die Aufmachung der einzelnen Attraktionen, sondern auch die Ästhetik der Themenbereiche befindet sich auf durchweg hohen Niveau. Der Bereich „Efsandeler Dünyasi“ nimmt uns mit auf eine Reise ins Mittelalter, „Macera Dünyasi“ präsentiert sich maritim und exotisch, „Oyuh Dünyasi“ kommt quietschbunt und ansprechend für die Kleinsten daher.
Optisch konnte uns der Park also schon einmal überzeugen. Höchste Zeit, das Attraktionsangebot auf den Prüfstand zu stellen.
Nefeskesen – Launch Coaster – Intamin
55 Meter, 110 km/h, 2 Inversionen – durchaus ansprechende Werte für eine Achterbahn in einem eher kleinen Park. Wer schon einmal in Mirabilandia war, wird sich beim Anblick von Nefeskesen (zu Deutsch etwa: atemberaubend) sofort an iSpeed erinnert fühlen. Das Design der Station und der Züge fällt thematisch vom übrigen Park etwas ab – und gleicht im Wesentlichen dem des Launchers von der Adriaküste. Mit einem Unterschied: im Gegensatz zu iSpeed verzichtet Nefeskesen auf Schulterbügel. Ein Echter Segen. Denn so machen der fliegende Start, der Tophat mit Hammer-Aussicht, der intensive Immelmann, der Airtime-Hügel mit schönen negativen G-Kräften sowie der Inline-Twist gleich doppelt so viel Spaß. Das rüttelfreie Fahrgefühl tut sein Übriges. Nefeskesen ist in jeglicher Hinsicht eine großartige Bahn. Wer sich jetzt von der eher geringen Länge (660 Meter) den Spaß verderben lässt, der bewertet auch Bücher nach der Anzahl ihrer Seiten.
8 von 10 Punkten
Maceraperest – Custom Family Coaster – Intamin
Wo wir schon gerade so munter am Vergleichen waren: Beim ersten Anblick von Maceraperest (zu Deutsch: Abenteurer) hatte ich für einen Moment an eine Schwarzkopf gedacht. Zumindest deuten das eher einfach Schienensystem sowie der Reibradantrieb darauf hin. Doch weit gefehlt: Auch Maceraperest ist Teil des offensichtlich ziemlich fetten Deals, den die Vialand-Betreiber mit Intamin abgeschlossen haben. Auch hier sind die Werte für einen Family Coaster sehr ordentlich: 30 Meter hoch ist die Bahn und fährt 80 km/h in der Spitze. Klar ist Maceraperest keine Thrillmaschine, macht aber dennoch richtig Laune und punktet mit zwei schönen Helices und ein wenig Airtime auf den hinteren Plätzen.
6 von 10 Punkten
Fatih’in Rüyasi – Tow Boat Ride – Intamin
Unser erster Darkride des Tages ist in einer aufwendigen Festungs-Fassade untergebracht, die das Interieur komplett umschließen. Hier blitzt also nirgendwo ein hässliches „Backstage“ Show Building hervor. Fatih’in Rüyasi ist aber noch in einer anderen Hinsicht absolut vorbildlich: Für weniger als 2 Euro kann sich der ausländische Tourist einen Audio-Guide ausleihen, um an der Geschichte Teil haben zu können. Wie schön wäre es, wenn das Schule macht! Ohne unseren elektronischen Freund hätten wir die tolle Pre-Show, die mit einer Mischung aus Projektion und Animatronics die Historie von Insanbul und ihren Sehenswürdigkeiten erzählt, wohl kaum genießen können. Auch während des eigentlichen Rides, der die Eroberung Konstantinopels erlebbar macht, übersetzt der Audio-Guide alle gesprochenen Inhalte. Insgesamt ein sehr guter Darkride! Es dürfte gerne wesentlich mehr Attraktionen geben, die einen historischen oder wissenschaftlichen Kontext haben und den Passagier nicht nur mit Glückshormonen, sondern auch mit neuem Hirnschmalz aussteigen lassen.
8 von 10 Punkten
Zindan – Dark Ride – ETF Ride Systems
Wirklich gruselige Geisterbahnen sind selten – im besten Fall bieten sie einen vergnüglich-morbiden Charme und vielleicht ein paar Cheap Thrills. Zindan geht da andere Wege und präsentiert einen wahren Schock-Parcours. Die meiste Zeit fahren die Chaisen durch komplette Dunkelheit. Diese wird stets nur für wenige Sekunden unterbrochen, um die schaurig-schönen Animatronics made in BaWü (von der Firma Heimotion) zu enthüllen. Diese zeigen ganz besonders fiese, hässliche und unheimliche Geister, Monster und Szenen – die sich auch mal zu waschechten Jump Scares hinreißen lassen. Für mich spielt Zindan europaweit in der ersten Liga, was klassische Geisterbahnen anbelangt. Könnte auch daran liegen, dass es in den letzten Jahren meiner Kenntnis nach kaum größere Installationen dieses Attraktionstyps gegeben hat.
