In den Fingern gejuckt hat es mich auch schon seit langem, hierzu etwas zu schreiben, aber ich wollte zu nichts meinen Senf geben ohne zumindest ein wenig reale eigene Erfahrungen gesammelt zu haben. Inzwischen durfte ich drei Achterbahnen im VR-Modus ausprobieren (explizit sind das: 1. "Tren de la Mina" im Parque de Atracciones de Madrid, 2. Batman im Parque Warner Madrid und 3. Daemonen im Tivoli Kopenhagen) und behaupte daher einigermaßen einschätzen zu können, wovon ich rede.
Vorne weg: Ja, man kann durch die VR-Technik einige spannende Effekte generieren, die ohne VR nicht drin wären und die Teile der Achterbahnfahrt spannender und / oder spaßiger werden lassen. Hierzu zählen für mich ganz klar der Lifthill, der Übergang in den First Drop und die Wartezeit in der Schlussbremse. Auch einige Effekte während der Fahrt (z.B. die interaktiven Features im Tren de la Mina) fand ich ganz lustig.
ABER das Fahrgefühl während der eigentlichen Fahrt hat sich bei mir in KEINER der drei getesten Bahnen im Vergleich zur Fahrt ohne VR verbessert! Insbesondere bei Batman fand ich die Fahrt ohne VR sogar noch deutlich besser als mit, weil der Film für meine Begriffe hoffnungslos überfrachtet war und man abgesehen von einer für meine Begriffe komplett absurde Verfolgungsjagd nur wenig davon aufnehmen konnte. Das war bei Daemonen schon besser gelöst, weil der dortige Film angenehmere Perspektiven bietet und nicht ganz so gehetzt wirkt. Trotzdem habe ich mich auch hier nur deshalb in der VR-Schlange angestellt, weil dort die Wartezeit kürzer (!) war als in der regulären Schlange.
Was in meinen Augen allerdings das gewichtigste Argument GEGEN VR ist, ist die dadurch entstehende Kastration der Achterbahn im Bezug auf deren Kapazität! Beide B&M Bahnen waren bei mir im 2-Zug-Betrieb und aufgrund der Ewigkeiten dauernden Abfertigung der VR-Fahrer wartete der 2. Zug in der Regel mehrere Minuten (!!) in der Schlussbremse bis die Station wieder frei wurde. Was das für die Wartezeit bedeutet, möchte ich in einem kleinen Zahlenbeispiel aus dem Parque Warner veutlichen: Bei meiner ersten Fahrt wurde für die Schlange ohne VR eine Wartezeit von 25 Minuten angezeigt, mit VR waren es 60 Minuten laut Anzeige; tatsächlich habe ich für die Fahrt ohne VR fast die doppelte Zeit gewartet, die angeschlagen wurde (ob es in der anderen Schlange dann auch doppelt so lang gedauert hätte kann ich natürlich nur mutmaßen, halte es jedoch für wahrscheinlich). Und wer jetzt glaubt, dass das für eine Hauptattraktion im Sommer noch akzeptabel sein könnte, dem sei versichert, dass am selben Tag nebenan auf Superman praktisch durchgängig Walk-On angesagt war...
Fazit meinerseits zu VR auf Achterbahnen:
Ja, es ist eine nette Spielerei, die ganz witzig sein kann um kleinere Achterbahnen aufzuwerten oder (wieder?) interessant zu machen. Solange das Problem mit der Abfertigung besteht (und ich wüsste nicht, wie man das abgesehen von einer zusätzlichen VR-Station lösen könnte) halte ich die gesamte Sache allerdings (noch?) für zu unausgereift und NICHT freizeitparktauglich - dazu ist der Mehrwert einer VR-Fahrt gegenüber der "normalen" Achterbahn in meinen Augen einfach zu gering. Und ganz ehrlich: Diese Technik in der jetzigen Form auf Achterbahnen einzusetzen, die auch ohne VR schon zu den Highlights eines Parks gehören, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar.
Was heißt das für mein zukünftiges Verhalten, wenn ich auf VR-Bahnen treffe?
Vermutlich ziemlich genau dasselbe wie bei den Ganzjahresmazes: Ich weiß, dass es mir nicht viel gibt, aber wenn es die Zeit erlaubt probiere ich es einmal aus um mitreden zu können (und ein kleines bisschen um meine Neugier zu befriedigen, ob es denn in diesem Fall besser sein könnte als in den anderen Fällen zuvor).