8 von 10 Punkten
Safari Tüneli – Interactive Dark Ride – EFT Ride Systems
Auch für diesen Dark Ride zeichnet die niederländische Firma EFT verantwortlich – P&P Projects (ebenfalls Holländer) waren für die Animatronics zuständig, Alterface aus Belgien setzten die multimedialen Inhalte um. Herausgekommen ist ein netter Shooter, der von der Konzeption stark an Mouse au Chocolat im Phantasialand erinnert – wenn auch in einem völlig anderen thematischen Kontext. Wie im Brühler Pendant geht es hier von Screen zu Screen, um in 3D-Szenen hemmungslos drauflos zu ballern. Was mir gefallen hat: Auch zwischen den Screens gab es, ähnlich wie in Abenteuer Atlantis, die Möglichkeit auf „reale“ Ziele zu schießen. Auf diese Weise entsteht ein sehr flüssiges Spielerlebnis.
7 von 10 Punkten
Minik Ka?ifler – Slow Boat Ride - Intamin
Mit „Small Worlds“ und deren Derivaten ist es wie mit den Simpsons oder der 90er Jahre-Serie Dinosaurs: Von vielen werden sie als Kinderkram abgetan - dabei erschließen sich die vielen Anspielungen und das Spiel mit Klischees doch erst einem erwachsenen Publikum. Wie beim Original geht es bei Minik Ka?ifler („Kleine Entdecker“) im Bötchen einmal um die Welt – mit einem Soundtrack irgendwo zwischen Ohrwurm und Ohrblut. Und natürlich dreht sich auch hier die deutsche Szene rund um Bier, Trachten und Lederhosen. Immerhin ist aber auch ein Nordseematrose dabei, der ein wenig an Käpt’n Iglo erinnert. Die äußere Gestaltung ist die wohl magerste im ganzen Park - genau wie beim sehr ähnlichen Carnival Festival im sonst so thematisierungsstarken Efteling. Dafür kann das Interieur voll überzeugen und erreicht durchaus die Klasse seiner Disney-Vorbilder. Allerdings ist Minik Ka?ifler deutlich kürzer – was schade ist.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Was es sonst noch gibt
Zu den weiteren Hauptattraktionen gehören der herrlich thematisierte und unfassbar nasse Spillwater „Viking“ (Intamin), ein Rapids Ride mit ordentlich Spin (“Ç?lg?n Nehir”, ebenfalls Intamin), der ungewöhnliche, größtenteils eingehauste Freefall Tower „Adalet Kulesi“ von Far Fabbri sowie der Zierer Star Shape „360“, der sich leider nicht so recht in seinen Themenbereich einfügen will. Außerdem zählen zwei 3D-Kinos mit den bekannten Figuren Dora und Spongebob zum Portfolio und komplettieren das ungewöhnliche große Indoor-Angebot. Achso, einen Wurm-Coaster gibt es auch noch – für den, der unbedingt jeden Count mitnehmen muss.
Fazit
Außergewöhnliche Lage, gute Thematisierung, eine positive Atmosphäre und nicht zuletzt eine schöne Auswahl an Attraktionen – und das für umgerechnet knapp 28 Euro Eintritt: Man muss im Vialand schon lange nach dem Haar in der Suppe suchen. Apropos Suppe: das gastronomische Angebot ist vor allem im angrenzenden Mall ausgezeichnet. Für ein schönes Grillsteak mit Beilage haben wir weniger als 6 Euro bezahlt. In einigen Reviews wurden die vielen lauten und tobenden Kinder in den Warteschlangen kritisiert. Ich kann das bestätigen – und wenn man mich fragt, machen die Kids dabei alles richtig. Meine Güte, wir sind hier in einem Freizeitpark und nicht auf dem Bauverwaltungsamt! Ist doch schön, wenn man den Gästen die Begeisterung anmerkt.
Man könnte jetzt anmerken, dass bei normalem Andrang die Hauptattraktionen in rund vier Stunden zu schaffen sind. Wer aber in einer pulsierenden Metropole wie Istanbul mit der anderen Tageshälfte nichts anzufangen weiß, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Natürlich gibt es Steigerungspotenziale in bestimmten Segmenten, vor allem im Mid-Thrill-Bereich. Toll wäre ein weiterer Coaster, der von der Intensität irgendwo zwischen Nefeskesen und Mecaraperest angesiedelt ist.
So oder so hat der Park uns sehr positiv überrascht. Ob das Vialand allein schon ein Grund für einen Trip in Istanbul ist, sei dahingestellt – auf jeden Fall ist es einer der vielen guten Gründe, diese faszinierende Stadt zu besuchen. Zumindest haben keine Coasterfriends jetzt keine Ausrede mehr, wenn die Freundin hin will
Vor wenigen Jahren noch hätten wir Istanbul unter diesen Gesichtspunkten noch gemieden. Erst 2013 realisierte die ANM Group International aus den Emiraten den ersten Freizeitpark der Türkei. Eigentlich noch kein Grund, in Begeisterungsstürme auszubrechen – schließlich brauchen Parks doch in der Regel ein paar Jahre zum „Reifen“ und um ihr Potenzial zu entfalten. Das Vialand in Istanbul lockt jedoch bereits jetzt mit einem Intamin-Launcher und gleich vier Darkrides - und das Online-Reisebüro lockte mit einem unglaublich günstigen Angebot für ein verlängertes Wochenende am Bosperus. So ging es also auf für uns nach Istanbul – und zum Achterbahnfahren an der Grenze zweier Kontinente.
Anders als einige bekanntere Stadtparks – zum Beispiel Liseberg in Göteborg oder der Tivoli in Copenhagen – ist das Vialand nicht zentral in der City gelegen, sondern ein ganzes Stück außerhalb. Man findet es in der Nähe der muslimischen Wallfahrtstätte Eyüp, also in einer Gegend, in die sich recht wenige westliche Touristen verirren. Da passt es ins Bild, dass wir bei unserem Aufenthalt im Park praktisch gar nicht auf Besucher aus anderen europäischen Ländern trafen – neben „Einheimischen“ waren vor allem einige arabische Familien zu Gast, die einen Parkbesuch vermutlich mit einer Pilgerfahrt zum Grabmal von Abu Eyup verbanden. Für viele sicherlich der erste Parkbesuch überhaupt – und für uns die Gelegenheit, ein Park genau unter die Lupe zu nehmen, über den hier bisher noch nicht allzu viel berichtet wurde.
Erster Eindruck und Thematisierung
Der erste Eindruck war ein etwas befremdlicher. Denn ähnlich wie bei vielen Istanbuler Publikumsmagneten stand auch hier der Gang durch die Sicherheitsschleusen an. Ob sich das auf das subjektive Sicherheitsempfinden eher positiv oder negativ auswirkt, kann ich gar nicht beurteilen. Soviel jedoch vorweg: Uns ist bei unserem Besuch nichts passiert und wir erfreuen uns weiterhin bester Gesundheit
Das Wort „Mainstreet“ erhält im Vialand eine ganz neue Bedeutung, denn der Eintritt zum eigentlichen Park führt durch die Vialand Mall, einem der unzähligen Einkaufszentren in Istanbul. Diese ist recht ansprechend gestaltet - auf alle Fälle schöner als die austauschbaren Konsumtempel, die in unseren Breiten im Moment wie Pilze aus dem Boden schießen. Angekommen am Parkeingang begrüßt uns ein durchaus imposantes Schloss im osmanischen Stil – und wenn man pünktlich zur Parköffnung da ist, auch noch eine nette Tanzformation.
Auf jeden Fall ein toller erster Eindruck - den die übrige Parkgestaltung bestätigen kann. Der Park ist auf einer Anhöhe gelegen, die einen großartigen Panorama-Blick auf den nördlichen Teil Istanbuls gewährt. Meine Bedenken, das Vialand könnte als neuer Park ein wenig steril und seelenlos daherkommen, erwiesen sich als unbegründet: Nicht nur die Aufmachung der einzelnen Attraktionen, sondern auch die Ästhetik der Themenbereiche befindet sich auf durchweg hohen Niveau. Der Bereich „Efsandeler Dünyasi“ nimmt uns mit auf eine Reise ins Mittelalter, „Macera Dünyasi“ präsentiert sich maritim und exotisch, „Oyuh Dünyasi“ kommt quietschbunt und ansprechend für die Kleinsten daher.
Optisch konnte uns der Park also schon einmal überzeugen. Höchste Zeit, das Attraktionsangebot auf den Prüfstand zu stellen.
Nefeskesen – Launch Coaster – Intamin
55 Meter, 110 km/h, 2 Inversionen – durchaus ansprechende Werte für eine Achterbahn in einem eher kleinen Park. Wer schon einmal in Mirabilandia war, wird sich beim Anblick von Nefeskesen (zu Deutsch etwa: atemberaubend) sofort an iSpeed erinnert fühlen. Das Design der Station und der Züge fällt thematisch vom übrigen Park etwas ab – und gleicht im Wesentlichen dem des Launchers von der Adriaküste. Mit einem Unterschied: im Gegensatz zu iSpeed verzichtet Nefeskesen auf Schulterbügel. Ein Echter Segen. Denn so machen der fliegende Start, der Tophat mit Hammer-Aussicht, der intensive Immelmann, der Airtime-Hügel mit schönen negativen G-Kräften sowie der Inline-Twist gleich doppelt so viel Spaß. Das rüttelfreie Fahrgefühl tut sein Übriges. Nefeskesen ist in jeglicher Hinsicht eine großartige Bahn. Wer sich jetzt von der eher geringen Länge (660 Meter) den Spaß verderben lässt, der bewertet auch Bücher nach der Anzahl ihrer Seiten.
8 von 10 Punkten
Maceraperest – Custom Family Coaster – Intamin
Wo wir schon gerade so munter am Vergleichen waren: Beim ersten Anblick von Maceraperest (zu Deutsch: Abenteurer) hatte ich für einen Moment an eine Schwarzkopf gedacht. Zumindest deuten das eher einfach Schienensystem sowie der Reibradantrieb darauf hin. Doch weit gefehlt: Auch Maceraperest ist Teil des offensichtlich ziemlich fetten Deals, den die Vialand-Betreiber mit Intamin abgeschlossen haben. Auch hier sind die Werte für einen Family Coaster sehr ordentlich: 30 Meter hoch ist die Bahn und fährt 80 km/h in der Spitze. Klar ist Maceraperest keine Thrillmaschine, macht aber dennoch richtig Laune und punktet mit zwei schönen Helices und ein wenig Airtime auf den hinteren Plätzen.
6 von 10 Punkten
Fatih’in Rüyasi – Tow Boat Ride – Intamin
Unser erster Darkride des Tages ist in einer aufwendigen Festungs-Fassade untergebracht, die das Interieur komplett umschließen. Hier blitzt also nirgendwo ein hässliches „Backstage“ Show Building hervor. Fatih’in Rüyasi ist aber noch in einer anderen Hinsicht absolut vorbildlich: Für weniger als 2 Euro kann sich der ausländische Tourist einen Audio-Guide ausleihen, um an der Geschichte Teil haben zu können. Wie schön wäre es, wenn das Schule macht! Ohne unseren elektronischen Freund hätten wir die tolle Pre-Show, die mit einer Mischung aus Projektion und Animatronics die Historie von Insanbul und ihren Sehenswürdigkeiten erzählt, wohl kaum genießen können. Auch während des eigentlichen Rides, der die Eroberung Konstantinopels erlebbar macht, übersetzt der Audio-Guide alle gesprochenen Inhalte. Insgesamt ein sehr guter Darkride! Es dürfte gerne wesentlich mehr Attraktionen geben, die einen historischen oder wissenschaftlichen Kontext haben und den Passagier nicht nur mit Glückshormonen, sondern auch mit neuem Hirnschmalz aussteigen lassen.
8 von 10 Punkten
Zindan – Dark Ride – ETF Ride Systems
Wirklich gruselige Geisterbahnen sind selten – im besten Fall bieten sie einen vergnüglich-morbiden Charme und vielleicht ein paar Cheap Thrills. Zindan geht da andere Wege und präsentiert einen wahren Schock-Parcours. Die meiste Zeit fahren die Chaisen durch komplette Dunkelheit. Diese wird stets nur für wenige Sekunden unterbrochen, um die schaurig-schönen Animatronics made in BaWü (von der Firma Heimotion) zu enthüllen. Diese zeigen ganz besonders fiese, hässliche und unheimliche Geister, Monster und Szenen – die sich auch mal zu waschechten Jump Scares hinreißen lassen. Für mich spielt Zindan europaweit in der ersten Liga, was klassische Geisterbahnen anbelangt. Könnte auch daran liegen, dass es in den letzten Jahren meiner Kenntnis nach kaum größere Installationen dieses Attraktionstyps gegeben hat.
8 von 10 Punkten
Safari Tüneli – Interactive Dark Ride – EFT Ride Systems
Auch für diesen Dark Ride zeichnet die niederländische Firma EFT verantwortlich – P&P Projects (ebenfalls Holländer) waren für die Animatronics zuständig, Alterface aus Belgien setzten die multimedialen Inhalte um. Herausgekommen ist ein netter Shooter, der von der Konzeption stark an Mouse au Chocolat im Phantasialand erinnert – wenn auch in einem völlig anderen thematischen Kontext. Wie im Brühler Pendant geht es hier von Screen zu Screen, um in 3D-Szenen hemmungslos drauflos zu ballern. Was mir gefallen hat: Auch zwischen den Screens gab es, ähnlich wie in Abenteuer Atlantis, die Möglichkeit auf „reale“ Ziele zu schießen. Auf diese Weise entsteht ein sehr flüssiges Spielerlebnis.
7 von 10 Punkten
Minik Ka?ifler – Slow Boat Ride - Intamin
Mit „Small Worlds“ und deren Derivaten ist es wie mit den Simpsons oder der 90er Jahre-Serie Dinosaurs: Von vielen werden sie als Kinderkram abgetan - dabei erschließen sich die vielen Anspielungen und das Spiel mit Klischees doch erst einem erwachsenen Publikum. Wie beim Original geht es bei Minik Ka?ifler („Kleine Entdecker“) im Bötchen einmal um die Welt – mit einem Soundtrack irgendwo zwischen Ohrwurm und Ohrblut. Und natürlich dreht sich auch hier die deutsche Szene rund um Bier, Trachten und Lederhosen. Immerhin ist aber auch ein Nordseematrose dabei, der ein wenig an Käpt’n Iglo erinnert. Die äußere Gestaltung ist die wohl magerste im ganzen Park - genau wie beim sehr ähnlichen Carnival Festival im sonst so thematisierungsstarken Efteling. Dafür kann das Interieur voll überzeugen und erreicht durchaus die Klasse seiner Disney-Vorbilder. Allerdings ist Minik Ka?ifler deutlich kürzer – was schade ist.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Was es sonst noch gibt
Zu den weiteren Hauptattraktionen gehören der herrlich thematisierte und unfassbar nasse Spillwater „Viking“ (Intamin), ein Rapids Ride mit ordentlich Spin (“Ç?lg?n Nehir”, ebenfalls Intamin), der ungewöhnliche, größtenteils eingehauste Freefall Tower „Adalet Kulesi“ von Far Fabbri sowie der Zierer Star Shape „360“, der sich leider nicht so recht in seinen Themenbereich einfügen will. Außerdem zählen zwei 3D-Kinos mit den bekannten Figuren Dora und Spongebob zum Portfolio und komplettieren das ungewöhnliche große Indoor-Angebot. Achso, einen Wurm-Coaster gibt es auch noch – für den, der unbedingt jeden Count mitnehmen muss.
Fazit
Außergewöhnliche Lage, gute Thematisierung, eine positive Atmosphäre und nicht zuletzt eine schöne Auswahl an Attraktionen – und das für umgerechnet knapp 28 Euro Eintritt: Man muss im Vialand schon lange nach dem Haar in der Suppe suchen. Apropos Suppe: das gastronomische Angebot ist vor allem im angrenzenden Mall ausgezeichnet. Für ein schönes Grillsteak mit Beilage haben wir weniger als 6 Euro bezahlt. In einigen Reviews wurden die vielen lauten und tobenden Kinder in den Warteschlangen kritisiert. Ich kann das bestätigen – und wenn man mich fragt, machen die Kids dabei alles richtig. Meine Güte, wir sind hier in einem Freizeitpark und nicht auf dem Bauverwaltungsamt! Ist doch schön, wenn man den Gästen die Begeisterung anmerkt.
Man könnte jetzt anmerken, dass bei normalem Andrang die Hauptattraktionen in rund vier Stunden zu schaffen sind. Wer aber in einer pulsierenden Metropole wie Istanbul mit der anderen Tageshälfte nichts anzufangen weiß, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen. Natürlich gibt es Steigerungspotenziale in bestimmten Segmenten, vor allem im Mid-Thrill-Bereich. Toll wäre ein weiterer Coaster, der von der Intensität irgendwo zwischen Nefeskesen und Mecaraperest angesiedelt ist.
So oder so hat der Park uns sehr positiv überrascht. Ob das Vialand allein schon ein Grund für einen Trip in Istanbul ist, sei dahingestellt – auf jeden Fall ist es einer der vielen guten Gründe, diese faszinierende Stadt zu besuchen. Zumindest haben keine Coasterfriends jetzt keine Ausrede mehr, wenn die Freundin hin will